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Meine Rundreise durch Costa Rica im Jahr 2004 - Teil 1
Im Unterschied zu den Beschreibungen der Natur und der verschiedenen
Orte, die ich bereist habe, ist dieser Teil meines Reiseberichts sehr
viel subjektiv verfasst. Er zeigt in chronologischer Reihenfolge die
Stationen meiner Rundreise auf, die mich Anfang 2004 als Mitglied einer
14-köpfigen Gruppe vogelbegeisterter Urlauber durch Costa Rica geführt
hat. Veranstalter der Reise ist das deutsche Unternehmen
Travel-to-nature GmbH gewesen, das unter anderem die Webseite
Costa-rica.com betreibt.

26. Januar 2004: Anreise und Ankunft in San José
Schier
endlos zog sich die Anreise nach Costa Rica in die Länge. Von Düsseldorf aus flog ich am
frühen Morgen des 26. Januar 2004 mit einer Maschine der Iberia erst
einmal nach
Madrid. Dort hatte ich weniger als eine Stunde Zeit, um in das Flugzeug
der Iberia zu steigen, das mich nach Miami, USA, bringen sollte. Nachdem
ich quer über das sehr weitläufige Gelände des spanischen Flughafens gerannt war,
erreichte ich meinen Anschlussflug gerade noch rechtzeitig sank im
Flugzeug abgehetzt in meinen Sitz am Fenster.
Der Flug dauerte fast zehn Stunden, die Zeit an Bord schien jedoch
aufgrund der guten Filme und des vielen leckeren Essens erstaunlich
schnell zu vergehen. Ich war erstaunt darüber, wie gut der Service war,
was an Bord von Flugzeugen bei weitem nicht immer der Fall ist.
In
Miami waren die Transitformalitäten nach der Landung glücklicherweise
schnell erledigt. Im Vorfeld hatte ich viele Horrorgeschichten über die
amerikanische Bürokratie gehört. Mein Sachbearbeiter schenkte mir ein
freundliches Lächeln und flirtete sogar ein wenig. Mit einem solch
netten Empfang hatte ich nun wirklich nicht gerechnet! Im
Aufenthaltsraum des Flughafens saß ich etwas mehr als eine Stunde und
wartete darauf, in mein Anschlussflugzeug nach San José steigen zu
können. Auch während dieses etwas mehr als dreistündigen Fluges nach
Costa Rica bewirtete die Iberia ihre Fluggäste wieder überreichlich. Mir
stand der Sinn aber überhaupt nicht danach, Nahrung zu mir zu nehmen,
denn in Deutschland war es jetzt zwei Uhr nachts und mein Magen befand
sich bereits im Tiefschlaf.
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Bei der Ankunft in San José war ich sehr erschöpft, denn ich hatte an Bord
der Flugzeuge kaum schlafen können. Leider zogen sich
die Einreiseformalitäten in Costa Rica ziemlich in die Länge, weil in
der Schlange, die ich mit meinem Koffer gewählt hatte, vor mir
(natürlich!) jemand beim Schmuggeln erwischt wurde, weshalb erst einmal
über eine halbe Stunde gar nichts mehr ging. Ich wusste, dass vor dem
Flughafen ein Mitarbeiter des lokalen Reiseveranstalters Mapache Tours
auf mich warten würde. Im Geiste sah ich mich schon übermüdet mit einem
Taxi durch eine fremde Stadt irren, um zu meinem Hotel zu gelangen, weil
der Mapache-Tours-Mitarbeiter mich längst abgeschrieben hatte. Diese
finsteren Gedanken rührten jedoch vor allem von meiner Müdigkeit her.
Dann
wurde die Abfertigung der Einreisenden aber zum Glück endlich
fortgesetzt und als ich aus dem Flughafengebäude trat, sah ich zum
ersten Mal das ansteckend fröhliche Lächeln von Eduardo, einem unserer
beiden Reiseleiter. Zusammen mit einer weiteren Mitreisenden hatte er
tapfer auf mich gewartet und wir konnten endlich ins Hotel fahren. Im
"El Sesteo" angekommen, begrüßte ich noch kurz einige weitere
Mitreisende, die im Aufenthaltsraum saßen. Dann gönnte ich mir eine
Dusche und ging anschließend sofort ins Bett. Nach über 24 Stunden
Anreise war ich viel zu erschöpft, um mich auf dem Hotelgelände
umzusehen. Doch ich war mir sicher: Morgen würde die tropische Welt auf
mich warten und ich würde sie genießen können, nachdem ich erst
einmal genügend geschlafen hätte.
27. Januar 2004: Braulio-Carrillo-Nationalpark und Fahrt zur Selva Verde Lodge
Im
Morgengrauen holten mich fremdartige Vogelgesänge aus einem tiefen
Erschöpfungsschlaf. Als ich die ersten Kolibris den neuen Tag begrüßen
hörte, war ich sofort hellwach. Bereits vor dem Frühstück schaute ich
mich auf dem Hotelgelände um, denn dort schwirrten einige frühe Vögel
umher. Ich war nicht allein unterwegs, einige meiner Mitreisenden
gesellten sich zu mir und wir begannen auf nüchternen Magen über die
beobachteten Spezies zu fachsimpeln und einander kennenzulernen. Ein
Mitreisender war besonders hart gesotten, denn er stieg tatsächlich um
kurz vor sieben in der Früh in den Pool, was mir erheblich zu kalt
gewesen wäre. An jenem Morgen begegnete ich nicht nur dem Rest meiner
Reisegruppe, die inklusive meiner Person 14-köpfig war, sondern ich
lernte auch
Gallo
Pinto kennen, die typisch costa-ricanische Frühstücksspeise.
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Um
acht Uhr machten wir uns auf den Weg in Richtung
Selva Verde Lodge, unserer zweiten Unterkunft während der Rundreise. Auf dem Weg dorthin
fuhren wir durch den
Braulio-Carrillo-Nationalpark, den wir in einer etwa zweistündigen
Wanderung teilweise erkundeten. Wir sahen dort Vögel wie
Braunrückentukane (Ramphastos swainsonii) und Kolibris, aber auch Schmetterlinge und
Blattschneiderameisen. Und natürlich gewannen wir die ersten
Tieflandregenwald-Eindrücke. Das üppige Grün und die warmen Temperaturen
waren für uns wintergeplagten Mitteleuropäer traumhaft schön.
Nach
der eindrucksvollen Wanderung waren wir alle hungrig, weshalb wir in
einem kleinen Restaurant einkehrten, das normalerweise vermutlich nur
von Einheimischen besucht wird. In uriger Atmosphäre saßen wir auf
Holzbänken in einem nach allen Seiten hin offenen, fensterlosen Saal, in
dem es trotz des leichten Windes recht warm war. Doch das gehört in
Costa Rica dazu. Das einfache, aber sehr leckere Essen wurde auf
Bananenblättern serviert und es war eine willkommene Stärkung vor der
Weiterreise.
Auf den Tischen standen überdimensional große Einmachgläser, in denen
sich eingelegtes Gemüse befand. Einigen meiner Mitreisenden trieb die
Schärfe dieses harmlos aussehenden Gemüses die Tränen in die Augen. Wir
lernten: Costa-ricanisches Essen ist für so manchen europäischen Gaumen
eine Spur zu scharf. Beim Essen wurden wir von frei laufenden Hühnern
und einem
Montezumastirnvogel (Psarocolius montezuma), siehe Foto rechts, beobachtet -
unsere ersten von vielen weiteren, die noch folgen sollten.
Die Fahrt ging nach dem Mittagessen weiter und am Nachmittag erreichte
die aufgrund der Zeitverschiebung und der Hitze etwas angeschlagene
Gruppe die zauberhaft schöne Selva Verde Lodge. Rasch waren die
Schlüssel verteilt und ich konnte es kaum abwarten, mein Domizil
anzuschauen, in dem ich die nächsten zwei Nächte verbringen würde. Von
meinem auf Stelzen stehenden Holzbungalow war ich mehr als begeistert,
denn er war nicht nur komfortabel eingerichtet, sondern dabei auch
ausgesprochen gemütlich.
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Wir
gönnten uns eine kurze Verschnaufpause. Dann traf sich die Gruppe
wieder, um unter der Führung unserer beiden Guides Jonathan und Eduardo
das Hotelgelände zu erkunden. Gebannt lauschten wir den Ausführungen Jonathans, der uns viel Wissenswertes über den
Tieflandregenwald erzählte. Außerdem zeigte er uns in der dichten
Vegetation Vögel, die unsere (noch) ungeübten Augen glatt übersehen
hätten. Vor allem am Ufer des Sarapiquí-Flusses sahen wir in der Zeit
vor dem Sonnenuntergang viele Vögel wie die
Mangroveschwalbe
(Tachycineta albilinea), den
Blaureiher
(Egretta caerulea) und den zur Familie der Eisvögel gehörenden
Grünfischer
(Chloroceryle americana), siehe Foto in diesem Absatz. Anschließend lernten wir die fantastische Küche der
Lodge kennen. Ausschließlich einheimische Zutaten wandern frisch
zubereitet auf die Teller der Gäste. Selten habe ich so gut gegessen wie
im Restaurant dieser Lodge.
28. Januar 2004: Selva Verde Lodge / Erkundung der Sarapiquí-Region
Es
hatte während der ganzen Nacht geregnet und erst in den frühen
Morgenstunden wieder aufgehört. Das Trommeln des Regens auf dem Dach des
Bungalows hatte sehr beruhigend gewirkt und ich war deshalb morgens
entspannt, die Strapazen der langen Anreise nach Costa Rica hatte ich
hinter mir gelassen. Als wir uns um 06:00 Uhr
morgens zum ersten Vogelbeobachtungs-Spaziergang trafen, hüllten sich
der Fluss und die nähere Umgebung der Hotelanlage in dichte
Nebelschwaden. Jedoch löste die Sonne diese Dunstschleier schnell auf
und gab den Blick auf die frisch geduschte Regenwaldlandschaft und ihre
tierischen Bewohner frei.
Mantelbrüllaffen (Alouatta palliata),
Pfeilgiftfrösche, Gelbhosenpipras,
Braunschwanzamazilien
(Amazilia tzacatl),
Montezuma-Stirnvögel
(Psarocolius montezuma) und die allgegenwärtigen
Bentevis
(Pitangus sulphuratus) gehörten zu den Tieren, die wir zu Gesicht bekamen.
Im
Anschluss an das Frühstück ging ich eine Weile allein auf dem Gelände des Hotels
sowie im nicht weit entfernt liegenden botanischen Garten der Lodge
spazieren. Dort beobachtete ich Wasserschildkröten, ein scheues
Mittelamerikanisches Aguti (Dasyprocta punctata), Libellen,
Bischofstangaren
(Tangara episcopus),
Dunkelspelzer (Sporophila corvina), siehe Foto rechts, Gelbhosenpipras sowie etliche weitere Vogelarten. Im
Schmetterlingshaus des botanischen Gartens zogen mich die Passionsblumenfalter der Art
Heliconius
erato und ihre Verwandten in ihren Bann.
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Am
frühen Nachmittag machte sich die Gruppe auf zu einem gemeinsamen
vogelkundlichen Spaziergang. Unser Fahrer Leandro brachte uns mit dem
Bus in die Nähe der Forschungseinrichtung namens La Selva
Biological Station. In deren unmittelbarer Umgebung wimmelte es geradezu
von Vögeln, darunter Arten wie
Rotscheitel-Maskentyrann
(Myiozetetes similis),
Gelbschwanztrupial
(Icterus mesomelas), siehe Foto rechts,
Kuhreiher
(Bubulcus ibis),
Cayenne-Kuckuck
(Piaya cayana),
Veilchentrogon
(Trogon violaceus),
Bindenameisenwürger
(Thamnophilus doliatus) und verschiedene Baumläuferarten. Die
Pflanzenvielfalt war dort nicht minder beeindruckend. Neben
farbenprächtigen
Wagner'schen
Helikonien (Heliconia wagneriana) und
Rosa
Zwergbananen (Musa velutina) bestaunten wir auch die großen Früchte tragenden
Bäume, die viele gefiederte Futtergäste anzogen.
Im
Anschluss an diesen ruhigen, ausgesprochen schönen Spaziergang suchten
wir an der Straße, die nach Puerto Viejo de Sarapiquí führt, die
seltenen Bechstein-Aras (Ara ambigua), die auch als Große
Soldatenaras bezeichnet werden. Leider gelang es uns nicht, sie aufzuspüren.
Stattdessen hörten wir eine Gruppe
Finsch-Sittiche (Psittacara finschi) laut rufen. Im
dichten Grün der hohen Bäume konnte ich für einen Moment einen dieser
schönen Sittiche ausmachen, bevor seine Körperkonturen wieder mit dem
Blattwerk verschmolzen. Zurück auf dem Gelände der Selva Verde Lodge
angekommen, spazierte ich in der Abenddämmerung noch einmal am ruhig
dahin fließenden Sarapiquí entlang und beobachtete dabei einen
Drosseluferläufer
(Actitis macularius) bei der Nahrungssuche, siehe Foto in
diesem Absatz.
29. Januar 2004: Fahrt nach La Fortuna
Am
frühen Morgen spazierte ich vor dem Frühstück zunächst allein über das
Hotelgelände der Selva Verde Lodge, traf bald aber einige meiner
Mitreisenden. Gemeinsam mit ihnen beobachtete ich an der Futterstelle in
der Nähe des Speisesaals
Montezuma-Stirnvögel,
Rotkopf-Stirnvögel (Psarocolius montezuma),
Zuckervögel
(Coereba flaveola) und eine
Carmiolkardinal
(Habia carmioli) dabei, wie sie sich an den für sie bereitgelegten
Bananen gütlich taten. Nach dem Frühstück blieb mir vor der Weiterfahrt zum
nächsten Etappenziel unserer Rundreise noch ein wenig Zeit für einen weiteren Spaziergang
auf dem Hotelgelände.
Am steinigen Flussufer beobachtete ich eine männliche
Sonnenralle
(Eurypyga helias) bei der Balz, sah einem
Truthahngeier
(Cathartes aura) aus nächster Nähe bei der Gefiederpflege zu und
lauschte den fröhlichen Liedern der Zaunkönige. Ich muss gestehen, dass
mir der Abschied von diesem zauberhaften Ort sehr schwer fiel. Gern wäre
ich noch länger dort geblieben. Allein der Gedanke, dass weitere schöne
Orte auf meiner Reiseroute liegen würden, tröstete mich, als ich in den
kleinen Reisebus unserer Gruppe stieg.
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Nachdem
wir bereits einige Zeit gefahren waren, rückte der Uhrzeiger
unaufhaltsam der Mittagszeit entgegen, was wir auch anhand der Leere in
unseren Mägen deutlich spürten. Unser Reiseleiter Jonathan schlug vor,
wir könnten in einer kleinen Cantina zu Mittag essen, die sich im selben
Gebäude befand wie eine Rinderauktionshalle. Dort würden heute sogar
Tiere unter den Hammer kommen, erklärte er uns. Das klang spannend, also
willigten wir ein und besuchten eine costa-ricanische Rinderauktion. Die
übrigens ganz nebenbei bemerkt von Jonathans Schwiegervater geleitet
wurde, wie wir vor Ort erfuhren. Unser Mittagessen nahmen wir also
zwischen Gauchos und anderen Einheimischen in der kleinen, urigen
Cantina ein. Es war einfach, preiswert und lecker - was will man mehr?
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Einige der Rinder, die in der
Auktionshalle versteigert wurden |
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Von einem Steg aus wurden die
Rinder vor der Auktion genau betrachtet |
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Am
frühen Nachmittag kamen wir in
La Fortuna an,
der Stadt am Fuße des Arenal, seinerzeit einer der aktivsten Vulkane des
Landes. Der Arenal hüllte sich aber zu unserem Bedauern größtenteils
züchtig in Wolken, sodass wir keinen Blick auf ihn erhaschen konnten.
Unsere Gruppe war aufgrund einer kurz vor Reisebeginn noch erfolgten
zusätzlichen Buchung zu groß geworden, deshalb konnten nicht alle
Teilnehmer wie geplant in den hölzernen Cabinas einer Hotelanlage
untergebracht werden. Gemeinsam mit meiner Mitreisenden Nellie melde ich
mich freiwillig, um in das auf der gegenüberliegenden Straßenseite
angesiedelte Hotel "Coloso Arenal" auszuweichen. Vom Garten aus hatten
wir eine herrliche Aussicht auf den Vulkan - sofern er nicht unter einer
dicken Wolkenschicht lag.
Um
die verbleibenden hellen Stunden dieses Tages für eine erste Erkundung
der Gegend nutzen zu können, blieb uns keine Zeit, unsere Koffer
auszupacken, mir aber nichts ausmachte. Wenige Minuten nach unserer
Ankunft in La Fortuna stiegen wir wieder in den Bus und fuhren in
strahlendem Sonnenschein zum
Arenal-Nationalpark. Die Landschaft ist dort urtümlich und wild, sie
faszinierte uns sehr. Während wir am Wegesrand eine
Königsboa (Boa constrictor), siehe Foto rechts, bestaunten, zogen über uns bereits die ersten dichteren Wolken
zum Vulkan, den man in der Ferne rumpeln hören konnte, wenn man
konzentriert lauschte. Wir schenkten den Wolken zu dieser Zeit jedoch
noch keine Beachtung, obwohl sie später noch für eine Überraschung gut
sein sollten ...
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Wir
überquerten südlich des Sendero Las Coladas, einem Wanderweg im
Nationalpark, einen Wasserlauf, wanderten durch einen jungen
Sekundärwald. Unterwegs beobachteten wir viele Tier- und Pflanzenarten.
Im Dickicht des Waldes begegneten wir beispielsweise dem truthahngroßen
Rostbauchguan (Penelope purpurascens). Als die Sonne schon tief über dem Arenal-See stand,
erreichten wir ein Geröllfeld, das aus erstarrter Lava bestand. Dieses
Geröll
war noch nicht alt, sodass dort nur wenige Pflanzen wuchsen. Die
Abendsonne hüllte die Landschaft in ein warmes, rotes Licht, während
sich im Hintergrund die Wolken immer dichter um den Vulkan zogen. Von
Zeit zu Zeit wehte der Wind einen beißenden Schwefelgeruch aus dem
Schlund der Erde zu uns herüber.
Obwohl
uns die Landschaft mit ihren von der immer tiefer sinkenden Sonne
erzeugten, langen Schatten faszinierte, mahnte unser Reiseleiter
Eduardo nach einiger Zeit zur Eile, weil es bald dunkel werden würde und
wir aus dem Lavafeld in die Ebene hinabsteigen mussten. Tatsächlich
wurde es binnen weniger Minuten dunkler, was allerdings nicht nur an der
fortgeschrittenen Uhrzeit lag. Die Wolken rund um den Arenal wurden
rasch zusehends dichter und grauer. Als wir durch ein kleines Wäldchen
wanderten, mussten wir bereits unsere Taschenlampen einschalten, um den
Weg sehen zu können.
Kaum hatten wir eine dahinter liegende Ebene erreicht, hörten wir um uns
herum die Rufe der dort heimischen
Pauraquenachtschwalben (Nyctidromus albicollis), deren
Augen im Schein unserer Taschenlampen geheimnisvoll aufleuchteten. Wir
schauten noch ganz fasziniert einer im Lichtkegel entschwindenden
Nachtschwalbe nach, als es zu nieseln begann. Wieder mahnte Eduardo
besonders eindringlich zur Eile, diesmal sollten wir aber nicht laufen,
sondern so rasch wie möglich unsere Regenkleidung überziehen.
Ich hatte meinen Regenponcho gerade erst übergeworfen, da begann es auch
schon stärker zu regnen. Als wir einige Minuten später den auf uns
wartenden Reisebus erreichten, bemerkten wir, dass ein Ascheregen
niedergegangen war. Mein zuvor leuchtend blau gefärbter Poncho war deutlich
grauer geworden und von einer Ascheschicht bedeckt. Eduardo, der die
Gegend kennt, hatte das gewusst und uns davor bewahren wollen, dass
unsere Kleidung sich mit dem Ascheregen vollsaugen würde. Während der
Rückfahrt zum Hotel herrschte eine gelöste und fröhliche Stimmung und
alle freuten sich nach diesem ereignisreichen Tag auf das Abendessen.
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30. Januar 2004: Erkundung der Umgebung von La Fortuna
Bereits
um 05:30 Uhr trafen Nellie und ich bei unserem Mitreisenden Hans ein,
der anders als wir in einer Holz-Cabina wohnte. Hans zauberte eine Tasse
Kaffee für uns, die uns für den um 06:00 Uhr beginnenden
Morgenspaziergang stärken sollte. Genau genommen stiegen wir zusammen
mit der restlichen Gruppe um 06:00 Uhr zunächst einmal in den Bus und
fuhren einige Kilometer weit, bevor wir in der Nähe des Ufers des
Arenal-Sees auf Vogelpirsch gingen. In den hohen Bäumen sahen wir einen
jungen Schwarzguan (Chamaepetes unicolor),
außerdem einen Langschwanztyrann (Colonia colonus), einen
Rotschwanz-Glanzvogel
(Galbula ruficauda),
Rabengeier (Coragyps atratus), einen
Wegebussard
(Rupornis magnirostris), einen
Glatzenkopfpapagei
(Pionus senilis). Etliche weitere Gefiederte zeigten sich
in der Nähe des Sees.
Gegen
08:00 Uhr siegte der Hunger über die Entdeckungslust und wir wollten zum
Hotel fahren. Dieser Plan war gut, doch wenn viele begeisterte
Vogelbeobachter eine Reise unternehmen, gibt es in Costa Rica immer
wieder Verzögerungen: Wir fuhren genau so lange weiter, bis uns einige
Moschusenten (Cairina moschata), die wir auf einer Weide neben der Straße erspäht
hatten, zum Anhalten "zwangen". Natürlich wollten wir diese
Vögel genau betrachten und hielten deshalb an. Der Zwischenstopp lohnte
sich, denn ganz in der Nähe lief außerdem eine
Rotschnabel-Pfeifgans (Dendrocygna autumnalis) umher.
Einige hundert Meter weiter hielten wir erneut an, weil wir Greifvögel
und zwei
Weißkehl-Elsterhäher
(Cyanocorax formosus) sahen. Danach konnten wir endlich die Fahrt zum
Frühstücksbuffet fortsetzen. Im Speisesaal des Hotels leisteten uns
einige vorwitzige
Haussperlinge (Passer domesticus) Gesellschaft, um ein paar herabgefallene Brotkrumen zu
erhaschen.
Der
Vormittag stand uns zur freien Verfügung, was bei einer Gruppenreise ein
wenig Zeit für Unternehmungen auf eigene Faust ermöglicht und was ich
sehr begrüßte. Ich spazierte während des Vormittags allein durch La Fortuna und erledigte ein paar Einkäufe. Außerdem
schickte ich von einem Internetcafé aus einige Grüße an Daheimgebliebene
ab und schaute die Stadt ganz in Ruhe an. Anschließend beobachtete
ich im Hotelgarten die vielen verschiedenen Vogelarten, die sich dort
aufhielten. An den nektarreichen Blüten der Bäume tummelten sich zum
Beispiel
Gilbdrosseln (Turdus grayi),
Buntkehlsaltatoren
(Saltator maximus), balzende Kolibris,
Baltimoretrupiale
(Icterus galbula),
Bentevis
(Pitangus sulphuratus),
Gelbbauch-Olivtyrannn
(Elaenia flavogaster) und
Graugelb-Todityrannen
(Todirostrum cinereum wetmorei). Auf den Zäunen in der Umgebung machten es
sich
Rosttäubchen (Columbina talpacoti) bequem und abgebrochene
Baumstämme
mit Höhlen luden
Tovisittiche
(Brotogeris jugularis) zu Wohnungsinspektionen ein.
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Um 14:00 Uhr traf sich die Reisegruppe, um gemeinsam zum Schutzgebiet
Ecocentro Danaus in der Nähe von La Fortuna zu fahren. Wie eine
Insel inmitten weitläufiger Weideflächen findet sich dort ein intakter,
artenreicher Sekundärwald. Er ist ein einzigartiges Refugium für
unzählige Tiere und Pflanzen. Auf dem Gelände der Projektgemeinschaft
findet sich beispielsweise eine Kolonie der behäbig wirkenden
Kahnschnäbel (Cochlearius cochlearius), einer Reiherart.
Aber auch andere Tierarten wie Schmetterlinge, Faultiere,
Krokodilkaimane
(Caiman crocodilus), Pfeilgiftfrösche, große Spinnen und die imposanten
Halsbandarassaris
(Pteroglossus torquatus) kann man dort beobachten. Am Futterplatz, an dem
Bananen ausgelegt werden, finden sich dutzende Vögel gleichzeitig ein
und man weiß mitunter nicht, wohin man zuerst schauen soll.

Links ein Schwalbenorganist-Weibchen (Euphonia hirundinacea),
daneben ein Männchen und rechts eine Bischofstangare (Thraupis
episcopus)
Abends hofften wir - leider vergeblich - auf eine Wolkenlücke, um die
Lavaflüsse des Vulkans betrachten zu können. Aufgrund der schlechten
Sicht blieb uns nichts anderes übrig, als auf eine bessere Gelegenheit
zu hoffen und uns ausgiebig unserem Abendessen zu widmen.
31. Januar 2004: Tagesausflug zum Río Frío und Caño-Negro-Schutzgebiet bei Los Chiles
Da
wir erst um 07:30 Uhr zu unserem Tagesausflug nach Los Chiles aufbrechen
wollten, blieb mir vor dem Frühstück ein wenig Zeit für einen
Morgenspaziergang, bei dem ich in La Fortuna unter anderem
Großschwanzgrackeln
(Quiscalus mexicanus),
Jacarinitangaren
(Volatinia jacarina) und
Riefenschnabelanis
(Crotophaga sulcirostris) zu Gesicht bekam. Unsere Fahrt nach Los Chiles
führte uns an einem Baum im Ort Muelle vorbei, auf dem sich mehrere
stattliche
Grüne Leguane
(Iguana iguana) in der Sonne aalen. Wir bestaunten die archaischen
Tiere und setzten anschließend die Fahrt in Richtung nicaraguanischer Grenze
fort. Nach einer kleinen Stärkung in einem winzigen Lokal, in dem es
unter anderem leckere aufgeschlagene Fruchtgetränke gab, bestiegen wir
in Los Chiles das Boot, welches uns zum
Caño-Negro-Schutzgebiet bringen sollte.
Die Fahrt führte uns zunächst über den Río Frío,
der sehr ruhig dahin fließt und an dem sehr viele Tier-
und Vogelarten heimisch sind. Entsprechend kurzweilig gestaltete sich
unsere Tour: An den Ufern beobachteten wir viele interessante Spezies,
darunter
Stirnlappenbasiliske (Basiliscus plumifrons),
Rotwangen-Schmuckschildkröten (Trachemys scripta), schlafende
Große
Sackflügelfledermäuse (Saccopteryx bilineata) und natürlich jede Menge Vögel.
Grünreiher (Butorides virescens), Erz- und
Amazonas-Fischer (Chloroceryle amazona),
Silberreiher (Ardea alba),
Zwergbinsenralle (Heliornis fulica),
Amerikanische Schlangenhalsvögel (Anhinga anhinga) und
Biguascharben (Phalacrocorax brasilianus) gehören zu den
typischen Bewohnern der Uferregionen des Río Frío. Die Abbildung in
diesem Absatz zeigt einen der vielen
Schmuckreiher (Egretta thula), die in der Region heimisch
sind und sich vom Boot aus für gewöhnlich leicht beobachten lassen.
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So viel Naturgucken macht hungrig. Mittags hielten deshalb wir an einem
hübschen Uferabschnitt an, um dort ein Picknick zu veranstalten. Die
mitgebrachten costa-ricanischen Speisen schmeckten in der schönen
Umgebung doppelt so gut. Wären da nur nicht die vielen Moskitos gewesen!
Eine Stunde hielten wir uns am Ufer auf, um unser Mittagessen
einzunehmen. Und eine Stunde lang war ich das Mittagessen für unzählige
Moskitos. Über 40 stark juckende Stiche zählte ich am Abend, und das
trotz Anti-Mücken-Lotion. Aber es war ja zu erwarten, dass in dieser
wasserreichen Landschaft viele Moskitos leben würden. Glücklicherweise
hat man in Costa Rica keine Malaria-Infektion zu fürchten.
Während des zweiten Teils unserer "Flusssafari" fuhren wir in den
zentralen See von Caño Negro. Dort sahen wir einen recht stattlichen
Krokodilkaiman (Caiman crocodilus) in der Sonne dösen. Außerdem konnten wir Vögel wie
den seltenen Dreifarbenreiher (Egretta tricolor), die Schneckenweihe (Rostrhamus sociabilis),
Schneesichler (Eudocimus albus),
Gelbstirnblatthühnchen (Jacana spinosa) und einen
Waldstorch (Mycteria americana) beobachten. Die Rückfahrt nach Los Chiles ging schneller
vonstatten als die Fahrt zum See. Von dieser ereignisreichen
Beobachtungstour waren wir am Nachmittag ein wenig müde, als
wir in unseren Bus einstiegen und nach La Fortuna zurückfuhren. So mancher
Vogelfreund schlief im Bus ein, sobald dieser über die Straße zu
schaukeln begann.
Doch unsere Entdeckerlust war für diesen Tag noch nicht verschwunden.
Voller Optimismus fuhren wir am Abend zur aktiven Flanke des Arenal.
Aber wieder sahen wir nur Dunkelheit und keine Lavaflüsse, weil der
Vulkan nach wie vor in Wolken gehüllt war. Durchaus ein wenig enttäuscht
machten wir uns auf den Weg nach La Fortuna, um in der Stadt zu Abend zu
essen. Nellie und ich gönnten uns in einem einheimischen Lokal ein
schmackhaftes costa-ricanisches Abendessen und ließen den Tag bei einem
eisgekühlten, aufgeschäumten Fruchtgetränk (Batido) ausklingen.
1. Februar 2004: Weiterfahrt nach Monteverde
Wie bis dahin jeden Morgen ging ich auch an diesem Tag schon vor dem
Frühstück meiner Lieblingsbeschäftigung nach: Vögel beobachten. Im
Hotelgarten in La Fortuna gab es viel zu sehen und ich konnte sogar zwei
Kolibris beim ekstatischen Liebesspiel im Gras (!) betrachten. Anfangs
dachte ich, die Vögel würden streiten, weil sie sich so wild gebärdeten.
Wie man sich täuschen kann ... Der Vulkan hüllte sich an seiner Spitze
nach wie vor in Wolken, die aber heute eine andere Form hatten als in
den vergangenen Tagen. Vermutlich würde die Wolkendecke endlich
aufreißen, was uns aber nicht viel bringen würde, weil unsere
Weiterfahrt zum nächsten Etappenziel auf dem Programm stand.
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Nach dem Frühstück und einigen kleinen Erledigungen in La Fortuna -
obwohl heute Sonntag war, waren die Supermärkte geöffnet - fuhr die
Gruppe um 10:00 Uhr mit dem Bus ab in Richtung Nuevo Arenal. Gegen
Mittag kamen wir dort an und wir nahmen in einem sehr touristisch
wirkenden
Lokal mit Einheitsessen und gesalzenen Preisen unser Lunch ein. Einzig
der Blick auf den Arenal-See rechtfertigte die horrenden Preise.
Obendrein war die die Qualität der Speisen nicht überzeugend, da war
sich die ganze Gruppe einig. Im Vergleich zu dem, was wir bisher in
Restaurants gegessen hatten, war das Mittagessen in Nuevo Arenal sehr
lieblos zubereitet. Deshalb kürzte ich das Mittagessen ab und ging
lieber rund um das Lokal spazieren. In der üppigen niedrigen Vegetation
dieser offenen Landschaft versteckten sich zahllose Insekten und die
vielen Blüten lockten bunte Schmetterlinge an. Außerdem suchte ich eine
Stelle, von der aus ich ein schönes Foto vom Arenal-See anfertigen
konnte.
Wir setzten unsere Fahrt weiter um den See herum fort, fuhren an Tilarán
vorbei und schließlich durch die weite, gerodete Landschaft von
Guanacaste. Von dort aus hatten wir einen herrlichen Ausblick auf den -
natürlich nahezu nicht mehr in Wolken gehüllten - Arenal. Zwar war die
Aussicht wirklich schön. Aber den schlechten Zustand der "Straßen"
konnte sie nicht wettmachen. Stundenlang fuhren wir über eine holprige
Piste, die uns gründlich durchschüttelte, weiter nach Monteverde. Als
wir dort ankamen, dämmerte es bereits und wir waren froh, endlich nicht
mehr im Bus sitzen zu müssen. An diesem Abend umfing uns der
Bergnebelwald mit seiner kühlen, feuchten Luft und ich begann sofort zu
frieren, war ich doch inzwischen die hohen Temperaturen des Tieflandes
gewohnt. Unser Abendessen im Restaurant der Trapp Family Lodge, in der
wir untergebracht waren, tat uns nach der langen Fahrt sehr gut. Beim
Einschlafen lauschte ich dem Heulen und Wispern, das der Wind in den
Ästen der Urwaldbäume ertönen ließ.
2. Februar 2004: Wanderungen in Santa Elena und Monteverde
Wie bisher an fast jeden Morgen, trafen wir uns auch heute um 06:00 Uhr
in der Früh zum ersten vogelkundlichen Spaziergang. In winddichte Jacken
und wärmende Pullover gehüllt, durchwanderten wir die morgendliche Kühle
des Bergnebelwaldes und hörten dem Gesang der vielen Vögel zu, die wir
leider nicht alle zu Gesicht bekamen. Zu den Bewohnern der Umgebung
unseres Hotels gehören zum Beispiel die
Rußdrossel (Turdus nigrescens), siehe Foto rechts, die
Gilbdrossel (Turdus grayi), der
Goldbrauenorganist (Chlorophonia callophrys) und der
Rostbauchguan (Penelope purpurascens), den wir bei seinem
morgendlichen Mahl beobachten konnten. Bald waren auch wir hungrig,
weshalb wir uns in den Speisesaal unseres Hotels begaben. Vor dem Essen
brachten wir dem Geburtstagskind unserer Reisegruppe ein Ständchen -
dank der Nachhilfe unseres Reiseleiters Eduardo sogar auf Spanisch. Das
Geburtstagskind wünschte sich, wir mögen heute den
Quetzal (Pharomachrus
mocinno) sehen. Zu unser aller großen Freude sollte dieser
Wunsch tatsächlich etwas später an diesem Tag in Erfüllung gehen.
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Der größte Teil der Gruppe fuhr nach dem Frühstück nach Santa Elena, um
dort den
Sky Walk zu besuchen. Unsere Wanderung über dieses
Hängebrückensystem, das durch das Kronendach des Bergnebelwaldes führt,
war für mich ein echter Höhepunkt meiner Costa-Rica-Reise. Zwei
Gruppenteilnehmer begleiteten uns nicht, da sie an Höhenangst litten.
Ihre Entscheidung war weise, denn die Brücken schwankten teilweise recht
stark und für jemanden mit Höhenangst dürfte dies alles andere als
angenehm sein. Die Aussichten, die sich uns während der Wanderung boten,
waren dafür umso atemberaubender und ich war begeistert von der
Artenvielfalt, die uns umgab.
Zunächst führte der Weg über eine Brücke, dann durch einen dichten Wald
und bald wieder über eine Brücke. An das Schwanken gewöhnten wir uns
rasch. Die Einblicke in die Kronenregion des Bergnebelwaldes waren so
vielfältig, dass man alle paar Meter etwas Neues entdeckte. Nach der
zweiten Brücke folgte wieder ein Stück Weg durch ein Waldgebiet - und
dann saß er plötzlich über uns im Geäst: ein männlicher Quetzal.
Minutenlang betrachteten wir ehrfürchtig staunend dieses wunderschöne
Geschöpf, bis wir uns irgendwann von diesem herrlichen Anblick losreißen
mussten, schließlich wollten wir bis zum Mittag auch noch den Rest des
Wanderweges erkunden. Am Ende des Rundwanderwegs gelangten wir zur
Kolibri-Galerie, die ihrem Namen alle Ehre macht. Eine Weile blieben wir
dort und schauten den quirligen Vögeln beim Nektartrinken zu, dann
machten wir uns auf den Weg zum Mittagessen, das wir an diesem Tag nach
dem ereignisreichen Morgen sehr genossen.
Den Nachmittag verbrachten wir im
Santa Elena Biological Reserve, einem Schutzgebiet in Santa Elena,
das bisher noch nicht so überlaufen ist wie das Reservat in Monteverde.
Sozusagen aus der Froschperspektive durchwanderten wir nun den
Bergnebelwald, nachdem wir ihn morgens aus der Vogelperspektive erlebt
hatten. Von unten betrachtet, sieht er vollkommen anders aus als im
Kronendach. In Bodennähe dominiert dichter Unterwuchs, der voller Moose,
Flechten,
Farne und Epiphyten wie
Tillandsien und Bromelien ist. Tief im Wald ist es um die
Mittagszeit geradezu gespenstisch still und es weht kaum Wind. Bleibt
man eine Weile ruhig stehen, hört man im Unterholz raschelnde Geräusche,
die zum Beispiel von Vögeln verursacht werden, die unter den welken
Blättern nach Insekten suchen.
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Die Zeit im Santa Elena Biological Reserve verging wie im Flug und bald
brachen wir wieder auf in Richtung Hotel. Nach einem kurzen Stopp zum
Einkaufen in Santa Elena und an der nahe gelegenen Käserei der Quäker
konnten wir die letzte helle Tagesstunde in der Umgebung unserer
Unterkunft nutzen, um spazieren zu gehen. Ich schlenderte allein durch
den Wald, sah etliche für diese Region typische Regenbögen, viele
interessante Pflanzen und auch einige Vögel, darunter den hübschen
Halsband-Waldsänger (Myioborus torquatus). Es war ein
wunderschöner letzter Abend in dieser Region Costa Ricas, die wir am
folgenden Tag verlassen würden. Doch die Ruhe des Abends sollte nicht
lange anhalten ...
3. Februar 2004: Weiterfahrt zum Carara-Nationalpark
Um kurz nach Mitternacht begann es heftig zu stürmen. In meinem großen
Bungalow wurde es so kalt, dass ich einen Pullover über meinem
Schlafanzug anziehen musste, um unter der (dicken) Bettdecke nicht zu
frieren. Natürlich durften auch die obligatorischen Socken nicht fehlen,
schließlich bin ich eine bekennende "Frostbeule". Nachdem ich trotz des
lauten Tosens des Sturmes wieder eingeschlafen war, riss mich eine
Berührung im Gesicht aus dem Schlaf. Verschreckt griff ich nach meiner
Taschenlampe und sah einige Meter entfernt zwei glühende Punkte lautlos
durch den Lichtkegel huschen. Erst nachdem ich meine Brille aufgesetzt
hatte, konnte ich den mehr als handtellergroßen Nachtfalter erkennen,
der durch meinen Bungalow flog.
Völlig gerädert ging ich um 07:00 Uhr in den Speisesaal, in dem lauter
frierende Vogelfreunde über ihre Teller gebeugt sehnsüchtig auf eine
warme Portion Rühreier und Gallo Pinto sowie Kaffee und Tee warteten.
Dass es im Bergnebelwald kühler als im Rest des Landes sein würde, war
uns im Vorfeld bereits bewusst gewesen. Dass es aber so kalt wie in der
vergangenen Nacht werden könnte, hatten viele von uns nicht für möglich
gehalten. Auch hatte das laute Tosen des Sturms dazu beigetragen, dass
viele meiner Mitreisenden ebenso wie ich kaum ein Auge zugetan hatten.
Doch nach dem Frühstück sah die Welt gleich wieder viel freundlicher
aus.
Um 08:00 Uhr verließen wir den vom Sturm geschüttelten Wald von
Monteverde und fuhren zur Finca Ecológica nach Santa Elena. Dort schien
zum Glück die Sonne, aber noch immer stürmte es stark. Deshalb sahen wir
in dem auf der Pazifikseite des Landes gelegenen Bergnebelwald fast
keine Vögel. Dafür kreuzte aber ein
Mittelamerikanisches Aguti (Dasyprocta
punctata) unseren Weg und wir konnten einen
Kaffeestrauch
(Coffea arabica) aus der Nähe betrachten. Unter den wenigen
gefiederten Waldbewohnern, die wir zu Gesicht bekamen, waren ein
Kletterwaldsänger (Mniotilta varia) und ein
Braunhäher (Cyanocorax morio). Alles in allem war der
Waldspaziergang deshalb sehr schön und wir waren begeistert von der
Artenvielfalt. Bald fuhren wir weiter in Richtung
Carara-Nationalpark.
Unterwegs konnten wir den beeindruckenden Bergnebelwald, in dem wir die vergangenen Tage
verbracht hatten, aus einiger Entfernung sehen. Je weiter wir uns von
ihm entfernten, desto spärlicher wurde die Vegetation.
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Nach einer Weile erreichte unser Bus die berühmte Panamericana, also
jene Straße, die gleichermaßen durch Nord-, Zentral- und Südamerika
verläuft. Das Teilstück, welches wir befuhren, war in beide Richtungen
jeweils einspurig und damit recht unspektakulär. Nach dem Mittagessen in
einem Road Stop, in dem wir Heerscharen von Touristen aus den USA
antrafen, erreichten wir am Nachmittag den Eingangsbereich des
Carara-Nationalparks. In brütender Hitze harrten wir aus, um auf die
Hellroten Aras (Ara macao) zu warten, die dort am späten Nachmittag auf dem Weg
zu ihren Schlafbäumen vorbeifliegen. Hoch oben am Himmel sahen wir
tatsächlich einige Aras. Die
Riefenschnabelani (Crotophaga sulcirostris), siehe Foto in
diesem Absatz, waren leichter zu beobachten. Diese Vögel hielten sich
ganz in unserer Nähe auf und hüpften nach einer Weile direkt vor unseren Füßen im Gras herum.
Bald erreichten wir das nahe gelegene Hotel Villa Lapas, in dem wir uns
für eine Nacht einquartierten. Das Hotelgelände ist wunderschön, gern
wäre ich dort länger geblieben. Ein kleiner Flusslauf windet sich an den
flachen Häusern entlang und ringsherum erheben sich riesige Urwaldbäume.
Für meinen Geschmack zu touristisch und bei weitem zu kitschig ist der
Nachbau eines einheimischen Dorfes, in dem - wie sollte es auch anders
sein - etliche Souvenirgeschäfte untergebracht sind. In dieser
künstlichen Kulisse aßen wir zu Abend, während um uns herum Frösche in
allen erdenklichen Tonlagen quakten und piepsten.
Weiter mit Teil 2 des Reiseberichts ...
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