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Sinharaja-RegenwaldIn aller Welt sind die Regenwälder aufgrund von Abholzung drastisch geschrumpft, so auch in Sri Lanka. Glücklicherweise ist die Bedeutung des Sinharaja-Regenwaldes (Sinharaja Rainforest) noch gerade rechtzeitig erkannt worden. Dieser tropische Tieflandregenwald, der sich im Südwesten der Insel befindet, ist deshalb vor der Zerstörung bewahrt worden. Mehr noch, er ist zum Nationalpark erklärt worden und gilt seit 1988 als UNESCO-Weltkulturerbe. Weltweit ist dieser Regenwald für seine enorme Artenvielfalt sowie die recht hohe Zahl endemischer Spezies, also Arten, die ausschließlich dort in freier Natur vorkommen, bekannt. So sind beispielsweise über 60 Prozent der Bäume endemisch, hinzu kommen etliche endemische Vögel. Über 50 Prozent der sri-lankischen endemischen Säugetierarten sind im Sinharaja-Regenwald anzutreffen und natürlich auch eine ganze Reihe Reptilien, Amphibien sowie Insekten und sogar Fische. Das Schutzgebiet ist 6.092 Hektar groß und liegt in Höhenlagen zwischen 300 und 1.170 Meter, der höchste Punkt ist der Hinipitigala Peak. Interessierten Besuchern steht das Waldgebiet offen. Allerdings ist für den Besuch eine behördliche Genehmigung erforderlich, die das Forest Department in Colombo erteilt. Doch vor Ort kann man sie ebenfalls erhalten, wie ich im Jahr 2006 selbst erlebt habe. Es kommen nur wenige Besucher in das Schutzgebiet und diese Menschen sind zumeist echte Naturliebhaber oder Vogelbeobachter, die gern die seltenen gefiederten Waldbewohner sehen möchten. Innerhalb des Nationalparks befinden sich zwei kleine Dörfer, in denen etwa 50 Familien leben. Dennoch begegnet man im Wald meist keinem Menschen - mit Ausnahme der wenigen anderen Besucher, die oft entweder mit Ferngläsern in die Baumkronen starren oder schwitzend eine schwere Fotoausrüstung mit sich herum schleppen. Was ich ganz nebenbei bemerkt ebenfalls getan habe. Beides, das Schwitzen und das Schleppen. Es ist ungemein schwül in dem Waldgebiet und die Temperaturen liegen mittags weit über 30 Grad Celsius. Von den Touristengebieten des Südwestens und Südens Sri Lankas aus ist der Sinharaja-Regenwald relativ gut an einem einzigen Tag zu erreichen. Wer in einem weiter entfernten Teil des Landes seinen Urlaub verbringt und einen Abstecher in den Regenwald machen oder dort länger als nur einige Stunden verweilen möchten, finden sich im Schutzgebiet Übernachtungsmöglichkeiten. Es gibt zum Beispiel die Sinharaja Eco Lodge mit ihren Chalets (Adresse siehe Linktipps rechts auf dieser Seite) oder aber im Dorf Deniyaya die einfache, aber als sauber geltende und familiär geführte Samarawilla-Lodge. Wer ein größeres Reisebudget zur Verfügung hat und lieber luxuriös wohnt, findet hierzu einige Linktipps in der rechten Spalte. Im November 2006 habe ich von Aluthgama aus einen Tagesausflug in den Sinharaja-Regenwald unternommen. Weil es an den Tagen zuvor sehr stark geregnet hatte, hat der Ausflug mehrmals verschoben werden müssen und andere Interessenten sind abgesprungen. Vielleicht ist einer der Gründe dafür gewesen, dass es nach ergiebigen Regenfällen im Wald nur so von Blutegeln wimmeln soll. Zumindest hatte dies der Reiseleiter seinerzeit erklärt. Von ein paar Tierchen wollte ich mich aber nicht abschrecken lassen. Deshalb bin ich ohne andere Touristen ins Schutzgebiet gefahren. Mit einem Guide, dessen mangelnde englische Sprachkenntnisse leider keine Rückfragen meinerseits zugelassen haben, bin ich durch den Wald gewandert, wobei ich tapfer alle Blutegel abgewehrt habe, bevor sie sich an meinen Beinen allzu sehr festsaugen konnten. Und es sind in der Tat viele dieser Tiere damit beschäftigt gewesen, mich zu beißen. Der Reiseleiter hatte also nicht gelogen. Doch davon einmal abgesehen, ist es ein großartiges Erlebnis gewesen, diesen fantastischen Regenwald zu erleben. Sehr gern hätte ich ihn allein durchstreift, was aber wegen des Schutzstatus des Gebietes und vermutlich auch wegen der in dem Wald lebenden giftigen Tiere nicht erlaubt ist. Touristen dürfen sich nur in Begleitung eines Guides durch den Sinharaja-Regenwald bewegen. Es stehen für die Erkundungen drei Hauptwege zur Verfügung, deren Länge zwischen vier und 14 Kilometer liegt. Kleinere Rundwege zweigen von ihnen ab, siehe Foto rechts. Der Eintrittspreis hat im November 2006 bei 575 Rupien zuzüglich des Honorars für den Führer gelegen. Je nach Gruppengröße und Dauer der Wanderung beträgt dieses circa 300 bis 600 Rupien - zuzüglich Trinkgeld (ebenfalls Stand 2006). Gleich zu Beginn ist mir die enorme Artenfülle des Primärwalds aufgefallen. Bislang bin ich in anderen Teilen der Welt meist durch Sekundärwälder gewandert und habe deshalb eine solche Vielfalt noch nie erlebt. Als Primärwald wird ein Gebiet bezeichnet, das von Menschen bislang unberührt gewesen ist. Sekundärwälder sind jene Wälder, die nach der Zerstörung von Primärwäldern durch den Menschen mit der Zeit erneut gewachsen sind. Leider kenne ich mich mit der Pflanzenwelt nicht sonderlich gut aus und ich habe mir die vielen Namen der Gewächse, die mir der Guide genannt hat, unterwegs bedauerlicherweise nicht alle merken können. In den Kapiteln über die Pflanzen Sri Lankas finden sich etliche Aufnahmen, die im Sinharaja-Regenwald entstanden sind. Vielleicht können Sie ja die eine oder andere Spezies bestimmen, die ich bislang nicht benennen konnte. Schon am Anfang der fünfstündigen Wanderung habe ich an einem Hang Pflanzen bemerkt, die ich sehr gut kenne und somit selbst identifizieren konnte: Nepenthes distillatoria. Diese Kannenpflanzenart gehört zu den fleischfressenden Pflanzen und kommt im Sinharaja-Regenwald an vielen Stellen in großen Mengen vor. Nepenthes distillatoria ist meines Wissens in Sri Lanka endemisch. Weil ich selbst seit vielen Jahren zu Hause fleischfressende Pflanzen pflege, habe ich mich umso mehr gefreut, diese schöne Art an ihrem Naturstandort bewundern zu können. Von der Kudawa-Station aus hat uns die Wanderung zunächst bergauf über einen breiten Weg geführt, an dessen Seiten links und rechts steile Hügel ansteigen. Die Bäume sind allesamt sehr groß gewesen. An manchen Stellen haben echte Riesen meterweit über das ohnehin schon hoch gelegene Kronendach hinaus geragt. Diese Baumgiganten haben den Namen Urwaldriesen wirklich verdient. Im oberen Bereich ist der Wald nicht durchgängig grün gefärbt. Manche Bäume tragen rote Blätter, sie fallen zwischen den Nachbarn besonders auf. Das Nebeneinander völlig unterschiedlicher Pflanzengattungen wie Palmen oder Nadelbäume ist in manchen Teilen des Waldes besonders stark ausgeprägt, in anderen weniger. Unter dem Kronendach befinden sich einige weitere Bäume, die eine geringere Wuchshöhe aufweisen und an vielen Stellen gibt es Büsche und Sträucher, die eine weitere Pflanzenetage darstellen. Den Boden bedecken Farne und andere kleinwüchsige Pflanzen. Auf den Baumstämmen wuchert das Grün ebenfalls: Dort sind Flechten, Moose und sogenannte Epiphyten anzutreffen. Hierbei handelt es sich um Aufsitzerpflanzen, die auf anderen Pflanzen gedeihen. Zu ihnen gehören beispielsweise einige Farne und Orchideen.
Mindestens ebenso beeindruckend wie die Urwaldriesen und die vielen anderen grünen Pflanzen sind die niedrigeren Gewächse, die durch leuchtend bunt gefärbte Blätter oder Blüten um Aufmerksamkeit zu buhlen scheinen. Bemerkenswert sind zudem die zahlreichen Lianen, die in unterschiedlicher Dicke zu finden sind. Außerdem haben mich die unzähligen Wasserfälle und -läufe begeistert, die das Waldgebiet durchziehen. Das Rauschen des Wassers und das Zirpen der Zikaden sind mancherorts so laut, dass man das Gezwitscher der Vögel kaum hören kann.
Pflanzen sind ohne Zweifel interessant, aber es ist vor allem die Tierwelt gewesen, die mich im Sinharaja-Regenwald rasch in ihren Bann gezogen hat. Selten habe ich so leicht so viele endemische Vogelarten beobachten können wie in diesem Schutzgebiet. Innerhalb weniger Minuten habe ich einige Vogelarten gesehen, die selbst im Regenwald als selten gelten. Leider ist es mir nicht gelungen, sie alle zu fotografieren. Manche von ihnen sind zu schnell wieder im Dickicht verschwunden gewesen oder aber sie sind so hektisch umher gehüpft, dass es unmöglich gewesen ist, die Motive scharf zu stellen. Trotzdem kann ich mich angesichts meiner Bilderausbeute glücklich schätzen, denke ich. Im Regenwald ist es mir gelungen, 20 verschiedene Vogelarten zu beobachten. Die folgende Liste ist - sofern vorhanden - mit bebilderten Beschreibungen in anderen Kapiteln dieses Reiseberichts verlinkt, die endemischen Arten sind mit einem "E" markiert:
· Bambusschnäpper (Brown-breasted Flycatcher, Muscicapa muttui)
Im Regenwald leben immens viele Tiere, allerdings führen viele von ihnen ein Dasein im Verborgenen oder wagen sich nur nachts aus ihren Verstecken. Es ist deshalb nicht leicht, im grünen Dickicht Tiere aufzuspüren. Weil etliche der heimischen Vögel geschwätzig sind und in kleinen Schwärmen auftreten, kann man sie vergleichsweise problemlos finden. An der rechts gezeigten Schlange, eine Nasenpeitschennatter (Ahaetulla nasuta) ist jedoch sogar der Guide vorbei gelaufen, ohne Notiz von ihr zu nehmen und das, obwohl er einen äußerst geübten Blick für Wildtiere hatte. Andere Tiere sind wiederum so klein, dass man genau hinschauen muss, um sie wahrzunehmen, so zum Beispiel die unten gezeigte Kaulquappe, die ich bisher nicht bestimmen konnte. In den klaren Flussläufen lassen sich Süßwasserfische beobachten, die unten gezeigten Tiere sind etwa sechs bis sieben Zentimeter lang gewesen.
Das Abenteuer, den Sinharaja-Regenwald während einer ausgiebigen Wanderung zu erleben, sollte man sich als Naturfreund nicht entgehen lassen. Es wäre allerdings falsch, völlig unvorbereitet und ohne wichtiges Zubehör in das weitläufige Naturschutzgebiet aufzubrechen. Einige Dinge, die man unterwegs im Wald nicht kaufen kann, sollten bei einer Wanderung auf keinen Fall fehlen, damit die Tour nicht zum Alptraum wird oder im schlimmsten Fall gar gesundheitliche Schäden nach sich zieht:
· mindestens einen Liter Wasser, besser zwei Liter Weil die Temperaturen im Wald recht hoch sind und man an einigen Stellen, also beispielsweise auf großen Lichtungen, der prallen Sonne ausgesetzt ist, ist ein gutes Sonnenschutzmittel wichtig. Eine Kopfbedeckung ist ein Muss, weil man anderenfalls leicht einen Sonnenstich erleiden könnte. Ferner ist das Mitnehmen von Trinkwasser (oder wahlweise eines anderen Getränks) in ausreichender Menge wichtig, denn einerseits lässt einen die Sonne schwitzen, andererseits sind die Wege keineswegs alle flach und so mancher Anstieg macht besonders durstig. Der Regenwald heißt Regenwald, weil es dort häufig regnet. Und wenn es regnet, dann tröpfelt es nicht nur, es schüttet wie aus Eimern. Binnen weniger Minuten ist man bis auf die Unterwäsche durchnässt, wenn man keine Regenjacke und keinen Schirm griffbereit hat. Vor allem für Naturfreunde, die ein Fernglas dabei haben und für jene Zeitgenossen, die im Regenwald fotografieren möchten, ist die Mitnahme einer wirklich wasserdichten Tasche für die Kameraausrüstung beziehungsweise das Fernglas von größter Bedeutung, auch dann, wenn es zu Beginn der Wanderung nicht nach Regen aussieht. Das Wetter kann sich in relativ kurzer Zeit ändern. Zwischen den beiden Fotos unten hat etwa eine halbe Stunde gelegen. Einige Minuten nach dem Entstehen des rechten Fotos hat es heftig zu regnen begonnen.
Ein Tipp am Schluss: Um die bereits weiter oben erwähnten, lästigen Blutegel abzuwehren, habe ich robuste Wanderschuhe getragen, die bis über die Knöchel gereicht haben. Sie haben mir zudem idealen Halt gegeben, als ich über matschigen, rutschigen Untergrund gelaufen bin, der im Regenwald mancherorts üblich ist. In die Socken und die Schuhe habe ich die Beine meiner langen Trekkinghose gesteckt. Das hätte an sich ausgereicht, um die Blutegel von mir fern zu halten. Weil ich jedoch an manchen Stellen zum Fotografieren im Gras gekniet habe, sind die Hosenbeine geringfügig verrutscht und sie haben nicht mehr überall in den Socken gesteckt. Diese winzigen Einstiege haben die Blutegel sofort für sich zu nutzen gewusst. Übrigens sind die Tiere erstaunlich schnell. Innerhalb kürzester Zeit arbeiten sie sich vom Schuh unter ein Hosenbein und dort hinauf bis zum Knie oder Oberschenkel. Damit sich die Tiere nicht so rasch an der nackten Haut festsaugen, habe ich den Rat der Einheimischen befolgt und meine Beine vor der Wanderung mit dem sri-lankischen "Wundermittel", einem starken Kräuterbalsam gegen allerlei Zipperlein, eingerieben (Ayurvedischer Balsam von Siddhalepa). Um die Wirkung aufrecht zu erhalten, habe ich das Mittel etwa einmal stündlich erneut aufgetragen. Mit diesen Tricks habe ich die Egel zwar nicht vollständig abwehren können, aber immerhin hat sich keiner von ihnen wirklich festgesaugt und ich habe sie alle vergleichsweise leicht entfernen können. Angriffe von Moskitoschwärmen muss man im Regenwald übrigens nicht fürchten, diese Plagegeister kommen dort nämlich nur sehr vereinzelt vor.
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