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Der Tsunami von 2004 und seine Folgen

Ursprüngliche Fassung im Dezember 2006, überarbeitet im Dezember 2010

Am Morgen nach einem schweren MonsunsturmWährend meiner ersten Reise nach Sri Lanka, die im Jahr 1998 stattgefunden hat, habe ich das Inselreich als ein wunderschönes Land kennen gelernt. Damals ist mein Urlaub in die Zeit der Monsunstürme gefallen. Eines abends ist ein Sturm heraufgezogen, der das Antlitz des Strandes von Kosgoda über Nacht verändert hat: Hohe Wellen haben am Strand gezerrt und riesige Palmen aus dem Erdreich gespült. Ich bin erschüttert gewesen von der Zerstörung an der Natur durch die Natur. In nur einer einzigen Sturmnacht ist dies geschehen und es ist kaum begreiflich gewesen, wie meterbreite Küstenteile und die großen Bäume einfach so verschwinden konnten. Die Wellen hatten auch Teile des Hotelgeländes überspült und dort Sand sowie Muschelteile auf dem Gras abgeladen. Diese Bilder haben mir damals die unbändige Gewalt des Ozeans, der vom Sturm aufgepeitscht gewesen ist, deutlich vor Augen geführt. Ich habe einen Eindruck davon bekommen, wie zerstörerisch Wasser sein kann.

Als ich am 26. Dezember 2004 morgens in den Nachrichten vom Tsunami in Asien gehört habe, bin ich wie versteinert gewesen. Als Physikerin weiß ich, dass Tsunamis Solitonwellen mit enormer Zerstörungskraft sind. Die anfänglich in den Medien erwähnte Zahl von 300 Todesopfern habe ich nicht glauben können, denn ich hatte im Studium gelernt, wie viel Energie ein Beben dieser Art freisetzen würde - und wie stark der damit verbundene Tsunami sein könnte. Mir sind die Bilder aus Kosgoda in den Sinn gekommen und dann ist mir schlagartig bewusst geworden, dass eine meterhohe Welle diesen Strand, "meinen" Strand, an jenem Tag getroffen und verwüstet hatte. Ich bin wie paralysiert gewesen und habe Weihnachten nicht mehr feiern können. Der Gedanke an das Leid in Asien und in Sri Lanka im Speziellen hat mich sehr betroffen gemacht. Die schrecklichen Bilder und Filme in den Medien haben ihr Übriges getan.

Der Name dieses Ausflugsbootes zeugt vom schwarzen Humor der Sri-LankerBeinahe zwei Jahre nach dem Tag X bin ich wieder nach Sri Lanka gereist und ich habe nicht so recht gewusst, was mich erwarten würde. In den Medien sind die Folgen des Tsunamis nicht mehr präsent gewesen, das Leid der Menschen war längst aus dem Fokus der Weltöffentlichkeit verschwunden, abgelöst von anderen Katastrophenmeldungen. Mir ist bewusst gewesen, dass nicht alle Spuren des Tsunami beseitigt sein würden. Was ich vor Ort erlebt und gesehen habe, ist jedoch tragischer als das gewesen, was ich mir zuvor ausgemalt hatte. Teilweise habe ich auch Dinge gesehen, die von einer ziemlich großen Portion schwarzen Humors der Sri-Lanker zeugen, wofür der Name des in diesem Absatz gezeigten Ausflugsbootes nur ein Beispiel ist. Tsunami Survivor-1 heißt auf Deutsch "Tsunami-Überlebender 1".

Kosgoda - "mein" Strand und die Meeresschildkrötenfarm

Kaum war ich 2006 in meinem Hotel in Aluthgama angekommen, habe ich Pläne geschmiedet, was ich in den kommenden Tagen alles unternehmen könnte. Bereits am nächsten Morgen hat es mich nach Kosgoda gezogen, weil ich zu gern noch einmal die dortige Meeresschildkrötenstation besuchen wollte. Sie war durch den Tsunami zerstört und in der Zwischenzeit wieder aufgebaut worden, hatte ich im Internet auf der Webseite "Kosgoda Rebuilding Project" gelesen. Zu gern habe ich mir ein Bild der Situation machen wollen und die entzückenden jungen Schildkröten sehen wollen, die dort umsorgt werden. Ich habe mir also einen netten Tuktukfahrer vor dem Hotel gesucht und mich mit ihm auf den Weg nach Kosgoda gemacht.

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Je weiter wir von Aluthgama aus in Richtung Süden gefahren sind, desto offensichtlicher ist die Tatsache geworden, dass sich dort vor nicht ganz zwei Jahren eine Katastrophe ereignet hatte. Viele Häuser, die direkt an der Küste gestanden hatten, sind einst sehr schön gewesen. Im Jahr 2006 sind von ihnen nur noch graue Skelette übrig gewesen, die zwischen den Palmen darauf zu warten schienen, endgültig zu zerfallen. Daneben haben vielerorts Holzhütten mit Wellblechdächern gestanden. Behelfshütten dieser Art sind nach wie vor die Behausung vieler Menschen gewesen, die durch den Tsunami etwa zwei Jahre zuvor ihre Häuser sowie ihr Hab und Gut verloren hatten.

Diese Erkenntnis, dass die Menschen noch immer in diesen Hütten hausen mussten, hat mich wie ein Schlag getroffen. Nach so langer Zeit noch immer kein gescheites Dach über dem Kopf zu haben, das wäre etwas, was in Deutschland sicher zu massenhaften Protesten führen würde. In Sri Lanka haben die Menschen diese Tatsache einfach hinnehmen müssen, denn woher hätten sie neue Häuser zaubern sollen? Ein Wiederaufbau dieser Größenordnung dauert seine Zeit und die Betroffenen müssen deshalb viel erdulden, das wäre wohl auch in Deutschland nicht anders, ist mir bewusst geworden.

Der nächste Schock ist ein paar Kilometer weiter auf mich eingestürzt. Dort, wo einst Palmen zwischen Strand und Straße in den Himmel geragt hatten, befand sich im November 2006 nur noch zierliche Vegetation. Dazwischen lagen Gräber. Ein Grabstein neben dem anderen, dahinter das friedliche, geradezu unwirklich blau schimmernde Meer. Dasselbe Meer, das all diesen Menschen das Leben genommen hat, die hinter dem Strand begraben liegen. Mir ist übel geworden und ich habe auf dem Rücksitz des Tuktuks die Tränen nicht zurückhalten können.

Holzhütten als Obdach nach dem Tsunami, daneben der Rohbau der neuen Schule von KosgodaBald ist das Hinweisschild ins Blickfeld geraten, das die Nähe der Meeresschildkrötenfarm anzeigt. Wir sind rechts abgebogen und zum Strand gefahren. Der Tuktukfahrer hat auf eine riesige Baustelle zu meiner Rechten gezeigt. "Das da wird die neue Schule. Die alte ist vom Tsunami zerstört worden. Aber Buddha hat seine Kinder beschützt. An dem Tag ist kein Unterricht gewesen, weil wir das Poya-Fest zu Ehren Buddhas gefeiert haben." Hatte Buddha wirklich die Hand im Spiel? Vielleicht. Es ist jedenfalls gut zu wissen, dass durch den Feiertag die Zahl der Opfer geringer ausgefallen ist, als sie es an einem anderen Tag wäre.

Einige Bretterbuden neben dem neu entstehenden Schulgebäude haben meine Aufmerksamkeit erregt. "Darin wohnen die Leute. Sie haben noch immer keine neuen Häuser", hat der Tuktukfahrer erläutert. Was ist wichtiger, habe ich mich im Stillen gefragt. Wohnhäuser oder eine neue Schule? Was würde man in Deutschland zuerst neu errichten? Eine schwierige Frage, die sich vermutlich nicht so leicht beantworten lässt ...

Wir haben schließlich den Strand erreicht und damit die Meeresschildkrötenfarm. Sie hat kaum anders aus als früher ausgesehen. Nach der Zerstörung ist sie genauso wieder hergerichtet worden wie sie vor dem Tsunami gewesen war. Beim Betrachten der Baby-Schildkröten sind die finsteren Gedanken an die Naturgewalt für eine Weile aus meinem Kopf gewichen und ich habe mich an diesen niedlichen kleinen Geschöpfen erfreut, denen in Kosgoda der Start ins Leben erleichtert wird.

Durch den Tsunami von 2004 verstümmelte Oliv-Bastardschildkröte (Lepidochelys olivacea)"Das hier ist eine ganz arme Meeresschildkröte. Wir haben sie nach dem Tsunami an Land gefunden. Sie ist schwer verwundet gewesen. Durch im Wasser schwimmende Trümmer sind ihr beide Vorderflossen abgerissen worden. Sie ist nun behindert und kann in Freiheit nicht mehr überleben." - Da ist es wieder gewesen das schreckliche Gefühl, dass diese Wassermassen unendlich viel Leid gebracht haben und dass nicht nur Menschen unter ihnen zu leiden hatten. Unter den Besuchern hat betretenes Schweigen geherrscht, als der Mitarbeiter der Schildkrötenstation das manövrierunfähige Tier am Panzer berührt und wie ein Spielzeugboot durchs Becken geschoben hat. Es ist zwei Jahre "danach" gewesen und ich habe nur die ganz offensichtlichen Folgen der Katastrophe in einer stark abgemilderten Form gesehen. Und selbst dieser Anblick hat mich unbeschreiblich betroffen gemacht.

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Tragische Schicksale allenthalben

Egal mit wem ich in Sri Lanka zu tun hatte, immer hat hinter diesen Menschen eine vom Tsunami herbeigeführte private Tragödie gestanden. Auch die Tatsache, dass die Riesenwelle Sri Lanka in der Gunst der Urlauber hat sinken lassen und so zu einem Rückgang der Anzahl der Touristen geführt hatte, hat weiteres Leid hervorgerufen. Es sind diese Einzelschicksale, die mich in Sri Lanka sehr bewegt haben. So hat beispielsweise der Reiseleiter, der meine dreitägige Rundreise begleitet hat, erzählt, seine Schwägerin und ihr Kind sind in den Fluten ums Leben gekommen und sein Bruder trauere nach wie vor um sie.

Beim Abendessen hat ein Hotelgast über seinen Besuch bei einer Ayurvedaärztin gesprochen, die er einige Jahre zuvor schon einmal aufgesucht hatte. Seit August hätten sie keine Kunden mehr aus Deutschland besucht, hatte die Frau berichtet. Sie stünde kurz vor dem Konkurs, ihren Goldschmuck habe sie schon vor einiger Zeit versetzt, um sich weiterhin finanzieren zu können. Das Geld sei nun aber aufgebraucht, weil keine Kunden kämen und sie wisse nicht mehr weiter, hatte ihm die Frau ihr Leid geklagt. Ein Touristenpaar aus meinem Hotel hat von einem Tuktukfahrer berichtet, der mangels Touristen zu wenig Einkommen hatte, um die Raten für sein Gefährt bei der Bank bezahlen zu können. Die Pfändung hat unmittelbar bevor gestanden und somit auch sein berufliches Aus.

Fairerweise sei jedoch noch erwähnt, dass nicht nur der Tsunami für das Ausbleiben der Besucher verantwortlich gewesen ist. Ein Teil der Reisenden ist sicher durch das damalige erneute Aufflammen des Konfliktes zwischen den Tamilen und Singhalesen von einem Besuch Sri Lankas abgehalten worden. Beide Effekte haben sich summiert und sind fatal für die Menschen gewesen, die unmittelbar vom Geschäft mit den Touristen gelebt haben. Viele dieser Sri-Lanker hatten nahezu keine andere Möglichkeit, Geld zu verdienen.

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Herr Kumara erinnert sich

Natürlich ist sie da gewesen, die Neugier darauf, wie die Menschen die Riesenwelle erlebt haben. Ich gehöre aber nicht zu den Zeitgenossen, die schamlos nachfragen und mit bohrenden Fragen in die Privatsphäre Anderer eindringen. Niemals hätte ich von mir aus Einheimische darauf angesprochen, wie sie den Tsunami erlebt haben. Seelische Wunden aufzureißen oder die Menschen mit meinen Fragen ganz einfach zu nerven, ist nicht meine Absicht gewesen - dann doch lieber still beobachten, ist meine Devise gewesen. Ich habe vermutet, es würden sehr viele Urlauber ständig dieselben Fragen stellen, was für die Sri-Lanker sicher nicht angenehm sein würde. Zu meinem Erstaunen ist dem aber nicht so gewesen, denn einerseits sind seit einiger Zeit die Urlauber ausgeblieben und andererseits scheint das Taktgefühl vieler Urlauber größer zu sein als ihre Neugier. Die meisten Touristen haben sich mit Fragen zurückgehalten. Oder aber sie sie haben sich nicht nach dem Erlebten erkundigt, weil sie gleichgültig gewesen sind, was ich nicht hoffe. Denn wer nach Sri Lanka reist, sollte sich meiner Meinung nach durchaus dessen bewusst sein, wo er seinen Urlaub verbringt, nämlich in einem Land, das von einer sehr schweren Naturkatastrophe heimgesucht worden ist.

Ich habe während meines Urlaubs im November 2006 eines Tages beim Nachmittagstee im Garten des Hotels gesessen, das hoffnungslos unterbelegt gewesen ist. Außer mir hat lediglich ein einziger weiterer Tourist auf der weitläufigen Terrasse gesessen und seinen Tee genossen. Herr Kumara, einer der netten Kellner, ist zu mir gekommen und er hat mich gefragt, ob ich noch ein wenig Tee trinken möchte. Wir haben miteinander zu plaudern begonnen, denn er hatte wenig zu tun. Irgendwie hat ein Wort das andere ergeben und plötzlich hat er von sich aus damit angefangen zu erzählen, wie er jenen Tag in Aluthgama erlebt hatte. Er hat sich damit einverstanden erklärt, dass ich seine Erlebnisse an dieser Stelle schildere.

"Es war gerade Mittag und das Hotel war ziemlich voll, wir hatten 150 Gäste - international und aus Sri Lanka. Dann ging plötzlich das Meer zurück. Einen Kilometer weit ging es zurück!

Wir waren alle erstaunt und gingen zum Strand, liefen dem Wasser hinterher. Wir wussten ja nicht, was bald kommen würde. Heute weiß das jeder, es gibt sogar Info-Plakate mit Warnhinweisen und Fotos vom zurückgewichenen Meer. Jetzt wissen wir alle Bescheid, jetzt sind wir gewarnt.

Auch durch den offenen Speisesaal des Hotels Ceysands ist der Tsunami gefegtDer Tsunami kam in vier Wellen. Die erste überspülte den Strand, die zweite den Hotelgarten. Die Menschen flüchteten in die obere Etage. Die dritte Welle traf das Haus. Tische im offenen Speisesaal wurden mitgerissen. Immer, wenn die Wellen zurückwichen und das Wasser abfloss, ging ich runter, holte für die Gäste deren Wertgegenstände aus den Zimmern und half Leuten nach oben. Das Wasser war hüfttief und die Strömung sehr stark. Ich kann zwar schwimmen, aber es war schlimm.

Die vierte und letzte Welle traf uns besonders stark. Sie war zwei Meter hoch und durchschlug die Fensterscheiben der unteren Etage. Alles war geflutet. Von oben schauten wir entsetzt zu, das Wasser war direkt unter uns. Im Fluss hinter dem Hotel türmte sich die Welle noch höher auf, sie war drei Meter hoch und traf dann auf das Land gegenüber.

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In die obere Etage des Hotels Ceysands haben sich die Menschen vor den Wassermassen geflüchtetHier im Hotel ist niemand ertrunken, nur acht Menschen haben sich an herumfliegenden Glassplittern verletzt, als die Scheiben unter dem Wasserdruck zerbarsten. Schwer verletzt war aber zum Glück niemand. Die Leute hatten große Angst. Kinder und viele sri-lankische Frauen weinten, alle redeten durcheinander. Es war schrecklich.

20 Kilometer südlich bei Ambalangoda traf die Welle einen Zug. Es ertranken viele Menschen. Sie hatten keine Chance. Südlich von hier und vor allem im Osten der Insel war es sehr schlimm. Viele Tote, alles zerstört. Wir hatten hier noch Glück, weil wir nur seitlich vom Tsunami getroffen wurden und nicht direkt."

Während der Mann seine Erlebnisse geschildert hat, ist seine Aufregung merklich gewachsen. Seine Gesten sind größer und hektischer geworden, seine Augen haben sich geweitet. Auch fast zwei Jahre nach den Geschehnissen hat ihm der Schrecken noch deutlich ins Gesicht geschrieben gestanden. Kein Wunder, denn wer eine solche verheerende Naturkatastrophe er- und vor allem überlebt hat, wird die grauenvollen Bilder wohl nie mehr vergessen.

Das Hotel Ceysands und die Menschen darin hatten wirklich Glück. Zwar hat man sie mit einem Helikopter evakuieren müssen, weil der Standort auf der Bentota-Halbinsel während der Überflutung keine andere Möglichkeit zugelassen hat. Trotzdem hat es abgesehen von Schnittverletzungen bei einigen Menschen am Gebäude selbst nur Sachschaden gegeben, der sich beheben lassen hat, ohne dass das Hotel komplett abgerissen und neu gebaut werden musste.

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Wie der Tsunami das Gesicht der Bentota-Halbinsel verändert hat

Nach dem Tsunami wieder aufgeschütteter Teil der Bentota-HalbinselEinige Meter südlich des Geländes des Hotels Ceysands hatten auf der Bentota-Halbinsel früher auch Häuser gestanden, die aber durch den Tsunami völlig zerstört worden sind. An jener Stelle ist die Halbinsel unmittelbar nach dem Tsunami von einer tiefen Schneise durchzogen gewesen, das Meer ist dort direkt mit dem Bentota-Fluss zusammengewachsen. Im Zuge der Aufräumarbeiten ist die Halbinsel wiederhergestellt worden, man hat Sand aufgeschüttet. Aber noch im November 2006 hat eine deutliche Lücke zwischen dem Hotel Ceysands und den weiter südlich gelegenen Ferienanlagen wie dem Bentota Beach Hotel geklafft. Das Foto in diesem Absatz zeigt dieses unbebaute Areal.

  Der Tsunami hat sogar die großen Palmen weggerissen   Tsunami-Narbe auf der Bentota-Halbinsel  
  Der Tsunami hat sogar
die großen Palmen weggerissen
  Tsunami-Narbe auf der Bentota-Halbinsel  

"Dort hinten ist ein schöner buddhistischer Tempel auf der Insel, den sollten Sie sich ansehen." - Diesen Rat eines Hotelangestellten habe ich gern befolgt und am frühen Morgen bin ich zur Spitze der Bentota-Halbinsel gelaufen. Der Strand ist an jenem Tag im November 2006 malerisch schön gewesen und in der Ferne hat eine mit dichtem Grün überwucherte Hügelkuppe am Ende der Halbinsel empor geragt. Davor haben einige rund geschliffene Felsen im Meer gelegen. Das Bild ist idyllisch gewesen, aber ich habe beim besten Willen keine Insel gesehen. So klein konnte sie doch gar nicht sein, dass ich sie aus einer Entfernung von weniger als einem Kilometer nicht sehen konnte, habe ich mir damals gedacht. Oder würde ich sie hinter diesem Hügel finden? Ich bin weiter gelaufen und habe mich darauf verlassen, diese Tempelinsel ganz sicher zu finden.

Keine Insel mehr: Panchakapaduwa ist seit dem Tsunami im Dezember 2004 Teil der Bentota-HalbinselJe mehr ich mich dem Hügel genähert habe, desto deutlicher haben sich einige Stufen neben einem kleinen Gebäude abgezeichnet. Auch ein Hinweisschild ist zu sehen gewesen, die Tempelinsel musste also ganz in der Nähe sein. Vorsichtshalber habe ich meine Schuhe ausgezogen, weil man in Tempeln und auf heiligem Boden in Sri Lanka barfuß läuft. Ich bin die Stufen empor gestiegen, immer noch in der Erwartung, hinter dem Hügel sicher die Tempelinsel sehen zu können. Sehr zu meinem Erstaunen habe ich jedoch plötzlich vor dem Tempel gestanden, denn ich habe mich bereits auf jenem Stück Land befunden, das einst eine Insel gewesen ist. Seit dem Tsunami ist sie aber mit der Bentota-Halbinsel verbunden und sie bildet nun sozusagen deren Spitze. Die Einheimischen haben aber aufgrund der alten Gewohnheit noch immer von einer Insel gesprochen. Auf der folgenden Webseite ist ein Foto zu sehen, das die frühere Lage der Insel vor der Spitze der Landzunge zeigt (unter "Bentota Beach"): bitte hier klicken.

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Dankbarkeit und wie sie gezeigt wird

Von einem Tsunami-Hilfsprojekt gespendetes TuktukIch habe mich im November 2006 in Sri Lanka recht schnell an den Anblick der vielen Schilder gewöhnt, die angezeigt haben, welche Hilfsorganisation für den Wiederaufbau dieses oder jenes Gebäudes verantwortlich gewesen ist. Oder an die Tuktuks mit (übersetzten) Aufschriften wie "Gespendet von Hilfe für Südwest-Sri-Lanka, Deutschland", siehe Foto rechts. Wirklich befremdlich sind jedoch einige Situationen gewesen, die sich mehrfach abgespielt haben und in denen ich nicht so recht wusste, was ich antworten sollte. Mir haben schlichtweg die Worte gefehlt, was für eine Journalistin wie mich höchst ungewöhnlich ist. Etwa so hat es sich zugetragen:

Sri-Lanker: "Hallo, sind Sie aus Deutschland?"
Ich: "Ja, das bin ich."
Sri-Lanker: "Oh, danke, dass Sie so viel gespendet haben. Die Deutschen haben uns nach dem Tsunami sehr geholfen. Danke, danke!"

Bei Dankesbekundungen dieser Art ist mir von wildfremden Menschen die Hand geschüttelt worden oder ich bin gar ganz spontan herzlich in den Arm genommen worden. Die Leute haben sich wieder und wieder verbeugt. Vermutlich ist es ein typisch deutscher Charakterzug, der sich in mir widergespiegelt hat, als ich verlegen vor diesen Menschen gestanden habe und als Antwort nur verschüchtert lächeln konnte. Diese echte, tief empfundene Dankbarkeit der Menschen ist bewegend und überwältigend gewesen, wobei ich ehrlich gesagt niemals damit gerechnet hätte, dass selbst Fremde sie auf diese Weise zum Ausdruck bringen würden.

Eines weiß ich ganz genau: Hätte ich nach dem Tsunami selbst kein Geld gespendet, wäre ich angesichts dieser Dankbarkeit der Sri-Lanker vermutlich vor Scham tot umgefallen... So habe ich mir wenigstens sagen können, dass sie mir ja nicht unberechtigterweise gedankt haben. Aber es hat sich trotzdem merkwürdig angefühlt. Ich bin es einfach nicht gewohnt, dass plötzlich die Empfänger anonymer Spenden leibhaftig vor mir stehen und somit gewissermaßen ein Gesicht bekommen. Dies ist einer jener Aspekte gewesen, auf die ich vor meiner Reise in keiner Weise vorbereitet gewesen bin. Aber es hat ungemein gut getan zu sehen, dass mit dem gespendeten Geld bereits zahllosen bedürftigen Menschen geholfen worden ist, obwohl im November 2006 offenkundig gewesen ist, dass nach wie vor eine Menge Arbeit angestanden hat.

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Neuaufbau im Hinterland von Wadduwa

Häuser des 'Weragama Resettlement Housing Project'Einige Monate nach meiner Reise hat mir ein lieber Sri-Lanka-Urlauber, der im selben Hotel wie ich gewohnt hatte, einige Fotos zugeschickt, die ich mit seinem Einverständnis an dieser Stelle präsentiere. Mit Hilfe einer italienischen Initiative ist im Hinterland von Wadduwa eine Siedlung mit über 130 neuen Häusern aufgebaut worden ("Weragama Resettlement Housing Project"). In einem dieser Häuser hat im November 2006 eine Familie gewohnt, die mein Hotelnachbar, der Sri Lanka schon öfter bereist hat, kurz vor dem Tsunami in Wadduwa kennen gelernt hatte.

Familienleben in einem der neuen HäuserFrüher hatte diese Familie in einer Bretterhütte direkt hinter dem Strand gewohnt, die durch den Tsunami vollständig zerstört worden ist. Diese Menschen gehören dank der tatkräftigen Unterstützung von Hilfsprojekten in Bezug auf ihre Wohnsituation zu den Gewinnern der Tsunamikatastrophe, denn sie haben nun ein eigenes solides Dach über dem Kopf. Die Häuser sollen den Bewohnern mit einigen Auflagen geschenkt worden sein, hat mein Hotelnachbar berichtet. Obwohl die in dieser Siedlung lebenden Menschen durch den Tsunami viel Leid erlebt haben, hat sich das Leben für viele von ihnen erheblich verbessert.

  Weragama Resettlement Housing Project   Weragama Resettlement Housing Project  

  Weragama Resettlement Housing Project   Weragama Resettlement Housing Project  

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  Weragama Resettlement Housing Project   Weragama Resettlement Housing Project  

  Weragama Resettlement Housing Project   Weragama Resettlement Housing Project  

  Weragama Resettlement Housing Project   Weragama Resettlement Housing Project  

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  Weragama Resettlement Housing Project   Weragama Resettlement Housing Project  

  Weragama Resettlement Housing Project   Glückliche sri-lankische Familie  

 

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