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Pinnawela-ElefantenwaisenhausAchtung, es gibt eine neue Version dieser Seite, bitte hier klicken! Einige Kilometer von der Stadt Kandy entfernt, befindet sich bei der Ortschaft Kegalla ein Waisenhaus der besonderen Art: Es ist eine Auffangstation für mutterlose Elefanten. 1975 ist diese Einrichtung vom Department of Wildlife auf einer ehemaligen Kokosplantage in unmittelbarer Nähe des Flusses Maha Oya gegründet worden, denn bereits seinerzeit war klar, dass den jungen Opfers des Interessenkonflikts zwischen Menschen und Wildtieren geholfen werden sollte. Wilde Elefanten leben gefährlich Obwohl Elefanten in Sri Lanka unter Schutz stehen, kommt es immer wieder zu Abschüssen, zum Beispiel weil die Dickhäuter auf ihrer Suche nach Nahrung Felder plündern oder gar die gesamte Ernte zerstören. Für die teils sehr armen Sri-Lanker geht es ums blanke Überleben, weshalb sie die Elefanten verjagen oder erschießen. Wird hierbei eine Elefantenkuh getötet, die ein Junges führt, oder wird ein Jungtier während der Flucht von seiner Herde getrennt, geraten die Elefantenbabys in Lebensgefahr. Ohne ihre Mütter verhungern sie unweigerlich, sofern sie sich noch in einem Alter befinden, in dem sie gesäugt werden. Gelegentlich fallen Elefanten auch in von Menschen ausgehobene Gruben, die zum Schutz von Feldern dienen sollen. Ein darin gefangenes Tier kann sich nicht aus eigener Kraft befreien und oft ziehen sich die Elefanten bei dem Sturz Verletzungen zu. Dies gilt insbesondere für Jungtiere, denn gemessen an ihrer Körpergröße sind die Gruben sehr tief. Stürzt obendrein ein erwachsener Elefant auf sie, können die Verletzungen erheblich sein. Darüber hinaus werden Elefanten gelegentlich Opfer von Landminen, die in einigen Teilen Sri Lankas nach wie vor in der Erde vergraben sind und auf den glücklicherweise inzwischen beigelegten Konflikt zwischen Singhalesen und Tamilen zurückzuführen sind. Wird eine Elefantenkuh durch eine Landmine verletzt oder getötet, ist ihr Junges hilflos. Bedauerlicherweise sind mitunter auch junge Elefanten betroffen, ihr Gewicht reicht problemlos aus, um die Landminen auszulösen. Davon zeugt ein weiter unten beschriebener tierischer Bewohner des Elefanten-Waisenhauses in Pinnawela. Hilfe für die Waisen – oder doch nicht? In Sri Lanka gibt es inzwischen mehrere Einrichtungen, in denen verwaiste Elefanten aufgenommen werden. Ihr Konzept ist jeweils unterschiedlich. So wird beispielsweise im Elephant Transit Home in Udawalawe Wert darauf gelegt, die Tiere später wieder auszuwildern. In Pinnawela – in manchen Literaturquellen wird auch von Pinnawala oder Pinawalla gesprochen – bleiben die Tiere in aller Regel hingegen dauerhaft, was manchen Tierschützern ein Dorn im Auge ist. Befragt man die Pfleger dazu, wie sie es sehen, dass gesunde Tiere nicht wieder in die Wildnis entlassen werden, sagen viele von ihnen, die Elefanten hätten draußen kaum eine Chance auf ein gefahrloses Leben und würden vermutlich rasch wieder mit dem Menschen in Konflikt geraten. Denn es schwindet auch in Sri Lanka immer mehr Lebensraum für Wildtiere. Tatsächlich ist es ein Dilemma, denn dieses Argument der Elefantenpfleger ist nicht von der Hand zu weisen, obwohl es grundsätzlich aus der Perspektive der Tier- und Artenschützer wenig erstrebenswert ist, gesunde und freiheitstaugliche Elefanten nicht auszuwildern. Doch bis zur Auswilderung wäre es ohnehin ein sehr langer Weg. Die Elefantenkälber, die nach Pinnawela kommen, sind meist noch so jung, dass sie über eine lange Zeit von ihren Pflegern per Flasche mit Milch versorgt werden müssen. Die älteren Tiere der Pinnawela-Herde nehmen die Jungtiere meist recht schnell in ihre Gemeinschaft auf. Dadurch wachsen die Jungen zumindest in einer Familienstruktur heran, wie sie auch in der Natur vorkommt – allerdings bestehen die Herden in freier Wildbahn normalerweise nur aus eng miteinander verwandten Weibchen sowie jungen, noch nicht geschlechtsreifen Bullen. Im Elefantenwaisenhaus in Pinnawela leben inzwischen mehrere erwachsene und somit geschlechtsreife Bullen quasi Seite an Seite mit den Weibchen. Die Tiere sind praktisch alle einst als verwaiste Jungtiere in die Auffangstation gekommen und es stellt sich die berechtigte Frage, wie diese für die Elefanten nicht arttypische Form des Zusammenlebens langfristig gutgehen soll. Es ist sicherlich keine leichte Aufgabe für die Betreiber der Einrichtung, die Harmonie in der recht stattlich gewordenen Herde zu wahren. Verständlich, dass Kritiker dieses dauerhafte unnatürliche Zusammenleben der vielen Elefanten kritisieren.
Kommerzialisierung der Tiere? Darüber hinaus gibt es einen weiteren Aspekt, den die Gegner anprangern: Ihnen zufolge werden die Tiere kommerzialisiert, denn Besucher müssen Eintritt dafür bezahlen, die Elefanten auf dem Gelände betrachten zu dürfen. Die Stationsbetreiber halten dagegen, dass es sehr viel Geld kostet, die Anlage zu warten und zu pflegen sowie die Tiere mit ausreichend Nahrung zu versorgen. Das ist sicherlich richtig. Wer sich einmal mit der Pflege von Wildtieren beschäftigt hat, wird feststellen, dass sogar das Päppeln kleiner Singvögel oder Igel ins Geld geht. Ich kann die Argumente beider Seiten nachvollziehen, wollte mir aber so oder so vor Ort ein eigenes Bild machen und habe die Auffangstation deshalb besucht, was mir in den vergangenen Jahren von Zeit zu Zeit Schelte von Tierschützern eingebracht hat, die diesen Fotoreisebericht gelesen haben. Diese teils sehr drastischen verbalen Angriffe empfinde ich als unangemessen. Es ist mein gutes Recht, mich vor Ort selbst zu informieren und nicht nur dem allgemeinen Hörensagen zu folgen, dessen Wahrheitsgehalt ich nicht beurteilen kann, ohne eigene Erfahrungen gesammelt zu haben. Wie ich das Elefantenwaisenhaus erlebt habe Interessierten Besuchern stehen die Pforten des Elefantenwaisenhauses täglich offen. Es gibt dort die Möglichkeit, entlang eines kleinen Wegenetzes das Gelände zu erkunden. Es versteht sich von selbst, dass man dabei nicht zu nah an die Elefanten herantreten sollte – es sind und bleiben sehr massige und unberechenbare Tiere! Zwar sind sie relativ stark an Menschen gewöhnt, allerdings sind allein ihre Pfleger ihre Vertrauenspersonen und auf Fremde können sie durchaus aggressiv reagieren, wenn sie sich bedrängt fühlen – was an sich absolut nachvollziehbar ist. Deshalb sehen es die Pfleger nicht gern, wenn man ohne vorherige Absprache einfach irgendeines der Tiere anfasst. Hinzu kommt noch, dass manche der Elefanten traumatische Erfahrungen mit Menschen gemacht haben. Zur beidseitigen Sicherheit sollte also bei einem Besuch des Elefantenwaisenhauses gelten: nur gucken, nicht anfassen. Jedoch gibt es auch einige Tiere in der Herde, die Fremden gegenüber sehr tolerant sind. Ihre Betreuer, Mahouts genannt, fordern Besucher also unter Umständen auf, jene Tiere anzufassen. Dafür erwarten sie im Gegenzug allerdings ein Trinkgeld, was ich persönlich tatsächlich als Ausbeutung der Elefanten empfinde. Wenn ein Mensch für seine eigene Leistung eine kleine Zuwendung erwartet, ist das für mich akzeptabel. Wird hingegen eine Zahlung erwartet, weil sich ein Tier anfassen lässt, geht das für mich zu sehr auf Kosten der Elefanten. Ich habe mich geweigert, sie anzufassen, weil ich diesen „Deal“ nicht unterstützen wollte. Wie es das Schicksal wollte, fand dann aber einer der Elefanten mich wohl extrem interessant und er folgte mir, um mich dann mit dem Rüssel intensiv und ausgesprochen vorsichtig abzutasten. So habe ich erleben dürfen, wie es sich anfühlt, die Spitze eines Elefantenrüssels im Gesicht zu haben – ganz ohne Bezahlung oder Zwang, das Tier hat selbst entschieden, mir näherzukommen. Für mich war es echter Nervenkitzel, denn die halbwüchsige Elefantenkuh war aus nächster Nähe erlebt wirklich ziemlich GROSS! Die beste Zeit, um das Elefantenwaisenhaus zu besuchen, ist meines Erachtens der frühe Morgen, weil es dann noch nicht so heiß ist und sich noch nicht so viele Besucher dort eingefunden haben. Ferner finden morgens Fütterungen auf dem Gelände statt, die interessant anzusehen sind. Eine weitere Attraktion, das Bad der Elefanten im nahe gelegenen Fluss, findet ebenfalls in den noch einigermaßen kühlen Morgenstunden statt, siehe unten. Fütterung der Kleinen und Großen Gegen neun Uhr sollten sich Besucher, die gern junge Elefanten sehen möchten, im überdachten Bereich in der Nähe des Eingangs einfinden. Dort erhalten die noch sehr jungen Mitglieder der Herde ihr „Fläschchen“, was auch für nicht mehr ganz so kleine Elefanten gilt. Bis zu ihrem fünften Lebensjahr werden die Jungtiere nicht nur mit den Futtermitteln ernährt, die die erwachsenen Herdenmitglieder erhalten, sondern sie trinken zudem dreimal täglich Milch aus der Flasche. Pro Mahlzeit werden ihnen etwa sieben Flaschen mit je 750 Milliliter Milch verabreicht. Innerhalb weniger Sekunden trinken die jungen Elefanten eine solche Flasche leer. Für das Verabreichen dieser zusätzlichen Nahrung werden die Jungtiere vorübergehend von der restlichen Herde getrennt, weil auch die erwachsenen Artgenossen gern Milch trinken und die Kleinen nicht an die Flaschen lassen würden, wenn sie in der Nähe wären. Schließlich erinnern sich wohl viele von ihnen noch an die Zeit, in der sie selbst in den Genuss dieser Flaschenkost gekommen sind. Wer den Milchkonsum der jungen Elefanten schon für beeindruckend hält, für den dürfte die Futtermenge, die die erwachsenen Tiere verzehren, geradezu überwältigend sein. Täglich verzehrt die gesamte Herde weit über fünf Tonnen Nahrung, die aus den Stämmen der Kitulpalme besteht. Dazu kommen weitere fünf Tonnen Palmwedel und Blätter – mindestens. In der Herde leben mehrere Arbeitselefanten, die diese gewaltigen Futtermengen dorthin schleppen, wo ihre Artgenossen fressen. Sie tragen das zu Bündeln zusammengebundene Futter mit den Backenzähnen. Dafür legt man ihnen einen weichen Beißring aus Pflanzenfasern an. Manchmal kann man diese Arbeitselefanten dabei beobachten, wie sie Futter auf dem Gelände transportieren. Dies sei Tiere zwar Arbeit, aber für die Herde insgesamt weniger stressig, als wenn lärmende Fahrzeuge das Futter transportieren würden, teilte mir einer der Mahouts auf meine Nachfrage hin mit. Jeder der in Pinnawela lebenden Elefanten hat seinen eigenen Futterplatz und wird dort angekettet. Mir wurde erläutert, dies sei notwendig, denn würde man die Tiere bei der Fütterung frei laufen lassen, bekämen die Jungtiere nicht genügend Futter ab. Die Älteren würden es ihnen wegfressen. Es drängt sich die Frage auf, weshalb das in freier Natur nicht passiert – dort bekommen Jungelefanten genügend Nahrung, sie verhungern in aller Regel nicht wegen der Konkurrenz mit ihren älteren Artgenossen. Aber ich vermag nicht zu sagen, ob die Elefanten im Waisenhaus möglicherweise ein abweichendes Verhalten zeigen und den Jungtieren tatsächlich sämtliches Futter streitig machen. Es ist leider oft so, dass in Gefangenschaft aufwachsende Tiere vom natürlichen Verhalten abweichen und so für ihresgleichen in bestimmten Situationen Probleme verursachen. Deshalb wäre es also durchaus denkbar, dass das vorübergehende Anketten notwendig ist, damit die Jungen in Ruhe fressen können. Von der Nahrungsaufnahme der Elefanten bekommen die Besucher aber meist nur wenig mit. Die Tiere beginnen normalerweise erst am Abend mit dem Einnehmen ihrer täglichen Hauptmahlzeit – vielleicht auch deshalb, damit die Besucher keine angeketteten Tiere sehen. Gegen 23 Uhr sind die Jungtiere meist satt und legen sich schlafen, die älteren Dickhäuter beenden ihr Mahl hingegen häufig erst gegen zwei Uhr in der Nacht. Dann legen sie sich ebenfalls auf die Seite und schlafen bis zum Sonnenaufgang, sofern sie das Schnarchen ihrer Artgenossen nicht früher weckt. Das ist kein Witz, manche Elefanten schnarchen tatsächlich! Wenn man über das Gelände läuft, sieht man viele Elefanten jedoch auch am Tage fressen. Beliebt sind zum Beispiel kleine „Palmwedel-Snacks“. Oder aber die Tiere beschäftigen sich miteinander, was besonders schön anzusehen ist. Ich habe es sehr genossen, zwei noch sehr junge Kälber dabei zu beobachten, wie sie minutenlang ausgelassen miteinander getobt haben, bis schließlich eine ältere Kuh unbedingt dort entlanggehen musste, wo die Kleinen zuvor getollt hatten und sie dadurch in ihrem Spiel unterbrochen hat. Anschließend sind beide Kälber getrennte Wege gegangen – oder besser gesagt gestolpert. Der tapsige Gang junger Elefanten ist unvergleichlich niedlich. Dies beobachten zu können, lässt kurzzeitig vergessen, dass viele Tiere, die in Pinnawela leben, keine besonders angenehme Vergangenheit haben und wohl auch nie eine Zukunft in Freiheit erleben werden. Extreme Schicksale Auf dem Gelände des Elefantenwaisenhauses habe ich im November 2006 einen riesigen einzeln stehenden Bullen gesehen. Das Tier hat meine Neugier geweckt und ich habe mich ihm sehr vorsichtig bis auf einige Meter genähert. Erst dann ist mir aufgefallen, dass der Bulle angekettet war. Der Mahout, der in seiner Nähe stand, erklärte mir sogleich den Grund dafür. Es geschieht keineswegs, um den Bullen seiner Freiheit zu berauben, sondern viel mehr um ihn zu schützen. Dieser männliche Elefant namens Rajah ist einer der besonders bemitleidenswerten Fälle in Pinnawela. Vor einigen Jahren ist er (vermutlich wegen seines Elfenbeins) von Wilderern angeschossen worden. Wildhüter haben das blutende, vollkommen verstörte Tier gefunden, eingefangen und es gesund pflegen lassen. Der Genesungsprozess hat sehr lang gedauert und mit der Zeit sind aus eiternden Wunden über 30 Gewehrkugeln hervorgekommen. Man vermutet noch weitere Kugeln unter Rajahs Haut. Als wäre das nicht schon schlimm genug, hat das Schicksal dem Elefantenbullen noch härter zugesetzt: Zwei Kugeln haben Rajahs Augen getroffen, der große Bulle ist deshalb blind. Dort, wo einst seine Augen gewesen sind, sind nun zwei unförmige Gebilde, deren Anblick mir einen Schauer über den Rücken gejagt hat. Wie unendlich grausam muss ein Mensch sein, um einem anderen Lebewesen die Augen zu zerschießen?
Glücklicherweise ist Rajah ein kluger Bulle. Er hat mit der Zeit gelernt, den Menschen um sich herum zu vertrauen und sich zudem mit Hilfe seines sehr empfindlichen Geruchssinns zu orientieren. Deshalb kann er trotz seiner schweren Behinderung im Rahmen seiner Möglichkeiten sein Leben im Elefantenwaisenhaus führen kann. Während der Hauptbesuchszeiten ist er aber wie bereits erwähnt angekettet, um nicht davonzulaufen, wenn er beispielsweise von Menschen dazu verleitet wird, die es einfach nicht lassen können, ihn anzufassen. Die Gefahr wäre zu groß, dass er sich verirrt oder versehentlich jemanden verletzt. Auf meine Frage hin, ob Rajah also angekettet werden muss, weil er letztlich vor Menschen geschützt werden muss, die unbedingt Tiere anfassen wollen, obwohl es verboten ist, antwortete er mit Ja. Im Klartext heißt das: Rajah wird angekettet, weil es schwarze Schafe unter den Besuchern gibt. Das finde ich extrem beklagenswert. Im Unterschied zu Rajah und anderen älteren Herdenmitgliedern kennen einige der ganz jungen Elefanten kein anderes Leben als das im Waisenhaus, weil sie in Pinnawela geboren worden sind. Über ein Dutzend Kälber sind dort schon zur Welt gekommen (Stand 2006). In mindestens acht Fällen ist ein Bulle namens Vijaya der Vater. Die Tiere, die nicht im Waisenhaus zur Welt gekommen sind, haben fast alle eine tragische Vorgeschichte, so zum Beispiel der Arbeitselefant Sanka. Die tiefen Narben an seinen Fußgelenken zeugen von viel zu engen Ketten. Sein früherer Mahout hatte ihn schlecht behandelt und geschlagen, sodass Sanka geflohen ist, als sich ihm die Gelegenheit geboten hat. Man hat versucht, den Bullen wieder einzufangen. Er ist aber verständlicherweise extrem aggressiv geworden. Leider hat er in seiner Panik 13 Menschen getötet, bis Wildhüter seiner Raserei ein Ende bereiten konnten. Sie haben Sanka mit ihren Geschossen betäubt und ihn nach Pinnawela gebracht, wo er mit der Zeit wieder friedlicher geworden ist, weil seine seelischen Wunden zu heilen begonnen hatten. Besonders hat mich das Schicksal der inzwischen erwachsenen Elefantenkuh Sama erschüttert. Sie hat einst im Norden Sri Lankas gelebt, wo sie im Jahr 1995 ein Bürgerkriegsopfer geworden ist. Im Alter von etwa zwei Jahren ist Sama auf eine Landmine getreten, die einen Teil ihres rechten Vorderbeins zerfetzt hat. Soldaten haben das schreiende Kalb gefunden und es in den Zoo von Colombo gebracht, wo sich Tierärzte um seine schwere Verletzung gekümmert haben. Später ist Sama nach Pinnawela gekommen, wo sie sich rasch eingelebt hat. Einige Zeit später hat man ihr eine Prothese ansetzen wollen, damit sie endlich richtig laufen können würde. Dieser erste Versuch ist jedoch bedauerlicherweise gescheitert, weil die Haut am Stumpf zu empfindlich gewesen ist. Sie hat dem Druck nicht standhalten können und ist wund geworden.
Mit den Jahren ist Sama größer geworden und es war bald traurige Gewissheit, dass sie dringend eine Prothese brauchen würde, um der Entstehung einer dauerhaften und vor allem schmerzhaften Fehlstellung der Wirbelsäule vorzubeugen. Um Sama und den Menschen, die sie damals betreut haben, zu helfen und weiteren gesundheitlichen Schaden von der Elefantenkuh abzuwenden, ist vor einigen Jahren der Verein Pinnawela Hilfe "Lucky Sama" gegründet worden, der sich für die gehandicapte Elefantenkuh und andere Tiere in Pinnawela einsetzt. Wasserspiele Jeden Tag gegen zehn Uhr am Morgen und noch einmal am Nachmittag bringen die Mahouts die Herde zum etwa 400 Meter entfernt gelegenen Fluss Maha Oya, wo die Elefanten ein ausgiebiges Bad nehmen dürfen. Lediglich wenn es zuvor sehr starke Regenfälle gegeben hat und der Fluss Hochwasser führt, ist es zu gefährlich, die Elefanten dort baden zu lassen. Doch meist ist der Fluss recht ruhig und man kann die Dickhäuter gefahrlos ins erfrischende Nass schicken. Dies ist zweifelsohne der Höhepunkt für Besucher und im Gasthaus am Fluss warten sowohl Touristen als auch Einheimische auf das feucht-fröhliche Schauspiel. Als ich dort war, wurden Sama und Rajah ebenfalls zum Fluss gebracht. Der blinde Bulle lief abseits der Herde, weil er sehr viel langsamer war als seine Artgenossen. Sama versuchte so gut es ging den Anschluss zu halten, obwohl sie sich nur hinkend auf drei Beinen fortbewegen konnte – damals trug sie noch keine Prothese. Als ich die Elefanten im Fluss beobachtet habe, fand ich den Gedanken, dass sie ein Leben in Freiheit wohl nie erleben dürfen, sehr bedrückend. Es ist uns Menschen zuzuschreiben, dass ihnen dies verwehrt wird. Ich habe mich auch gefragt, wie die Elefanten, die ja sehr kluge Tiere sind, ihr Leben in Gefangenschaft wohl empfinden mögen. Mein Besuch des Elefanten-Waisenhauses hinterließ bei mir nicht zuletzt wegen dieser Überlegungen gemischte Gefühle. Dem konnte auch die Freude, die die jungen Elefanten beim Bad im Fluss ganz offensichtlich empfunden haben, nicht ganz entgegenwirken.
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