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Pitch Lake (Trinidad)
Im Südwesten Trinidads liegt ein faszinierendes
Naturwunder: der größte Asphaltsee der Welt. Aus einem Krater, dessen
Durchmesser ungefähr 1.500 Meter beträgt, quillt zähflüssiger
Naturasphalt aus der Erde empor. Die Einheimischen nennen den See, der
industriell genutzt wird, in der englischen Sprache den Pitch Lake. An
der Oberfläche härtet der Asphalt rasch aus, sodass man auf weiten
Teilen des Sees spazieren gehen kann. Nur ein Viertel seiner Fläche ist
nicht begehbar, weil der Asphalt dort flüssig ist und man sofort in den
stinkenden, schwarzen Brei einsinken würde. Während der Regenzeit steht
der Asphaltsee größtenteils unter Wasser, in dem viele gelöste
Schwebstoffe aus dem Asphalt schwimmen.
Während der Zeit von 1882 bis 1978 sind am Pitch Lake 283 Millionen
Tonnen Rohasphalt abgebaut worden. Dieses Detail und viele weitere hat
uns der Naturführer erklärt, der meine Wanderung begleitet hat. Nach wie
vor ist der Asphaltsee aktiv: Ständig steigt aus der Erde
weiterer Asphalt empor. Bei ungefähr 80 Meter soll der bisher tiefste
gemessene Punkt dieses Sees liegen. Experten gehen jedoch davon aus,
dass er in Wahrheit deutlich tiefer ist. Weitere Messungen sollen in
Zukunft Aufschluss über die tatsächliche Tiefe dieses Naturwunders
geben.
Um den Rohasphalt industriell verarbeiten zu können, wird er auf circa
175 Grad Celsius (= 350 Grad Fahrenheit) erhitzt, wodurch chemische
Verunreinigungen und in die zähe Flüssigkeit eingeschlossene Gase, zum
Beispiel Methan, ausdampfen. Das Endprodukt ist Asphalt, wie man ihn
weltweit im Straßenbau einsetzt. Das Unternehmen, das noch heute das
Naturprodukt abbaut, heißt Lake Asphalt of T&T 1978 Ltd. In der
nebenstehenden Abbildung ist ein ausgehärtetes, unbehandeltes Stück
Rohasphalt zu sehen. An dessen Oberfläche sind blasenförmige Strukturen
zu erkennen, in denen Gase eingeschlossen gewesen sind.
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Die
bereits erwähnten Gaseinschlüsse im Rohasphalt würden sich auf die Dauer
zu größeren Blasen zusammenschließen und einen enormen Druck aufbauen,
der schließlich zur Explosion des gesamten Sees führen würde. Natürliche
Ventilationskanäle, die den See durchsetzen, sorgen jedoch dafür, dass
das Gas entweichen kann, ohne einen starken Druck aufbauen zu können. An
manchen Stellen kann man dieses Gas aufsteigen sehen, es wirft in der
zähflüssigen Asphaltbrühe große, bunt schillernde Blasen, siehe
Abbildung rechts.
Das Wasser, das sich auf dem Asphalt sammelt, ist zwar trüb und wirkt
dadurch schmutzig. Trotzdem ist es sehr mineralstoffhaltig und so
gesund, dass darin sogar Fische aus der Familie der Guppys leben.
Forscher haben inzwischen herausgefunden, dass es eine erstaunliche
Artenvielfalt vorkommt, siehe Artikel bei
Scienceticker. An der Oberfläche des Asphaltsees gedeihen außerdem
viele unterschiedliche Pflanzen, die vom Wasser und somit genau genommen
vom Asphalt mit Mineralstoffen versorgt werden. Aber der Asphalt wird
ihnen vor allem während der Trockenzeit oft zum Verhängnis. Die Sonne
erhitzt die Oberfläche des Sees - und Asphalt kann aufgrund seiner
dunklen Farbe bekanntermaßen ziemlich heiß werden. Das aus dem See
aufsteigende Gas entzündet sich manchmal spontan am heißen Asphalt und
setzt die Vegetation in Brand. Spätestens mit der nächsten
Regenzeit kehrt das üppige Grün jedoch zurück, denn die Natur ist am See im
Gleichgewicht.
Rund um den See leben zudem viele Vögel. Im feuchten Bereich zwischen
den dichten Pflanzendickichten und Gebüschen sind Wasservögel wie
beispielsweise die Rotstirn-Blatthühnchen (Jacana jacana) heimisch. Riesenanis (Crotophaga major) flattern in
Gruppen umher und suchen nach Nahrung. In der strauchigen Vegetation am
Rande des Sees tragen kleine Singvögel wie die
Schwarzbrüstchen (Tiaris fuliginosa) ihre Balzgesänge vor.
Fischadler (Pandion haliaetus), siehe Foto rechts, tragen die im
nahe gelegenen Meer gefangenen Fische herbei, um sie hier in Ruhe zu
verspeisen. Auch
Rabengeier (Coragyps atratus) scheinen rund um den See ihr
Auskommen zu haben, denn sie halten sich dort in großer Zahl auf. Zum Seitenanfang ↑
An jenem Tag, an dem ich den Pitch Lake besucht habe, ist das Wetter
nicht optimal gewesen. Dichte, graue Wolken haben den Himmel verhüllt.
Das Licht ist zum Fotografieren denkbar ungünstig gewesen. Doch die
Wolken hatten auch einen Vorteil, denn sie haben die Sonne daran
gehindert, die Luft über dem See stark aufzuheizen. Für die Wanderung
sind die Bedingungen somit sehr angenehm gewesen. Wenn die Sonne
hingegen stundenlang auf den Asphaltsee scheint, kann es dort geradezu
unerträglich heiß und stickig werden, weshalb viele Besucher sich nicht
gern lange dort aufhalten. Trotz des wenig optimalen Lichts habe ich
fleißig all das fotografisch dokumentiert, was ich dort zu sehen
bekommen habe, und das war eine ganze Menge.
Zunächst hat uns der Wanderführer über den festen Teil des Sees an einem
Tümpel entlang geführt, auf dem rosa Seerosenblüten schwammen. Dieser
Anblick hat mich zugegebenermaßen verblüfft, denn ich hatte vorab nicht
damit gerechnet, dass eine solche Pflanzenvielfalt am Asphaltsee
heimisch ist. Um mich herum haben viele Büsche und Bäume in Blüte
gestanden, außerdem habe ich das dichte Mimosengestrüpp und die vielen
Farne bestaunt. Die Gegend ist wahrlich alles andere als
lebensfeindlich.
Während wir weiter in Richtung des flüssigen Teils des Sees gewandert
sind, hat uns der Wanderführer viele wichtige Details über den Abbau des
Asphalts erläutert. Ich habe versucht, ihm so aufmerksam wie möglich
zuzuhören, aber immer wieder haben die Farben und Muster des Bodens
meine Aufmerksamkeit gefesselt. Aus dem Asphalt sickert an manchen
Stellen ein wenig Erdöl, das sich als dünner, glitzernder Film über den
rissigen Untergrund legt und vom Regenwasser verwischt wird. An diesen
Ölaustrittsstellen liegt ein leichter Benzingeruch in der Luft. So
unglaublich es auch erscheinen mag, aber mitten zwischen diesen Ölfilmen
wachsen tatsächlich Pflanzen, siehe Abbildung in diesem Absatz.
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Mancherorts fließt eisenhaltiges Wasser über den Asphalt, woraus sich
rötliche Muster ergeben, die von der Oxidation des Eisens an der Luft
herrühren. Dort liegt quasi eine dünne Rostschicht (Eisenoxid) auf dem
Untergrund, dessen Oberflächenstruktur mich stark an ausgehärtetes,
zähflüssiges Magma erinnert hat. Kleine Wulste und Täler durchziehen den
Naturasphalt und verleihen ihm ein sehr abwechslungsreiches Aussehen,
das sich noch dazu in einem ständigen Wandel befindet. Denn selbst der
ausgehärtete Asphalt besteht nicht in alle Ewigkeit. Wasser und Wind
sorgen für eine natürliche Erosion.
Schließlich haben wir den Rand eines großen Tümpels erreicht, es ging
nur noch ohne Schuhe weiter, weil diese natürlich trocken bleiben
sollten. Also hieß es: die Hose bis zu den Knien hochkrempeln und mit
der schweren Kameraausrüstung barfuß durch das Wasser stapfen - was gar
nicht so einfach ist, wenn man wie ich recht empfindliche Füße hat. Der
Asphalt ist nämlich nicht glatt, wie man es von Straßen her gewohnt ist.
Viel mehr hat er Spitzen, Ecken und Kanten, die sich bei jedem Schritt
in die Fußsohlen bohren. Verletzen kann man sich beim vorsichtigen Gehen
zwar nicht, aber es sticht manchmal ganz ordentlich. Man bekommt bei
einer solchen Asphaltsee-Wanderung also eine natürliche beidseitige
"Fußakupressur" gratis - was für ein Service! Ich konnte es nicht lassen
und habe im flachen Bereich des Tümpels ein Selbstporträt angefertigt,
um zu zeigen, dass ich tatsächlich dort gewesen bin. :-)
Kurz bevor man den flüssigsten Teil des Sees erreicht, verändert sich
der Untergrund merklich. Der Boden wird zunehmend glatter und weicher,
man sinkt beim Gehen einige Millimeter weit ein, was eine ganz andere
Sinneswahrnehmung auslöst als die vorangegangene, für mein Empfinden
etwas garstige "Akupressur". Wie aktiv die Erde ist, wird einem dann
schlagartig bewusst, wenn man vor dem flüssigen schwarzen und
blubbernden Asphalt steht. Einen Schritt weiter und man sinkt tief ein -
deshalb sollte man den See keinesfalls auf eigene Faust erkunden, ohne
permanent darauf zu achten, wohin man läuft. Unser Wanderführer hat
einen Stock in die brodelnde Masse eingetaucht und uns dadurch
eindrucksvoll die Beschaffenheit des Naturasphalts vorgeführt.
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![Ölspur am Pitch Lake, Trinidad Ölspur am Pitch Lake, Trinidad](fotos/pitchlake/t&t_2004_808.jpg) |
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![Pfütze am Pitch Lake, Trinidad Pfütze am Pitch Lake, Trinidad](fotos/pitchlake/t&t_2004_801.jpg) |
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Ölspur am Pitch Lake |
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Pfütze am Pitch Lake |
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![Ölfilme und im Wasser gelöste Mineralstoffe am Pitch Lake, Trinidad Ölfilme und im Wasser gelöste Mineralstoffe am Pitch Lake, Trinidad](fotos/pitchlake/t&t_2004_810.jpg) |
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![Farbspiel am Pitch Lake, Trinidad Farbspiel am Pitch Lake, Trinidad](fotos/pitchlake/t&t_2004_822.jpg) |
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Ölfilme und im Wasser gelöste Mineralstoffe |
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Farbspiele am Pitch Lake |
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Naturasphalt - Fluch und Segen eines Bodenschatzes
Einerseits ist der Asphaltsee ein seltener Glücksfall für den Südwesten
Trinidads, denn das Naturprodukt lässt sich abbauen, reinigen und später
industriell verwerten. Auch zieht die schwarze Flüssigkeit Besucher aus
aller Welt an, die gern einmal auf nicht vom Menschen ausgewalzten
Asphalt herumlaufen möchten.
Für die Bewohner der direkt am See liegenden Ortschaft La Brea bringt
der Bodenschatz jedoch darüber hinaus einen äußerst negativen Aspekt mit
sich: Er steigt nicht nur im Bereich des Sees aus den Tiefen der Erde
empor, sondern auch mitunter recht plötzlich an etlichen Stellen mitten
im Ort. Der Untergrund hebt sich dabei nicht gleichmäßig, er erzeugt
oftmals vielmehr auf einer recht kleinen, nur wenige Quadratmeter großen
Fläche, die zuvor noch eben gewesen ist,
ein Gefälle von mehreren Grad. Diese Hügelbildung geht recht schnell
vonstatten, innerhalb von Monaten oder wenigen Jahren wird der
Untergrund aufgewölbt.
Wer Pech hat, dem quillt der zähflüssige Asphalt unter dem Haus empor
und hebt es von unten her an, aber eben nicht überall gleichmäßig,
sodass die Bauwerke nach einer gewissen Zeit instabil werden und
einstürzen. Die Bewohner von La Brea müssen sich deshalb damit abfinden,
dass sie vielleicht irgendwann ihr Dach über dem Kopf verlieren, weil
der Boden darunter im Schneckentempo brodelt.
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Weitere
Informationen:
Das Gebiet bei Naturgucker.de
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