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Caroni Swamps bzw. Caroni-Sümpfe (Trinidad)
Nur wenige Kilometer von der Hauptstadt Port of Spain
entfernt, beherbergt Trinidad ein wegen seines Artenreichtums über die
Landesgrenzen hinaus bekanntes Feuchtgebiet, das Heimat vieler Tier- und
Pflanzenarten ist. Inmitten dieser weitläufigen Sumpflandschaft befindet
sich das Caroni Bird Sanctuary. Dies ist ein Vogelschutzgebiet, das in
einer Lagune liegt, die nahtlos in das große, sie umgebende
Mangrovenareal übergeht. Die küstennahe Lage und der umgebende
Mangrovenwald sind zwei wichtige Faktoren für die enorme Artenvielfalt
des Schutzgebiets. Eingerichtet worden ist es bereits im Jahre 1953.
Besucher können diese wundervolle Landschaft von Booten aus erkunden.
Die Hauptattraktion des Caroni-Feuchtgebiets sind die leuchtend rot
gefärbten
Scharlachsichler (Eudocimus ruber), die sich allabendlich
dort einfinden, um in den Bäumen zu übernachten. Diese schönen Tiere
sind die Nationalvögel Trinidads und sie stehen unter strengem Schutz.
Das Sumpfgebiet im westlichen Tiefland Trinidads verdankt seine Existenz
der Tatsache, dass dort mehrere Flüsse in das insgesamt etwa 30
Quadratkilometer große Gebiet münden; rund sechs Quadratkilometer dieser
Fläche stehen unter Naturschutz. Man findet in dem riesigen
Brackwasserareal, dessen Wasserstand mit den Gezeiten schwankt, Lagunen,
Marschland und ausgedehnte Mangrovenwälder - und damit viele Vogelarten.
Doch das ist nicht alles: Etwa 60 Prozent der
Mangrovenbestände Trinidads gedeihen in den Caroni-Sümpfen. Vereinzelt
finden sich Weiße Mangroven (Laguncularia racemosa) zwischen
den
Roten Mangrove (Rhizophora mangle) und Schwarzen Mangroven
(Avicennia germinans), die den größten Teil der Vegetation
ausmachen. Auf der zum Festland gewandten Seite des Feuchtgebiets wächst
mancherorts die seltenere Knopfmangrove (Conocarpus erectus).
Für viele im Meer beheimatete Fischarten sind die Wurzeln dieser
Mangrovenwälder die ideale Kinderstube, weshalb das Feuchtgebiet für ihr
Überleben von enormer Bedeutung ist.
In dem Schutzgebiet kommen rund 180 Vogelarten vor, unter ihnen
beispielsweise Reiher, siehe Foto rechts, Fischadler und Schlangenhalsvögel, was nicht
zuletzt auf den Fischreichtum der teils sehr seichten Gewässer
zurückzuführen ist. In den Bäumen liegen tagsüber an vielen Stellen
Zentralamerikanische Baumboas (Corallus ruschenbergerii) zusammengerollt im Geäst. Vom
Boot aus kann man sie relativ leicht aus nächster Nähe betrachten,
sofern man das Glück hat, sie im Vorüberfahren überhaupt zu bemerken. Da
sich die Boote meist nicht besonders schnell bewegen, lohnt es sich
also, aufmerksam das Dickicht zu beobachten.
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Doch nicht nur nach oben sollte man den Blick richten. Zwischen den
Luftwurzeln der Mangroven verstecken sich vielerorts
Krokodilkaimane (Caiman crocodilus), an den Sprossen der
Pflanzen klettern Mangrovenkrabben (Aratus pisonii) empor und
Baumaustern (Crassostrea rhizophorae) warten an die Mangroven
geklammert auf die nächste Flut. Feuchte Landzonen oder Wurzeln sind
typische Aufenthaltsorte von Schlammspringern. Diese Fische können
einige Zeit außerhalb des Wassers überleben, sofern sie feucht bleiben.
Säugetiere beheimatet das Gebiet ebenfalls: Aufgrund der großen Zahl der
in den Mangroven lebenden Krustentiere finden die Krabbenwaschbären (Procyon
cancrivorus) normalerweise problemlos genügend Nahrung. Abends
beginnt die Zeit der Fledermäuse, die im Mangrovenwald heimisch sind.
Sie schwirren den in den Booten sitzenden Tourgästen um die Köpfe und
fliegen geschickte Manöver durch das Pflanzendickicht.
Wer die faszinierende Natur auf eigene Faust erleben möchte, wird
allerdings enttäuscht. Ohne einen lokalen Fremdenführer darf man das
Gebiet nicht durchstreifen. Das Ökosystem ist überaus empfindlich und
deshalb anfällig für Störungen, sodass es nur entlang bestimmter Routen
erkundet werden darf. Außerdem haben wohl die wenigsten Urlauber ein
eigenes Boot im Reisegepäck und obendrein sehen die durch die Mangroven
führenden Kanäle alle recht ähnlich aus, sodass man sich vermutlich
ohne einen ortskundigen Führer sehr leicht verirren würde. In Begleitung
eines Führers lassen sich oft interessante Beobachtungen machen, weil
die Kenner der Region sehr genau wissen, wo sich bestimmte Tiere mit
großer Wahrscheinlichkeit aufhalten. Wer auf Trinidad spontan
entscheidet, die Caroni-Sümpfe erkunden zu wollen, kann auch ohne eine
im Vorfeld pauschal gebuchte Ausflugsreise an einer Rundfahrt durch die
Sümpfe teilnehmen. Mehrmals am Tag finden geführte Touren statt, bei
denen man auf flachen Booten, die mit Außenbordmotoren ausgestattet
sind, zwei bis vier Stunden durch das Feuchtgebiet fährt. Zudem ist es
möglich, einen solchen Ausflug bei Agenturen und Veranstaltern vor Ort
vorab zu buchen. Solche Touren sind in aller Regel besonders lehrreich,
weil die Veranstalter mit Führern zusammenarbeiten, die über großes
Fachwissen verfügen.
Im Folgenden möchte ich meinen Ausflug in das
beeindruckende und sehr weitläufige Feuchtgebiet
schildern. Mit einer kleinen Gruppe mit nur sechs Personen habe bin ich
m späten Nachmittag an Bord des Bootes gegangen. Zu Beginn ist das Boot durch künstlich angelegte Kanäle
gefahren, die sich durch dichte Mangrovenfelder schlängeln. An manchen
Stellen sind diese Kanäle so schmal, dass man den Himmel über sich durch
das Blätterdach der über den Wasserwegen ineinander gewachsenen Pflanzen
kaum noch sehen kann. Dieses Dickicht ist die Heimat vieler Tiere, unter
ihnen ist auch der Zwergameisenbär (Cyclopes didactylus),
den man mit etwas Glück zu Gesicht bekommt (ich hatte leider Pech und
habe keinen dieser kleinen Ameisenbären gesehen). Nach einigen hundert Metern
gelangt man dann zu den natürlichen, nicht von Menschenhand erschaffenen
Kanälen, die in aller Regel relativ breit sind.
Meine Bootstour hat uns an Bereichen vorbei geführt, die bei
Niedrigwasser ausgedehnte Schlickflächen sind, auf denen Reiher und
Watvögel entweder nach Nahrung suchen oder einfach nur in der Sonne
ausruhen. Manchmal fliegen Schwärme kleiner Watvögel kreischend auf,
wenn sich ihnen ein Boot nähert. Mit kräftigen Flügelschlägen kreisen
die kleinen Vögel umher, um in sicherer Entfernung zu landen und sofort
wieder mit der Nahrungsaufnahme zu beginnen.
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Von atemberaubender Schönheit ist das Naturschauspiel der allabendlich
zu ihren Schlafbäumen heimkehrenden Scharlachsichler. Bereits am späten
Nachmittag haben wir die ersten Vögel beobachtet, die schon recht froh
dort eingetroffen sind und sich zusammen mit einigen weißen Reihern für
die Nachtruhe in ihrem Schlafbaum niedergelassen haben. Innerhalb der
Sümpfe haben seinerzeit nur drei Schlafbäume existiert, hat uns der
Naturführer erklärt. Deshalb haben sich an diesen Plätzen jeweils
hunderte, wenn nicht sogar tausende der leuchtend rot gefärbten
Scharlachsichler eingefunden. Früher hat man sich übrigens darüber
gewundert, dass man diese hübschen Vögel auf Trinidad tagsüber nur
selten zu Gesicht bekommt. Inzwischen weiß man, dass die meisten
Scharlachsichler morgens ins nur wenige Kilometer entfernte Nachbarland
Venezuela fliegen, um dort den Tag zu verbringen und auf die Suche nach
Nahrung zu gehen.
Nachdem das Boot anfangs durch die Mangrovenkanäle gefahren war, hat es
rechtzeitig vor dem Eintreffen der Scharlachsichler in einer Lagune
angehalten. Aus einer ausreichend großen Entfernung, die eine Störung
der Tiere vermeidet, habe ich ganz in Ruhe die Vögel beobachten können,
die meist in kleinen Schwärmen eingetroffen sind und sich im dicht
belaubten Geäst ihres Schlafbaumes niedergelassen haben. Früher ist es
erlaubt gewesen, sich den Vögeln sehr viel weiter zu nähern. Seit
einiger Zeit ist dies jedoch verboten, weil der Bestand der
Scharlachsichler dramatisch abgenommen hatte. Die Tiere sollen so wenig
wie möglich gestört werden, weshalb nun ein größerer Abstand als
sinnvoll erachtet wird. Wer ein Fernglas bei sich hat, kann die schönen
Vögel aber auch aus etwas größerer Entfernung bestens beobachten.
Immer mehr Vögel sind eingetroffen und die Sonne hat sich mehr und mehr
gen Horizont bewegt. Ihre Strahlen haben sich zusehends rötlich
verfärbt. Im Licht der niedrig stehenden Sonne haben die Lagune und die
Vögel noch herrlicher ausgesehen. Wenn sich dann noch riesige
Wolkentürme in der glatten Wasseroberfläche spiegeln, wie es während
meines Besuchs der Caroni-Sümpfe der Fall gewesen ist, ist der Zauber
des Augenblicks perfekt. Sofern die Bootsmotoren ausgeschaltet sind,
sind die einzigen vernehmbaren Geräusche die Rufe der Vögel sowie das
gelegentliche Platschen, das springende Fische verursachen, wenn sie
wieder ins Wasser der Lagune eintauchen.
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Naturparadies in Gefahr
Obwohl das artenreiche Gebiet seit mehr als 50 Jahren unter Schutz
steht, ist es vielen Gefahren ausgesetzt, die das empfindliche
Gleichgewicht des Ökosystems bereits stark gestört haben. Trotz der
gesetzlichen Verbote hat es nach Angaben meines damaligen Fremdenführers
in den Caroni-Sümpfen illegale Jäger gegeben. So ist es beispielsweise
bereits vorgekommen, dass vor den Augen von Besuchern, die in einem Boot
auf das abendliche Erscheinen der Scharlachsichler gewartet haben,
Wilderer aus einem Versteck heraus die eintreffenden Vögel abgeschossen
haben. Wer eine solche Szene beobachtet, reagiert meist mit Entsetzen.
Viele Zeugen des Geschehens haben sich empört an die Regierung gewandt.
Geschehen sei trotz der Proteste dieser unfreiwilligen Zuschauer und
zahlreicher (einheimischer) Tierschützer bislang wenig, hat der
Fremdenführer mir im November 2004 erklärt. Die Schlafbäume der Vögel
sind seinerzeit nicht bewacht worden, sodass Wilderer ein
vergleichsweise leichtes Spiel hatten.
Dem Sumpf an sich und damit allen in dem Gebiet lebenden Tieren und
Pflanzen drohen ebenfalls Gefahren. An den Flüssen, die das Gebiet mit
Frischwasser aus dem Landesinneren speisen, haben sich etliche Fabriken
und Industrieunternehmen angesiedelt. Deren teils giftige Abwässer und
Abfälle gelangen mit dem Flusswasser in das Sumpfgebiet. Auch Abwässer
aus der Landwirtschaft beeinflussen die Wasserqualität und damit die
Lebensgrundlage der wasserbewohnenden Lebewesen in den Sümpfen. Deshalb
ist der viel gescholtene und an sich reglementierte, aber vermutlich
nicht besonders streng überwachte Fischfang wohl eher das geringere
Problem.
Einst hat es eine natürliche Pflanzenbarriere zum Meer hin gegeben, die
das Einströmen zu großer Salzwassermengen auf natürliche Weise
verhindert hat. In den Lagunen des Sumpfgebietes hat es eine Fülle von
Süßwasserfischen und -pflanzen gegeben, die eine sichere
Nahrungsgrundlage für eine große Zahl von Wasservögeln dargestellt
haben. Durch das Einwirken der Menschen ist diese schützende Barriere
verschwunden und das Wasser im Sumpfgebiet ist mit der Zeit immer
salziger geworden. Dadurch sind viele Süßwasserfische aus ihrem
Lebensraum verdrängt worden. Auch etliche Pflanzen, die nur wenig Salz
vertragen, haben dort nicht mehr gedeihen können. Mit ihnen ist eine
Reihe von Vögeln verschwunden, darunter beispielsweise die
Rotstirn-Blatthühnchen (Jacana jacana), die einst sehr
zahlreich in den Caroni-Sümpfen anzutreffen gewesen sind.
Es bleibt zu hoffen, dass es der Regierung Trinidads und den
Umweltschützern vor Ort gelingen wird, das Feuchtgebiet vor weiteren
Schäden zu bewahren und somit die Lebensgrundlage für die dort (noch)
heimischen Tier- und Pflanzenarten für die Zukunft langfristig zu
sichern.
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Weitere
Informationen:
Das Gebiet bei Naturgucker.de
Video aus den Caroni-Sümpfen bei Youtube
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