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Asa Wright Nature Center (Trinidad)Wer auf Trinidad Vögel beobachten und in Kombination mit hohem touristischem Komfort die grandiose Kulisse des Bergnebelwaldes genießen möchte, der ist im Asa Wright Nature Center genau richtig aufgehoben. Auf dem Gelände einer einstigen Plantage, auf der Kakao, Zitrusfrüchte und Kaffee angebaut worden sind, liegt diese einzigartige Einrichtung, in der sowohl Tagesausflügler als auch Übernachtungsgäste gleichermaßen willkommen sind. Vom internationalen Flughafen und der Hauptstadt aus erreicht man das in der nördlichen Gebirgskette gelegene Zentrum in relativ kurzer Zeit mit dem Auto, von Arima aus fährt man gut eine halbe Stunde. Das Asa Wright Nature Center, kurz AWNC genannt, ist von dichtem Sekundärwald umgeben, der in dieser Höhenlage von etwa 370 Meter über dem Meeresspiegel oft von Regen und Nebel mit Feuchtigkeit versorgt wird. Nur etwa elf Kilometer von der stellenweise sehr turbulenten Stadt Arima entfernt gelegen, scheint sich das AWNC in einer anderen Welt zu befinden, denn im Bergwald ist es herrlich ruhig und die Natur ist die unangefochtene Königin. Das feuchte, angenehm warme Klima - im Bergnebelwald ist es erheblich weniger heiß als im Tiefland der Insel - gedeihen zahllose Pflanzen, wie man sie auch im Amazonasbecken antrifft. Besonders beeindruckend sind die leuchtend gefärbten Blühpflanzen, die überall rund um das AWNC zu finden sind. Die wohl größte Attraktion auf dem Gelände von Spring Hill Estate, wie das AWNC früher genannt wurde, ist eine Brutkolonie der nachtaktiven Fettschwalme (Steatornis caripensis), einer seltenen Vogelart. In der Dunston-Höhle leben etwa 130 Fettschwalme (Stand Ende 2004), die man bei geführten Wanderungen beobachten kann. Nirgendwo sonst auf der Welt ist eine andere Fettschwalmkolonie so leicht zu erreichen wie auf dem Gelände des AWNC. Mit wasserdichtem Schuhwerk ausgestattet, können AWNC-Gäste, die zum Treppensteigen in der Lage und trittsicher sind, in Begleitung eines Rangers zu festgelegten Zeiten zur Höhle wandern. Um die Vögel nicht zu oft zu stören, werden nur an bestimmten Tagen Wanderungen zur Kolonie unternommen. Das Fotografieren mit Blitzlicht ist in der Höhle untersagt, weil das helle Licht die Vögel stark blendet. Als Anpassung an ihre nachtaktive Lebensweise sind ihre Augen nicht nur groß, sondern vor allem extrem lichtempfindlich. Nur die Infrarotfotografie ist in der Höhle erlaubt, allerdings dürften die wenigsten Besucher eine entsprechende Ausrüstung mit sich führen. Ich hatte während meines Aufenthalts im AWNC das Glück, die Tiere in ihrer Höhle beobachten zu können. Während einer etwa 1,5-stündigen Wanderung zu den Tieren hat mir eine der Angestellten des AWNC die Lebensweise der faszinierenden Vögel erläutert und mir die landschaftlich beeindruckende Gegend rund um die Höhle gezeigt. Durch diese Höhle fließt ein Bach, was der Gegend einen ganz besonderen Charme verleiht. Dichte Vegetation reicht bis direkt an die Höhle, sodass man aus dem Dschungel direkt in die Heimat der interessanten Vögel tritt. Die Lautäußerungen der Fettschwalme klingen ausgesprochen eigentümlich, Klangbeispiele gibt es bei Xeno-canto.org. Früher haben sich die Menschen aufgrund dieser seltsamen Stimme vor den Vögeln gefürchtet. Vor allem das Echo ihrer Stimmen, wie es im Innern der Höhle zu hören ist, hat etwas Gespenstisches an sich. Deshalb haben die Indigenen, die früher auf Trinidad gelebt haben, diese Vögel stets gefürchtet. Abgesehen von der Fettschwalmkolonie hat das AWNC, das nach der Isländerin Asa Wright benannt worden ist, noch viele weitere tierische und botanische Höhepunkte zu bieten. Von der Veranda des Haupthauses aus hat man nicht nur einen atemberaubenden Blick ins Arima-Tal, sondern auch auf die nur wenige Meter entfernten, für die Tiere des Waldes eingerichteten Futterplätze. Dort werden täglich frisches Obst und Brot ausgelegt, was zahllose hungrige Tiere anlockt. Das Foto in diesem Absatz zeigt links drei Zuckervögel (Coereba flaveola) und rechts einen weiblichen Kappennaschvogel (Chlorophanes spiza spiza). Unter den gefiederten Besuchern sind solch farbenprächtige Arten wie der Kappennaschvogel (Chlorophanes spiza spiza) oder die Silberschnabeltangare oder Purpurtangare (Ramphocelus carbo) regelmäßig an den Futterplätzen vertreten. Aber auch Goldtejus (Tupinambis teguixin), die stattlichen Eidechsen Trinidads, und Goldagutis (Dasyprocta agouti), das sind niedliche Säugetiere, finden sich häufig ein, um am Boden nach herab gefallenen Nahrungsbrocken zu suchen. Nektarspender, die rund um die Futterplätze und an der Veranda montiert sind, locken zudem verschiedene Kolibriarten in Scharen an. In der Sprache der Ureinwohner trägt Trinidad übrigens den Namen "Irere", was auf Deutsch "Land der Kolibris" heißt. Wer gegen sechs Uhr morgens und somit noch vor Sonnenaufgang am Futterplatz des AWNC ist und dem Ranger beim Auslegen der Nahrung zuschaut, kann die tierische "Nachtschicht" beobachten, die sich vor der Tagesruhe noch rasch ein paar Häppchen Obst genehmigt. Es wimmelt um diese Uhrzeit geradezu von Frucht fressenden Fledermäusen, die sich blitzschnell auf dem Obst niederlassen, um den Magen zu füllen. Sie dabei zu fotografieren, ist nicht ganz leicht. Am besten schaltet man die Autofokusfunktion der Kamera aus, lässt jemanden mit einer Taschenlampe das Obst beleuchten, während man von Hand die Bildschärfe regelt, und löst dann aus, sobald man einen Schatten über das Obst huschen sieht. Mit ein wenig Glück hat man dann später eine Fledermaus auf dem Foto. Mehrere gut beschilderte Wanderwege durchziehen das Gelände des AWNC. Wandert man beispielsweise auf dem Discovery Trail, der zum Teil ein botanischer Lehrpfad ist, kommt man an vielen schönen einheimischen Pflanzen entlang. Außerdem führt dieser Weg direkt zum Revier der Säbelpipras (Manacus manacus), deren Balzplätze in Bodennähe im schattigen Wald liegen und sich deshalb oft vom Pfad aus bestens beobachten lassen. Eine Etage höher, also eher in den Baumkronen, halten sich die Flechtenglöckner (Procnias averano) auf, deren metallisch klingende Rufe weit durch das Arima-Tal hallen. Ihre Rufe erinnern allerdings eher an Industrielärm als an Vogelgesang, siehe Klangbeispiele bei Xeno-canto.org. Völlig andere Einblicke in den Regenwald bietet unter anderem ein Wanderweg auf dem Gelände, der als Bamboo Valley Trail bezeichnet wird. Er führt geradewegs an riesigen, ausladenden Bambuswäldchen vorbei. An den zum Teil armdicken Bambusstangen haften große Termitennester, die an den schlanken Gewächsen wie überdimensionale dunkelbraune Wucherungen aussehen. In diesem Dickicht sieht man zwar kaum Tiere, aber die Atmosphäre in diesem Teil des Waldes ist dafür umso faszinierender. Da es entlang der nördlichen Gebirgskette Trinidads sehr häufig regnet, sollte man allerdings bei den Wanderungen auf dem Gelände des AWNC immer robustes und wasserdichtes Schuhwerk tragen. Viele Wegabschnitte sind durch die ergiebigen Regenfälle sehr matschig und manchmal kommt man nicht umhin, mitten durch große Pfützen zu laufen - das ist Regenwald live! Freunde eines naturnahen Badevergnügens können auf dem Gelände in einen natürlichen Pool eines Bachs steigen. Das Wasser ist meist glasklar und im Vergleich zur Lufttemperatur geradezu angenehm kühl. Der kleine Pool befindet sich nur wenige Gehminuten vom Haupthaus des AWNC entfernt, er liegt in der Nähe der Hauptzufahrtsstraße. Übernachtungsgäste sind im AWNC perfekt aufgehoben. Die Verpflegung ist bestens und das Küchenteam geht auf spezielle Ernährungswünsche wie etwa Kost für Vegetarier oder Diabetiker mühelos ein. Neben frischem, vor Ort gebackenem Brot kommen vor allem einheimische Speisen auf den Tisch, die allesamt sehr köstlich sind. Am Nachmittag wird zum Tee hausgemachtes Gebäck serviert und pünktlich zum Sonnenuntergang wird auf der Veranda der typisch karibische Rum Punch gereicht. Abends finden oft kostenlose Filmvorführungen, Vorträge sowie Nachtwanderungen statt (alles in englischer Sprache). Selbstverständlich organisiert das Team des AWNC auch tagsüber (kostenpflichtige) Wanderungen und Ausflüge, die jene Besucher, die mehrere Tage zu Gast sind, beispielsweise in die Caroni-Sümpfe führen. All jenen, die sich über die artenreiche Flora und Fauna Trinidads informieren möchten, steht darüber hinaus nach Absprache mit dem Personal die umfangreiche und bestens sortierte Bibliothek des AWNC zur Verfügung. Die Bungalows sind geräumig und komfortabel. Besonders schön fand ich, dass zu jeder Wohneinheit eine eigene Veranda gehört, von der aus man eine herrliche Aussicht auf das grüne, oft teils in Wolken oder Nebel gehüllte Regenwaldtal hat. Rund um die Bungalows befindet sich dichte Vegetation. An den vielen Blüten kann man aus der Ferne Kolibris beobachten und morgens finden sich in den Baumkronen Dottertukane (Ramphastos vitellinus) ein. Mitunter kann man von der eigenen Veranda aus sogar die scheuen Schwarzschwanztityras (Tityra cayana) beobachten. Diese waldbewohnenden Vögel fallen durch einen leuchtend roten Augenring und den zum Teil ebenso rot gefärbten Schnabel auf; das Gefieder ist überwiegend weiß, nur einige Körperpartien sind schwarz gefärbt. Während meines leider recht kurzen, zweitägigen Aufenthalts habe ich mich im AWNC sehr wohl gefühlt. Für mich waren die vielen schönen Naturbeobachtungen die Hauptattraktion, aber auch die bequeme Unterkunft sowie das leckere Essen haben mir gut gefallen. Darüber hinaus habe ich es sehr genossen, mit Gleichgesinnten fachsimpeln zu können, denn als Vogelbeobachter ist man dort immer in bester Gesellschaft. Viele US-amerikanische und britische Reisegruppen quartieren sich im AWNC ein und wer ihre Sprache spricht, kann sich mit ihnen bestens über die Naturschönheiten Trinidads und andere Dinge unterhalten. Ich bin ohne eine Gruppe als Alleinreisende in das AWNC gekommen und von den amerikanischen und britischen Gästen gleich herzlich in ihren Kreis aufgenommen worden. Dieses Miteinander der Vogelbeobachter und die Freundlichkeit des AWNC-Personals sind ausgesprochen angenehm gewesen. Weitere Informationen über das Asa Wright Nature Center inklusive einer Preisliste für Übernachtungen finden Sie auf der offiziellen Webseite des Zentrums.
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