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Vögel der Seychellen - Teil 3Rußseeschwalbe (Sooty Tern, Onychoprion fuscata nubilosus) Mehrere hunderttausend Rußseeschwalben finden sich jährlich zwischen April und Oktober auf der Seychellen-Insel Bird Island ein, um dort ihren Nachwuchs großzuziehen. In jedem Nest, also einer Erdmulde im Gras oder im Sand, liegt ein einzelnes dunkel gesprenkeltes Ei. Die Vögel brüten dicht an dicht in einer riesigen Kolonie, sodass zwischen den Nestern meist nur wenige Zentimeter Platz zur Verfügung steht. Über der Brutkolonie liegt ständig das Geschrei unzähliger Rußseeschwalben in der Luft und zwischen den brütenden Tieren kommt es oft zu kleineren Rangeleien. Foto: 11.09.2014, Bird Island Nur während der Brutzeit kommen sich die Rußseeschwalben so nah, sie verbringen den Rest des Jahres als Nomaden über dem offenen Meer auf ihren Nahrungsstreifzügen. Ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich über die äquatornahen tropischen Meere in aller Welt. Diese Seevögel sind 33 bis 36 Zentimeter lang und sie haben eine Flügelspannweite von 82 bis 94 Zentimeter. Ihr Gefieder ist charakteristisch schwarz-weiß gefärbt. Die ebenfalls auf den Seychellen vorkommende Zügelseeschwalbe sieht auf den ersten Blick ähnlich aus. Von ihr lassen sich Rußseeschwalben daran unterscheiden, dass bei ihnen nur die Stirn und ein kleiner Bereich über dem Auge weiß sind, sie haben keine weißen "Zügel". Früher haben die Rußseeschwalbe den wissenschaftlichen Namen Sterna fuscatus getragen. Im Jahr 2005 ist die Vogelart jedoch in Onychoprion fuscata nubilosus umbenannt worden. Die Spezies gilt als nicht gefährdet. Foto: 11.09.2014, Bird Island
Sanderling (Sanderling, Calidris alba) Sanderlinge sind in vielen Teilen der Welt heimisch. Ihre Brutreviere liegen in der arktischen Tundra, den Winter verbringen diese etwa 20 Zentimeter großen Vögel in südlicheren Regionen. Ich habe sie bisher vor allem an der Nordseeküste, an der Algarve sowie in der Karibik beobachtet. Auf den Seychellen kommen sie zwischen September/Oktober und März vor, wenn auch nur in relativ kleiner Zahl. Die Körperunterseite dieser Küstenvögel ist weiß gefärbt, die Oberseite ist schwarz-weiß gesprenkelt. Der Schnabel und die Beine sind schwarz gefärbt, woran man die Vögel von den meisten anderen Regenpfeiferarten unterscheiden kann, die auf den Seychellen anzutreffen sind. Meist halten sich Sanderlinge an der Küste auf, wo sie am Spülsaum nach Nahrung suchen. Sie fressen kleine Tiere, darunter Krebse. Sanderlinge gelten als nicht gefährdet. Foto: 03.09.2014, Grand Anse, Praslin Schlankschnabelnoddi (Lesser Noddi, Anous tenuirostris) Das Verbreitungsgebiet der Schlankschnabelnoddis erstreckt sich über den Persischen Golf und über Teile des des Indischen Ozeans. Die Tiere leben in bestimmten Bereichen entlang der Küstenlinie, so auch auf den Seychellen, wo sie praktisch auf allen Inseln vorkommen. Schlankschnabelnoddis sind 30 bis 34 Zentimeter groß und ihre Flügelspannweite beträgt 60 bis 70 Zentimeter. Das Gefieder ist weitestgehend braun gefärbt, auch an den Flügeln. Kopf und Hals sind grau. Anders als bei den etwas größeren, aber relativ ähnlich aussehenden Noddiseeschwalben gibt es im Gesicht keine scharfe Grenze zwischen dem grauen und dem braunen Gefiederbereich. Der Schnabel ist beim Schlankschnabelnoddi recht lang und dünn; er ist schwarz gefärbt. Die Beine und Füße sind dunkelgrau bis schwarz. Diese Vogelart gilt als nicht gefährdet. Foto: 03.09.2014, Cousin
Orientseeschwalbe (Saunders' Tern, Sternula saundersi) Tropische Küsten im Indischen Ozean, und dort vor allem der westliche Teil der Region, sowie die Küsten Afrikas und Indiens liegen im Verbreitungsgebiet der Orientseeschwalbe. Diese Vögel sind zwischen 28 und 29 Zentimeter groß und ihre Flügelspannweite beträgt 50 bis 55 Zentimeter. Bei erwachsenen (adulten) Individuen ist das Gefieder auf der Oberseite der Flügel und auf dem Rücken hellgrau gefärbt, Unterseite, Kopf und am Hals tragen weiße Federn. Charakteristisch für diese Seeschwalbenart ist ihr schwarzer Augenstreif, der nach hinten in eine breite "Kappe" übergeht. Die langen Federn der Flügel sind ebenfalls schwarz, der Schwanz ist weiß. Der gelbe Schnabel hat eine schwarze Spitze, die oft nur aus der Nähe zu sehen ist. Gelblich sind die Füße und Beine gefärbt. Jugendliche Tiere unterscheiden sich im Aussehen, sie haben eine deutlich weniger stark ausgeprägte schwarze Kappe. Außerdem sind ihre Flügel im oberen Bereich teilweise schwarz befiedert. Auf den Seychellen lassen sich diese Seeschwalben mit ein wenig Glück auf allen Inseln beobachten. Die Art gilt als nicht gefährdet. Foto: 11.09.2014, Bird Island Seychellen-Dajal (Seychelles Magpie-Robin, Copsychus sechellarum) Zu den seltensten Vogelarten der Welt gehört der Seychellen-Dajal. Diese Tiere sind auf den Seychellen endemisch und kommen dort nur an wenigen Stellen vor. Derzeit leben diese Vögel auf Aride, Cousin, Cousine und Frégate (Stand: November 2014). Vor der Ankunft des Menschen war diese Art, die auch Seychellendajal geschrieben wird, auf vielen Granitinseln der Seychellen verbreitet. Durch die Einführung von Ratten und Katzen sowie durch die Rodung von Wäldern, ihrem angestammten Lebensraum, sind diese Vögel aber stark in Bedrängnis geraten. Nur durch sehr aufwändige Schutzbemühungen ist es bisher gelungen, die Art vor dem Aussterben zu bewahren. Im Jahr 1990 hat es nur noch 22 Individuen dieser Vögel gegeben, bei der letzten offiziellen Zählung im Jahr 2006 waren es 178 Vögel, wovon schätzungsweise 120 fortpflanzungsfähig waren. Aktuell gilt die Art nach wie vor als stark gefährdet. Foto: Altvogel, 03.09.2014, Cousin Die Körperlänge der Seychellen-Dajale beträgt circa 25 Zentimeter. Das Gefieder ist nahezu am gesamten Körper glänzend schwarz gefärbt, meist hat es einen Blauschimmer. An den Flügeln befindet sich je ein großes weißes Feld. Der Schnabel ist dunkelgrau bis schwarz, dies gilt auch für die langen Beine und für die Füße. Aufgrund ihrer dunkelbraunen Iris sehen die Augen dieser Vögel recht groß aus. Jugendliche Vögel sehen ähnlich aus, allerdings haben sie bräunliche Federsäume in den weißen Flügelspiegeln und ihr Gefieder ist insgesamt eher dunkelbraun als schwarz. Das Verhalten der Seychellen-Dajale erinnert an das von Amseln. Sie halten sich häufig auf dem Waldboden auf und hüpfen umher, um dort nach Nahrung zu suchen. Auf dem Speiseplan stehen verschiedene Insekten und Spinnentiere. Menschen gegenüber sind diese Vögel wenig scheu. Man kann sie meist aus allernächster Nähe beobachten und fotografieren. Foto: Altvogel, 03.09.2014, Cousin
Seychellenfalke (Seychelles Kestrel, Falco araea) Der Seychellenfalke oder Seychellen-Turmfalke ist nur 15 bis 24 Zentimeter groß und damit weltweit der kleinste Vertreter der Unterfamilie der Eigentlichen Falken (Falconinae). Ihre Flügelspannweite beträgt nur 44 bis 47 Zentimeter. Erwachsene Männchen haben kastanienbraune Federn an den Flügeln und am Rücken, diese Bereiche sind schwarz gefleckt. Am Kopf und am Bürzel sind die Tiere dunkelgrau gefärbt, die Körperunterseite ist beigerosa und im Gesicht tragen die Vögel auf jeder Seite je einen kurzen, schwarzen Bartstreif. Bei den Weibchen ist das Gefieder heller. Die Beine und Füße beider Geschlechter sind gelb gefärbt. Auf den Seychellen leben diese Vögel auf Mahé (größter Bestand) und den umliegenden kleineren Inseln, auf Silhouette, auf Praslin und auf North (Île du Nord). Darüber hinaus werden sie gelegentlich auf La Digue beobachtet, allerdings scheinen sie dort nicht zu brüten. Reptilien wie Skinke und Taggeckos bilden die hauptsächliche Nahrung der kleinen Falken. Außerdem erbeuten sie Insekten und kleine Vögel sowie Mäuse. Es gibt derzeit circa 800 Individuen dieser Vogelart (Stand: November 2014, Quelle: IUCN Red List), die Art gilt als gefährdet. Ein alternativer wissenschaftlicher Name dieser Art lautet Falco araeus. Foto: Belegbild eines Weibchens, Juni 2000, Nähe Anse Soleil, Mahé Seychellennektarvogel (Seychelles Sunbird, Nectarinia dussumieri) Flink schwirren die Seychellennektarvögel von einer Blüte zur nächsten, um mit ihrem langen, gebogenen Schnabel den süßen Saft zu schlürfen, der bei ihrer Namensgebung Pate gestanden hat. Diese Vögel sind nur zwölf Zentimeter groß. Da sie aber recht ruffreudig sind und häufig singen, fallen sie trotzdem meist sofort auf, wenn sie irgendwo in der Nähe sind. Anhand ihres äußeren Erscheinungsbildes lassen sich die beiden Geschlechter unterscheiden. Bei den Männchen schimmert die Kehle bläulich oder grünlich bis violett, die Körperoberseite ist dunkel graubraun gefärbt und die Körperunterseite ist hell graubraun. Unter den Flügeln befinden sich orange bis gelblich gefärbte Federbüschel, die man im Ruhezustand der Schwingen jedoch meist nicht sehen kann. Bei den Weibchen fehlen diese Federbüschel sowie die schimmernde Kehle, sie sind am gesamten Körper in unterschiedlichen Schattierungen graubraun gefärbt. Der Schnabel ist recht lang, dunkel und nach unten gebogen. Seychellennektarvögel sind auf den Seychellen endemisch, sie kommen auf nahezu allen Inseln vor. Ein weiterer wissenschaftlicher Name dieser Tiere lautet Cinnyris dussumieri. Die Art gilt als nicht gefährdet. Übrigens bezeichnen die Einheimischen diese Vögel als "Kolibris". Tatsächlich handelt es sich bei ihnen aber nicht um Mitglieder der Familie der Kolibris (Trochilidae), die ausschließlich in Amerika vorkommen. Auf Youtube ist mein Video eines aufgeregt zwitschernden Weibchens zu sehen. Foto oben: Männchen, 03.09.2014, Grand Anse, Praslin
Seychellen-Papagei (Seychelles Black Parrot, Coracopsis barklyi) Für Papageien sind sie recht zierlich und außerdem ausgesprochen unauffällig gefärbt. Seychellen-Papageien sind nur circa 30 Zentimeter lang und sie tragen fast am gesamten Körper dunkel graubraun gefärbte Federn. Lediglich ihre Unterschwanzdecken sind grau. Auch ihr Schnabel ist grau. Während der Brutperiode ist er heller als während der restlichen Zeit des Jahres. Seychellen-Papageien sind auf den Seychellen endemisch. Sie kommen heute nur noch auf Praslin in freier Natur vor. Gelegentlich werden Sichtungen von der Insel Curieuse gemeldet, dort halten sich die Vögel aber nicht permanent auf und sie brüten auf dieser Insel auch nicht. Die urtümlichen Wälder mit ihren endemischen Palmenarten, darunter die Seychellenpalme, sind der bevorzugte Lebensraum dieser Vögel. Sie kommen aber auch häufig in Gärten und fressen dort Obst von den Bäumen, beispielsweise reife Guaven oder Mangos. Generell bilden Früchte ihre Nahrung, diese Kost wird um Blüten und Knospen ergänzt. Einst hielt man den Seychellen-Papagei für eine Unterart des Kleinen Vasapapageis und bezeichnete ihn als Coracopsis nigra barklyi oder auf Deutsch als Seychellen-Vasapapagei. Inzwischen ist in Fachkreisen aber geklärt, dass es sich um eine eigenständige Spezies und nicht nur um eine Unterart handelt. Schätzungen zufolge gab es im Jahr 2013 auf Praslin etwa 645 Individuen, der Seychellen-Papagei gilt als gefährdet.
Seychellenparadiesschnäpper (Seychelles Paradise Flycatcher, Terpsiphone corvina) Eine echte Seltenheit unter den Landvögeln der Seychellen ist der endemische Seychellenparadiesschnäpper. Das Gefieder der Männchen ist metallisch schwarz gefärbt und die Tiere tragen zwei ausladende Schwanzfedern, mit denen sie 36 Zentimeter lang sind. Die Weibchen sind am Bauch hell gefärbt, haben einen rötlichen Schwanz und ebenso gefärbte Flügel sowie einen metallisch schwarzen Kopf. Sie erreichen eine Größe von etwa 20 Zentimeter. Dank strenger Schutzbemühungen ist die Anzahl der Individuen von circa 50 Ende der 1970 Jahre auf nunmehr etwa 20110 bis 278 Exemplare gestiegen - eine ganz exakte Zahl gibt es leider nicht. Die meisten dieser schönen Vögel leben auf La Digue. Von dort aus hat man im November 2008 23 Individuen auf die Insel Denis gebracht, um dort ein Vorkommen der seltenen Art zu etablieren. Bereits im Jahr 2009 schritten die Vögel in ihrem neuen Lebensraum erfolgreich zur Brut. Diese Nachrichten sind zwar erfreulich, aber es gibt auch negative Entwicklungen: Für die touristische Erschließung ist 2011 ein Teil des Waldes auf La Digue, in dem die Vögel natürlich vorkommen, illegal gefällt worden, siehe englischer Bericht von BirdLife International. Ebenfalls auf La Digue gibt es mit dem Veuve Special Reserve ein Schutzgebiet für die auffälligen Vögel. Laut der IUCN Red List gilt die Art als vom Aussterben bedroht. Foto oben: Männchen, 06.09.2014, La Digue Auf Youtube habe ich ein Video veröffentlicht, das zwei Seychellenparadiesschnäpper beim Nestbau zeigt. Zu sehen ist, dass die Tiere Pflanzenmaterial mit Hilfe von Spinnenseide fixieren. Die Vögel verwenden dafür die stabilen Seidenfäden aus den Netzen der allgegenwärtigen Spinnenart Nephila inaurata madagascariensis.
Seychellen-Rohrsänger (Seychelles Brush Warbler, Acrocephalus sechellensis) Seychellen-Rohrsänger sind nur 14 Zentimeter groß und ausgesprochen schlicht gefärbt. Auf der Oberseite ihres Körpers ist das Gefieder olivgrün, die Federn an der Körperunterseite sind matt gelbgrau gefärbt. Schieferblau sind die Beine gefärbt. Der Oberschnabel ist grau, der Unterschnabel ist häufig fleischfarben bis orangegrau. Jungvögel kann man an ihrer mit kleinen Tupfen bedeckten Brust erkennen. Typische Lebensräume, in denen man Seychellen-Rohrsänger antrifft, sind Mangrovensümpfe sowie Palmenhaine und das Unterholz von küstennahen Wäldern. Die Vögel leben derzeit nur auf Aride, Cousin, Cousine und Denis (Stand: November 2014). Vor allem aufgrund des Verlustes des Lebensraums ist der Bestand dieser Vögel in der Vergangenheit stark geschrumpft. Im Jahr 1965 hat es nicht einmal mehr 30 Individuen gegeben. Gezielte Wiederaufforstung und andere Schutzmaßnahmen haben zu einer Bestandszunahme geführt, im Jahr 2007 soll es mehr als 2.500 Individuen gegeben haben (Quelle: IUCN Red List). Nach wie vor gilt diese Vogelart, die sich von kleinen Insekten und Spinnentieren ernährt, als gefährdet. Foto: 03.09.2014, Cousin
Seychellen-Weber (Seychelles Fody, Foudia sechellarum) Nur 14 Zentimeter sind die Seychellen-Weber groß. Sie haben eine Flügelspannweite von 18 Zentimeter und sind auf den Seychellen endemisch. Ihr Aussehen ist dem der weiblichen Madagaskarweber oder der Männchen dieser Art im Schlichtkleid recht ähnlich, aber anhand einiger Details lassen sich die beiden Arten unterscheiden. Seychellen-Weber sind olivbraun gefärbt und etwas dunkler als die Weibchen der Madagaskarweber. Auf den Flügeln und auf dem Rücken tragen Seychellen-Weber dunkelbraune Streifen sowie meist einen blassen Fleck am Flügelrand. Während sie ihr Prachtkleid tragen, sind die Männchen anhand ihrer gelben Federn am Kinn und an der Stirn zu erkennen. Meist halten sich Seychellen-Weber in Lebensräumen mit dichter Vegetation auf. Durch intensive Schutzbemühungen ist es gelungen, den einst stark geschrumpften Bestand dieser Tiere wieder zu vergrößern. Heute leben die Seychellen-Weber auf Cousin, Cousine, Frégate, D'Arros, Aride und Denis; auf den zuletzt genannten drei Inseln sind sie aus Arterhaltungsgründen bewusst (wieder) angesiedelt worden (Stand: November 2014). Laut einer Schätzung aus dem Jahr 2004 hat es zu jener Zeit etwa 3.500 Individuen dieser Vogelart gegeben. Sie gilt derzeit trotz der positiven Bestandsentwicklung der vergangenen Jahre als potenziell gefährdet. Foto oben: Männchen im Brutkleid, 03.09.2014, Cousin
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