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Bird Island
Am nördlichen Rand der Seychellenbank befindet sich etwa 100 Kilometer
von Mahé entfernt die kleine, flache Insel Bird Island. Das 1,5
Kilometer lange und 0,65 Kilometer breite Eiland unterscheidet sich
grundlegend von den Granitinseln der Inneren Seychellen. Es ähnelt von
seiner Beschaffenheit her einer
Malediveninsel, denn es handelt sich um eine typische Koralleninsel.
Das heißt, sie besteht aus feinem Korallensand, Granitfelsen sucht man
dort hingegen
vergeblich. Die höchste Erhebung auf Bird Island liegt nur wenige Meter
über dem Meeresspiegel. Jenseits des nördlichsten Punkts der Insel,
North Point genannt, fällt der Meeresboden steil
bis auf 3.000 Meter Tiefe ab. Ein Korallenriff ist der Südwestküste
vorgelagert, was den Küstenbereich vor den starken
Strömungen des offenen Ozeans schützt.
Anreise und Aufenthalt
Mit dem Flugzeug erreicht man die nördlichste der Seychelleninseln von
Mahé aus in knapp 25 bis 35 Minuten. Nur einmal am Tag werden Reisende
nach Bird Island gebracht oder von dort abgeholt. Abflug auf Mahé ist
für gewöhnlich gegen 10:00 Uhr am Morgen vom "Domestic Airport" aus, auf Bird Island bricht man
gegen 11:00 oder 11:30 Uhr auf. Pro Person sind nur zehn Kilogramm
Gepäck erlaubt. Der Flug zu diesem Naturparadies ist ein wunderbares
Erlebnis, weil er über den St. Anne Marine Nationalpark führt und man
die vielen, dicht unter der Wasseroberfläche gelegenen Korallenbänke
bestens sehen kann. Auch im Landeanflug auf Bird Island kann der Blick
über die
vielen Korallen schweifen, die sich in unmittelbarer Nähe dieser Insel befinden.
Geht man auf Bird Island von Bord, empfangen einen während der
Brutsaison der Seeschwalben die Rufe unzählige Seevögel, denen die Insel ihren
jetzigen Namen zu verdanken hat. Auf einigen Landkarten ist sie noch als
"Île aux Vaches Marines", auf Deutsch "Insel der Seekühe", verzeichnet.
Diese behäbigen, gutmütigen Meeressäuger sind in den Gewässern um Bird
Island inzwischen jedoch leider längst ausgestorben.
Es gibt verschiedene Gründe, nach Bird Island zu kommen. Einige Urlauber
haben "Inselhüpfen" (Island Hopping) gebucht und ein Besuch der
idyllischen Insel gehört mit zum Programm. Andere kommen dorthin, um in
dem Naturparadies zu heiraten oder ihre Flitterwochen zu verbringen und
die traumhaften
Strände zu genießen.
Doch die meisten Besucher sind Naturfreunde, die vor allem Vögel
beobachten möchten oder die beeindruckende Unterwasserwelt der Insel
hautnah erleben wollen. Für alle Gäste gilt gleichermaßen: Mindestens eine Nacht muss man auf der
Insel verbringen, weil das Flugzeug nur einmal am Tag landet. Ich habe
selbst zweimal je eine Nacht auf Bird Island verbracht und die Zeit sehr
genossen. Doch ich hoffe, in
Zukunft irgendwann länger bleiben zu können, denn während eines solchen
Kurzaufenthalts kann man nur an der Oberfläche dessen kratzen, was die
Insel zu bieten hat.
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Wer
eine Reise auf die Seychellen gebucht hat, ohne Bird Island dabei zu
berücksichtigen, kann mit ein wenig Glück auch kurzentschlossen in den Genuss dieses
zauberhaften Ortes kommen. In
Victoria auf Mahé befindet sich das Bird Island Reservation Office, in dem man
einen Aufenthalt auf der Vogelinsel buchen
und ganz unkompliziert per Kreditkarte bezahlen kann. Dies ist freilich nur dann möglich, wenn tatsächlich Plätze
im Hotel verfügbar sind. Aber meist klappt es und man kann schon wenige
Tage später das Naturjuwel im Indischen Ozean erleben. Die aktuellen
Preise der Bird Island Lodge und andere Details finden Sie auf
der
offiziellen Webseite der Insel (Link siehe oben rechts unter "Weitere
Informationen").
Die Bird Island Lodge
Auf
Bird Island gibt es nur eine Hotelanlage. In diesem Ökohotel werden die Gäste mit
hohem Komfort verwöhnt. Aufgrund
ihrer gut durchdachten Bauweise kommen die 25 Bungalows der Bird Island
Lodge ohne Klimaanlage aus. Die Dächer sind lediglich über einige
Stützpfeiler mit den Grundmauern der Häuser verbunden, sodass stets
eine kühlende Brise durch die Bungalows weht. Vor nächtlichen
Moskitoangriffen muss man sich dennoch nicht fürchten, weil sich die
Betten mit Netzen verhängen lassen. Die Fenster enthalten keine
Glasscheiben, auch durch sie kann die Luft ungehindert
zirkulieren. Auf Wunsch können die Fensterläden geschlossen
werden, um den Wind und allzu neugierige Vögel auszusperren. So mancher
Urlaubsgast hat es bereits bitter bereut, die Fensterläden am späten
Nachmittag nicht wie vom Hotelpersonal empfohlen geschlossen zu haben.
Man mag es kaum glauben, aber einige Seevögel sind so neugierig,
dass sie abends in die Bungalows kommen, sofern sie einen Eingang
finden. Und sind sie erst einmal drin, ist bei einer solchen "Belagerung" an
Schlaf nicht zu denken...
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![Jeder Bungalow verfügt über eine gemütliche Veranda Jeder Bungalow verfügt über eine gemütliche Veranda](fotos/birdisland/seychellen_2014_3926.jpg) |
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![Von der Sitzecke bis zum Himmelbett mit Moskitonetz gibt es in den Bungalows alles Von der Sitzecke bis zum Himmelbett mit Moskitonetz gibt es in den Bungalows alles](fotos/birdisland/seychellen_2014_3927.jpg) |
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Jeder Bungalow verfügt über
eine gemütliche Veranda |
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Von der Sitzecke bis zum Himmelbett mit Moskitonetz gibt es in den Bungalows alles |
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Weil
es auf Bird Island nur ausgesprochen selten regnet, wird das
Brauchwasser aus einer Süßwasserblase gewonnen, die sich unter dem
Eiland befindet. Diese Blase schwimmt auf dem Meerwasser und ihr Wasser
ist leicht salzig. Mittels spezieller Tanks, die im Freien aufgestellt
sind, wird tagsüber das Wasser aus der Süßwasserblase von der Sonne klimaneutral aufgeheizt und gespeichert, sodass man rund um die
Uhr heiß duschen kann.
In großen Zisternen sammelt man bei den seltenen
Regenfällen das vom Himmel herab fallende, sehr saubere Wasser, um es als Trinkwasser
zu benutzen. Dieses Wasser steht den Gästen kostenlos zur Verfügung. In
den Bungalows befinden sich Thermoskannen, die das Wasser angenehm kühl
halten. Wer seine Kanne neu befüllen lassen möchte, kann dies zu
bestimmten Zeiten an der Bar tun. Selbstverständlich sind dort viele weitere Getränke erhältlich, zum Beispiel frische Fruchtsäfte,
Softdrinks und Bier. Diese Getränke werden den Hotelgästen jedoch in Rechnung
gestellt.
Bei einem Aufenthalt auf Bird Island ist die
Verpflegung inklusive. Es gibt täglich drei Hauptmahlzeiten, die als
Buffet gereicht werden. Schon bald nach der Ankunft auf der Insel beim
ersten Kennenlern-Gespräch können Menschen mit speziellen
Ernährungsgewohnheiten, also zum Beispiel Diabetiker oder Vegetarier,
das Hotelpersonal darüber unterrichten, welche Nahrungsmittel für sie
geeignet sind und welche nicht. Das Küchenteam berücksichtigt diese
Vorgaben beim Kochen und zaubert sehr schmackhafte Gerichte. Neben den
Hauptmahlzeiten gibt es am Nachmittag übrigens auch noch Kaffee oder
Tee.
In den Bungalows gibt es rund um die Uhr Strom.
Allerdings gibt es auf der Insel entlang der Wege zwischen den
Unterkünften und dem Restaurant keine fest installierten Lampen, um die
Seevögel nachts nicht mit Kunstlicht zu belästigen. Stattdessen erhält
jeder Bungalow eine LED-Taschenlampe, die nicht mit Batterien betrieben
wird, sondern durch kräftige Schüttelbewegungen aufgeladen werden muss.
Diese Taschenlampen leuchten hell genug, um damit abends oder
nachts über die Insel spazieren zu können. Anders ist es in
Vollmondnächten. Das Licht des Mondes reicht dann meist aus, um bei
einem nächtlichen Spaziergang die Umgebung sehen zu können. Man kann dann im Mondlicht die vielen auch
nachts noch lautstark rufenden Seevögel beim Rasten in den Bäumen und auf dem Boden
beobachten. Fernseher und Telefone, mit denen man für abendliche
Zerstreuung sorgen könnte, gibt es auf Bird Island nicht.
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Die Top-Sehenswürdigkeit auf Bird Island: die
Rußseeschwalben-Brutkolonie
Als
Vogelliebhaber ist man auf Bird Island bestens aufgehoben. Während des
gesamten Jahres trifft man dort auf brütende Seevögel.
Manche Arten haben keine festen Brutperioden und können deshalb zu jeder
Jahreszeit
brütend oder mit Jungtieren angetroffen werden. Anders verhält es sich bei den
Rußseeschwalben (Onychoprion fuscata nubilosus).
Diese Vögel kommen im April/Mai zum Brüten nach Bird Island und bleiben
dort bis etwa Oktober, dann sind die Jungtiere flügge. Während dieser
Monate lassen sich auf der Insel viele hunderttausend Rußseeschwalben
beobachten, ein Besuch der Brutkolonie ist ein unvergleichliches
Erlebnis.
Anfang bis Mitte Juni hockten die Weibchen im spärlichen,
flachen Gras auf jeweils einem braun-rot gesprenkelten Ei. Pro
Quadratmeter Boden gibt es bis zu fünf Nester, der Platz in der
Brutkolonie wird somit bestens von den Vögeln ausgenutzt. Wer Jungvögel sehen möchte,
sollte in der Zeit ab etwa Mitte bis Ende Juni nach Bird Island kommen,
denn dann schlüpfen die Kleinen. Im September lassen sich oft ebenfalls
noch verspätet geschlüpfte Küken beobachten, außerdem sind zu dieser
Zeit bereits
viele Jungtiere fast flügge und man kann ihnen dabei zusehen, wie sie am
Strand oder mitten in der Kolonie ihre ersten Flugübungen absolvieren.
Von
einer Holzplattform aus kann man einen großen Teil der Brutkolonie optimal
überblicken, am besten bringt man ein Fernglas oder Spektiv mit. Vom Strand aus kann man
ebenfalls schöne Beobachtungen machen, zumal man sich
den Vögeln bis auf wenige Meter nähern kann, sofern man sich umsichtig
verhält und sich langsam bewegt. In der Brutkolonie herrscht aufgrund der dichten Besetzung des Bodens
oft Gedränge. Landet ein Vogel nach der Rückkehr von einem Flug zur
Nahrungsbeschaffung in der Nähe seines Nestes oder Jungtiers, kommt es häufig zu
Auseinandersetzungen mit den Nachbarn. Sie mögen es nicht, wenn man
ihnen zu nahe kommt, was beim Laden jedoch oft unweigerlich geschieht.
Lautes Geschrei und kurze Gefechte mit den spitzen Schnäbeln sind dann
an der Tagesordnung. Diese Szenen sowie die Fütterung der Jungtiere
lassen sich sowohl von der Plattform als auch vom Strand aus bestens
beobachten.
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![Junge Rußseeschwalbe (Onychoprion fuscata nubilosus) bettelt Junge Rußseeschwalbe (Onychoprion fuscata nubilosus) bettelt](fotos/birdisland/seychellen_2014_4744.jpg) |
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![Alt und Jung mischen sich in der Rußseeschwalben-Brutkolonie Alt und Jung mischen sich in der Rußseeschwalben-Brutkolonie](fotos/birdisland/seychellen_2014_4106.jpg) |
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Junge Rußseeschwalbe
(Onychoprion fuscata nubilosus) bettelt |
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Alt und Jung mischen sich in der Rußseeschwalben-Brutkolonie |
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Der
Bereich, in dem die Vögel brüten, ist für Menschen gesperrt. Er darf auf
keinen Fall betreten werden, damit die Tiere nicht gestört werden.
Schilder mit der Aufschrift "Birds Only" (auf Deutsch etwa "Zutritt nur
für Vögel") machen dies unmissverständlich deutlich. Allein einigen
Vogelforschern ist es vorbehalten, die Brutkolonie beispielsweise für
Zählungen und Nestkontrollen zu betreten.
Wer sich am späten Nachmittag ruhig an den Strand setzt, kann nicht nur
die von der Nahrungssuche zurückkehrenden Rußseeschwalben wunderbar im Flug fotografieren,
sondern auch einige Vögel, die sich am Rande der Kolonie ausruhen und
deshalb ebenfalls an den Strand begeben. Mitunter braucht man nicht einmal ein
Teleobjektiv, weil die Rußseeschwalben sich ruhig sitzenden Menschen
nicht selten
bis auf weniger als einen Meter nähern.
Aber Achtung: Wer am Rande einer so großen Vogelkolonie fotografiert,
muss immer damit rechnen, Kot abzubekommen. Es kann also nicht schaden,
eine teure Kameraausrüstung mit einer Plastikhülle vor dem nassen
Seevogelkot zu schützen.
Interessante Pflanzen und Tiere allenthalben
Außerhalb
der Rußseeschwalben-Kolonie dürfen sich die Besucher auf Bird Island
nahezu überall frei bewegen. Weil aber an vielen Stellen in den
Gebüschen oder sogar am Boden einige Seevögel ihren Nachwuchs aufziehen, gibt es eine auf der gesamten
Insel geltende Einschränkung: Nicht zu nah an brütende Vögel treten, da
diese sonst im schlimmsten Fall ihr Gelege aufgeben oder aufgrund ihrer
Angst sterben. Darüber hinaus sollte man im Umkreis von etwa 1,5 Meter
um in den Sand gerammte Holzpfosten mit einer roten Spitze nicht
herumlaufen. Die Pfosten markieren die Gelege von Meeresschildkröten.
Diese urtümlichen Tiere gehören weltweit zu den bedrohten Arten und
stehen deshalb auch auf den Seychellen unter besonderem Schutz. Auf Bird
Island nisten mehrere Spezies, das heißt, die Weibchen kommen an Land,
graben am Strand ein Loch und legen darin ihre Eier ab. Diese werden
anschließend mit Sand bedeckt und dann von der Wärme der
Sonne ausgebrütet, während die Weibchen schon längst wieder durch die
Weiten des Meeres schwimmen. Wer sehr großes Glück hat, kann die
winzigen Jungtiere beim Schlüpfen beobachten und ihnen dabei zusehen,
wie sie auf ihren vier Schwimmflossen den Strand entlang kriechen, um so
schnell wie möglich den Ozean zu erreichen. Ein bestimmter Riffbereich
vor Bird Island ist außerdem dafür berühmt, dass man dort beim
Schnorcheln häufig Meeresschildkröten begegnet. Schnorchelmaske und
Schwimmflossen können auf der Insel ausgeliehen werden.
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Neben der artenreichen Unterwasserwelt bietet Bird Island an Land
natürlich ebenfalls viele interessante Beobachtungsmöglichkeiten. Außer den bereits
erwähnten Rußseeschwalben gibt es weitere Seevögel,
die regelmäßig auf der Insel brüten.
Weißschwanz-Tropikvögel
(Phaethon lepturus lepturus) ziehen ihren Nachwuchs meist
in Bodennestern zwischen den Wurzeln großer Bäume auf. Die
Schlankschnabelnoddis (Anous tenuirostris)
brüten in Bäumen oder Büschen. Ihre Nester bestehen aus Materialien wie
Zweigen, welken Blättern und Seetang. "Zementiert" wird das Ganze mit
Kot. Außerdem kann man die etwas größeren
Noddiseeschwalben (Anous stolidus)
auf der Insel beobachten, sie brüten dort ebenfalls.
Sehr interessant
ist das Brutverhalten der
Feenseeschwalben (Gygis alba),
die man ganzjährig auf Bird Island antreffen kann. Sie legen ein
einzelnes,
gesprenkeltes Ei auf einen kahlen Ast oder in eine Astgabel. Dabei
achten die Vögel darauf, dass das Ei genügend Halt hat, weshalb sie
beispielsweise gern Äste auswählen, in denen sich eine natürlich kleine
Mulde befindet. Nistmaterial verwenden Feenseeschwalben nicht. Sie bebrüten
das Ei so wie es auf dem Ast liegt während einer Zeitspanne von 35 Tagen,
was bei starkem Wind durchaus sehr anspruchsvoll sein kann. Doch die
Vögel haben dieses Kunststück perfektioniert und es fallen nur selten
Eier aus dem "Nest". Eine große Gefahr gibt es für die Tiere jedoch: Tritt man zu nahe an
ein brütendes Weibchen heran, fliegt das Tier unter Umständen auf, weil es sich gestört
fühlt. Dabei kann das Ei versehentlich zu Boden gestoßen werden. Deshalb
sollte man zu brütenden Feenseeschwalben immer einen ausreichend großen
Sicherheitsabstand wahren, um ihren Bruterfolg nicht zu gefährden. Zwei
bis drei Meter sollte man mindestens entfernt bleiben, auch wenn die
Vögel entspannt zu bleiben scheint. Innerlich sind sie meist sehr aufgeregt und
bereit zur überstürzten Flucht.
Bereits
unmittelbar nach dem Schlüpfen können sich die Nestlinge mit ihren
überdurchschnittlich großen, kräftigen Füßen am Untergrund festkrallen,
um nicht in die Tiefe zu stürzen. Fällt ein Nestling dennoch vom Ast,
wird er nicht mehr von den Eltern gefüttert. Etliche starke Stürme haben
schon ganze Generationen junger Feenseeschwalben buchstäblich zu Grunde
gehen lassen. Auf Bird Island sind Stürme zum Glück nicht die Regel und
dem Besucher bieten sich allerorten Einblicke in die spartanische
Kinderstube der Feenseeschwalben. Sollte man Zeuge eines Absturzes
werden, so sollte man den Jungvogel vorsichtig wieder zurück auf seinen
Ast setzen. Obwohl es immer wieder heißt, dass man keine Wildtiere
berühren sollte, ist dies in einem solchen Fall nicht schädlich. Die Eltern nehmen das Küken
auch dann noch an, wenn man es berührt hat. Auf dem Boden wäre es
verloren, auf dem Ast wird es hingegen normalerweise weiter gefüttert,
als wenn nichts geschehen wäre.
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Kurz
nach dem Schlüpfen sind junge Feenseeschwalben weiß mit einem braunen
Muster. Nahezu
ausgewachsene Jungtiere erkennt man an einigen braunen Stellen im
ansonsten weiß gefärbten Gefieder; nur die Altvögel sind rein weiß
gefärbt. Fast flügge gewordene junge Feenseeschwalben sitzen ruhig auf
ihren Ästen und scheinen keine Furcht zu kennen, wenn man sich ihnen
nähert. Aber auch bei ihnen gilt: Halten Sie einen Sicherheitsabstand
ein, um die jungen Vögel nicht zu ängstigen. Sollte ein Jungtier
aufgrund eines allzu aufdringlichen Beobachters vor Schreck vom Ast
fallen, setzen Sie es bitte mit größter Vorsicht wieder an seinen
ursprünglichen Platz, damit es weiter von seinen Eltern mit Nahrung
versorgt wird. Rastende Altvögel sollten ebenfalls nicht bedrängt
werden. Nähert man sich ihnen sehr vorsichtig und langsam, gelangt man
meist so nah an sie heran, dass man die majestätischen Vögel mit einem
Teleobjektiv perfekt in Szene setzen kann.
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![Jugendliche Feenseeschwalbe (Gygis alba) Jugendliche Feenseeschwalbe (Gygis alba)](fotos/birdisland/seychellen_2014_5091.jpg) |
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![Feenseeschwalbe (Gygis alba) bei der Gefiederpflege Feenseeschwalbe (Gygis alba) bei der Gefiederpflege](fotos/birdisland/seychellen_2014_4961.jpg) |
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Jugendliche Feenseeschwalbe
(Gygis alba) |
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Feenseeschwalbe (Gygis alba) bei der Gefiederpflege |
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Am Abend finden sich auf den
hohen Kasuarinen oft
Rotfußtölpel (Sula sula) zum Übernachten ein. Neben diesen und den oben beschriebenen Vogelarten kommen auf Bird Island
zudem
Arielfregattvögel (Fregata ariel) und Bindenfregattvögel (Fregata
minor) vor. Sie nutzen den Wind und ziehen am Tage über der Insel ihre
Kreise. Mitunter stoßen sie herab und fangen Fische oder kleine
Tintenfische. Darüber hinaus bedrängen manche Fregattvögel andere
Seevögel, die von ihren Beuteflügen zurückkehren. Immer wieder stoßen
die großen Fregattvögel auf die kleineren Vögel hinab oder verbeißen
sich in deren Gefieder, um ihre wehrlosen Opfer dann durch die Luft
oder gar ins Meer zu schleudern. Vor lauter Schreck lassen die Seevögel dann oft den zuvor
erbeuteten Fisch fallen und die Fregattvögel brauchen diese nur noch von
der Wasseroberfläche aufzusammeln.
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Die Fotos unter diesen
Zeilen zeigen eine solche Attacke eines Arielfregattvogels (Fregata
ariel) auf einen
Noddi (Anous stolidus). Es ging alles so schnell, dass ich die
Kamera und das schwere Teleobjektiv in der Kürze der Zeit nicht auf ein Stativ montieren
konnte. Deshalb sind die Bilder leicht unscharf. Trotzdem zeigen sie
eindrucksvoll, wie aggressiv Fregattvögel vorgehen. Dem Noddi ist übrigens
glücklicherweise nichts Ernstes zugestoßen, er ist nach dem Angriff
wohlbehalten davongeflogen.
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![Der Arielfregattvogel (Fregata ariel) peilt sein Opfer, einen Noddi (Anous stolidus), an Der Arielfregattvogel (Fregata ariel) peilt sein Opfer, einen Noddi (Anous stolidus), an](fotos/birdisland/seychellen_2014_4162.jpg) |
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![Der Noddi schlägt Haken und fliegt Ausweichmanöver Der Noddi schlägt Haken und fliegt Ausweichmanöver](fotos/birdisland/seychellen_2014_4164.jpg) |
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Der Arielfregattvogel (Fregata ariel) peilt sein Opfer, einen Noddi (Anous stolidus), an |
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Der Noddi schlägt Haken und fliegt Ausweichmanöver |
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![Trotzdem erwischt der Arielfregattvogel den Noddi am Schwanz und schüttelt ihn Trotzdem erwischt der Arielfregattvogel den Noddi am Schwanz und schüttelt ihn](fotos/birdisland/seychellen_2014_4167.jpg) |
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![Der Arielfregattvogel hat sein Opfer ins Meer geworfen Der Arielfregattvogel hat sein Opfer ins Meer geworfen](fotos/birdisland/seychellen_2014_4170.jpg) |
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Trotzdem erwischt der Arielfregattvogel
den Noddi am Schwanz und schüttelt ihn |
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Der Arielfregattvogel hat
sein Opfer ins Meer geworfen |
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Für viele Zugvögel ist Bird Island ein ideales Überwinterungsgebiet. Ab
September/Oktober bis in den März hinein lassen sich verschiedene
Watvögel am Strand beobachten, darunter beispielsweise
Regenbrachvögel (Numenius phaeopus) oder
Steinwälzer (Arenaria interpres interpres), siehe Foto
rechts. Sie suchen
entweder am Spülsaum oder mitunter auch auf den kurzen Grasflächen im
Landesinneren nach Nahrung. Vor allem auf dem Rollfeld kann man sie
beobachten. Am Strand begegnet man außerdem mit ein
wenig Glück verschiedenen weißen Seeschwalbenarten. Ich habe zum Beispiel
Eilseeschwalben (Thalasseus bergii)
und
Schwarznacken-Seeschwalben (Sterna sumatrana)
auf Bird Island gesehen.
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Selbstverständlich
gibt es neben den Seevögeln auf der Vogelschutzinsel etliche Landvogelarten,
darunter
Hirtenmainas (Acridotheres tristis),
Seychellennektarvögel (Nectarinia dussumieri),
Madagaskartauben (Nesoenas picturata rostrata) und
die zierlichen
Sperbertäubchen (Geopelia striata). Vor allem die
Sperbertäubchen sind überaus zutraulich. Im Speisesaal laufen sie auf
den Tischen umher und klettern beim Frühstück gern in die Brotkörbe, um ein
paar Krümel zu erhaschen oder ganz einfach um es sich darin gemütlich zu
machen. Denn für eine Sperbertäubchen ist ein Brotkorb ideal bemessen, um
ihn als "Nest" zu benutzen. Seit einigen Jahren gibt es
außerdem einige
Warzenfruchttauben (Alectroenas pulcherrima) auf Bird Island.
Von grün bis bunt - Pflanzen, Reptilien und Insekten auf Bird Island
Man würde einen großen Teil der Artenvielfalt von Bird Island verpassen,
würde man sich nur den dort lebenden Vögeln widmen. Die Insel ist Heimat
vieler schöner und teils endemischer Pflanzen, flink umher huschender
Seychellen-Skinke (Trachylepis seychellensis)
und auffällig gefärbter Taggeckos. Die Grundfärbung dieser Tiere ist
leuchtend grün und sie tragen rötliche bis orange gefärbte Muster auf dem Rücken.
Diese Muster sind von Tier zu Tier unterschiedlich, sodass man bei
genauer Betrachtung einzelne Individuen anhand ihrer Fleckenmuster erkennen
kann. Neben den knallig gefärbten
Long-Island-Taggeckos (Phelsuma sundbergi longinsulae) kommen auf dem Eiland auch
bräunlich bis beige gefärbte nachtaktive
Hausgeckos (Gehyra mutilata) vor.
Darüber hinaus gibt es auf Bird Island mehrere
Aldabra-Riesenschildkröten (Dipsochelys dussumieri),
unter ihnen Esmeralda, die wohl berühmteste Schildkröte
ihrer Art.
Über 150 Jahre soll der würdevoll schreitende Herr alt sein, der sein
Gewicht von circa 300 Kilogramm ebenso gelassen trägt wie seinen
weiblichen Namen. Immerhin hat er es mit seinem Gewicht im Jahre 1990
ins Guinnessbuch der Rekorde geschafft. Die Schildkröten laufen auf der
Insel frei umher und lassen sich problemlos aus der Nähe beobachten.
Obwohl die Versuchung groß ist, sollte man sich niemals auf ihren Panzer
setzen und auf ihnen reiten. Denn man mag es kaum glauben, aber der
Rückenpanzer dieser Tiere ist sehr berührungsempfindlich und es wäre
möglich, dass die Schildkröten Schmerzen erleiden, wenn man sich auf sie
setzt.
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Insekten sind auf der Insel ebenfalls heimisch, unter ihnen
Bienen und Käfer in unterschiedlichen Größen und Farben. Im oberen
Bereich des Strandes, wo die Vegetation beginnt, schwirren außerdem die
hübschen
Heliotropmotten (Utetheisa pulchelloides pulchelloides)
von Blüte zu Blüte, und auch den einen oder anderen
Kleinen
Wanderbläuling (Leptotes pirithous) kann man auf der Insel entdecken.
Die meisten Insekten zeigen sich während der Nacht. Sie sind in der
Dunkelheit
besser vor Fressfeinden geschützt und außerdem nicht der Tageshitze und
der intensiven Sonnenstrahlung ausgesetzt. An den Blüten diverser Bäume
lassen sich nachts beispielsweise viele Käfer beobachten und in den
Gebüschen in Strandnähe halten sich verschiedene Grillen auf.
Verunglückte Seevögel
So
schön die Natur auf der einsamen Insel auch anzuschauen sein mag, wir
Touristen bringen manchen Tieren leider einen ebenso sinnlosen wie
brutalen Tod. Bevor ich zum ersten Mal nach Bird Island geflogen bin,
war ich mir des Problems nicht bewusst. Aber als ich in der Propellermaschine
gesessen habe und sie zum Landeanflug angesetzt hat, ist mir
augenblicklich klar geworden: Das Flugzeug passiert einen von Seevögeln
stark frequentierten Bereich und es kann immer zu Unfällen kommen, bei
denen eines der Tiere in einen Propeller gerät. Diese Erkenntnis hat mich wie
ein Schlag getroffen und ich habe kaum noch zu atmen gewagt.
Gleichzeitig habe ich ein stilles
Stoßgebet gen Himmel geschickt, dass kein Vogel zu Schaden kommen möge.
Wie durch ein Wunder scheint es erhört worden zu sein, während beider
Reisen nach Bird Island ist durch die Flugzeuge, in denen ich gesessen
habe, glücklicherweise kein Vogel ums Leben gekommen. Foto: Tödlich verunglückte
Rußseeschwalbe auf dem Rollfeld, Juni 2000
Bedauerlicherweise geht es für die Tiere aber nicht immer so
gut
aus. Mitunter werden die Seevögel beim Landen und Starten der
Propellermaschine in grauenhafte Unfälle verwickelt, die sie nicht
überleben. Nichts Böses ahnend, geraten sie in die Propeller des
Flugzeugs und werden in der Luft augenblicklich zerstückelt. Als ich
während meines Inselaufenthaltes im Juni 2000 am
späten Nachmittag über das Rollfeld spaziert bin und die zerfetzten
Körper etlicher Seeschwalben gesehen habe, ist mir übel geworden und
ich habe große Trauer empfunden. Obwohl
ich meinen Aufenthalt auf der Insel sehr genossen habe und der Flug
komfortabel gewesen ist, wäre es für die Vögel besser, wenn
Bird Island per Schiff angelaufen würde. Aber bedauerlicherweise
scheitert dies offenbar daran, dass es keine direkte Möglichkeit zum
Anlanden gibt. Es müsste - wie zum Beispiel auf den Malediven üblich -
ein Landungssteg errichtet werden, was wiederum einen starken Eingriff
in das kostbare marine Ökosystem darstellen würde - eine einfache Lösung des
Problems gibt es bedauerlicherweise nicht. Foto: Geköpfte Rußseeschwalbe
auf dem Rollfeld, Juni 2000
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Unfälle mit den Flugzeugen sind aber bei weitem nicht
die einzige Bedrohung für die Vögel. Um zu
überleben, müssen Seevögel unbedingt fliegen können, doch ihre rasanten
Flüge bergen große Risiken. Als ich im Sand gesessen habe, um die
Rußseeschwalben im Flug zu fotografieren, hat sich eine von ihnen
hinkend und mit hängendem Flügel zu mir geschleppt und sich schließlich
gegen mein ausgestrecktes Bein gelehnt. Der rechte Flügel dieser Rußseeschwalbe war gebrochen,
vermutlich aufgrund eines schweren
Kollisionsunfalls mit einem anderen Seevogel.
Alles, was ich für diesen unglückseligen Vogel tun konnte, war ihn
vorsichtig aus der Reichweite der Flut an den Rand der Kolonie zu tragen
- so ist er wenigstens nicht mit dem Aufkommen der Flut ertrunken. Die
folgende Nacht wird er jedoch sehr wahrscheinlich nicht überlebt haben,
denn im
Dunkeln kommen unzählige Krabben hervor, die sich von Aas ernähren oder
schwer verletzte Seevögel gemeinsam töten. Manchmal versuchen die
Krabben, ganze Seevogelkadaver in ihre Wohnhöhlen zu ziehen, was
allerdings häufig nicht glückt (siehe Foto unten rechts). In den meisten
Fällen fressen sie das Aas jedoch an dem Ort, an dem sie es finden. In
der Natur wird eben nichts verschwendet und der Tod des einen sichert
das Überleben des anderen. Foto oben: Rußseeschwalbe mit
Flügelbruch, Juni 2000
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![Zwei Krabben der Art Ocypode cordimanus fressen an einem toten Noddi (Anous sp.) Zwei Krabben der Art Ocypode cordimanus fressen an einem toten Noddi (Anous sp.)](fotos/birdisland/seychellen_2014_4512.jpg) |
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![Die tote Rußseeschwalbe (Onychoprion fuscata nubilosus) passt nicht in die Wohnhöhle der Krabbe Die tote Rußseeschwalbe (Onychoprion fuscata nubilosus) passt nicht in die Wohnhöhle der Krabbe](fotos/birdisland/seychellen_2014_5158.jpg) |
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Zwei Krabben der Art
Ocypode cordimanus
fressen an einem toten Noddi (Anous sp.) |
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Die tote Rußseeschwalbe passt nicht in die Wohnhöhle der Krabbe |
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Weitere
Informationen:
Offizielle Website von Bird Island
Das Gebiet bei Naturgucker.de
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