Startseite |
Bird IslandAm nördlichen Rand der Seychellenbank befindet sich etwa 100 Kilometer von Mahé entfernt die kleine, flache Insel Bird Island. Das 1,5 Kilometer lange und 0,65 Kilometer breite Eiland unterscheidet sich grundlegend von den Granitinseln der Inneren Seychellen. Es ähnelt von seiner Beschaffenheit her einer Malediveninsel, denn es handelt sich um eine typische Koralleninsel. Das heißt, sie besteht aus feinem Korallensand, Granitfelsen sucht man dort hingegen vergeblich. Die höchste Erhebung auf Bird Island liegt nur wenige Meter über dem Meeresspiegel. Jenseits des nördlichsten Punkts der Insel, North Point genannt, fällt der Meeresboden steil bis auf 3.000 Meter Tiefe ab. Ein Korallenriff ist der Südwestküste vorgelagert, was den Küstenbereich vor den starken Strömungen des offenen Ozeans schützt. Anreise und Aufenthalt Mit dem Flugzeug erreicht man die nördlichste der Seychelleninseln von Mahé aus in knapp 25 bis 35 Minuten. Nur einmal am Tag werden Reisende nach Bird Island gebracht oder von dort abgeholt. Abflug auf Mahé ist für gewöhnlich gegen 10:00 Uhr am Morgen vom "Domestic Airport" aus, auf Bird Island bricht man gegen 11:00 oder 11:30 Uhr auf. Pro Person sind nur zehn Kilogramm Gepäck erlaubt. Der Flug zu diesem Naturparadies ist ein wunderbares Erlebnis, weil er über den St. Anne Marine Nationalpark führt und man die vielen, dicht unter der Wasseroberfläche gelegenen Korallenbänke bestens sehen kann. Auch im Landeanflug auf Bird Island kann der Blick über die vielen Korallen schweifen, die sich in unmittelbarer Nähe dieser Insel befinden. Geht man auf Bird Island von Bord, empfangen einen während der Brutsaison der Seeschwalben die Rufe unzählige Seevögel, denen die Insel ihren jetzigen Namen zu verdanken hat. Auf einigen Landkarten ist sie noch als "Île aux Vaches Marines", auf Deutsch "Insel der Seekühe", verzeichnet. Diese behäbigen, gutmütigen Meeressäuger sind in den Gewässern um Bird Island inzwischen jedoch leider längst ausgestorben. Es gibt verschiedene Gründe, nach Bird Island zu kommen. Einige Urlauber haben "Inselhüpfen" (Island Hopping) gebucht und ein Besuch der idyllischen Insel gehört mit zum Programm. Andere kommen dorthin, um in dem Naturparadies zu heiraten oder ihre Flitterwochen zu verbringen und die traumhaften Strände zu genießen. Doch die meisten Besucher sind Naturfreunde, die vor allem Vögel beobachten möchten oder die beeindruckende Unterwasserwelt der Insel hautnah erleben wollen. Für alle Gäste gilt gleichermaßen: Mindestens eine Nacht muss man auf der Insel verbringen, weil das Flugzeug nur einmal am Tag landet. Ich habe selbst zweimal je eine Nacht auf Bird Island verbracht und die Zeit sehr genossen. Doch ich hoffe, in Zukunft irgendwann länger bleiben zu können, denn während eines solchen Kurzaufenthalts kann man nur an der Oberfläche dessen kratzen, was die Insel zu bieten hat. Wer eine Reise auf die Seychellen gebucht hat, ohne Bird Island dabei zu berücksichtigen, kann mit ein wenig Glück auch kurzentschlossen in den Genuss dieses zauberhaften Ortes kommen. In Victoria auf Mahé befindet sich das Bird Island Reservation Office, in dem man einen Aufenthalt auf der Vogelinsel buchen und ganz unkompliziert per Kreditkarte bezahlen kann. Dies ist freilich nur dann möglich, wenn tatsächlich Plätze im Hotel verfügbar sind. Aber meist klappt es und man kann schon wenige Tage später das Naturjuwel im Indischen Ozean erleben. Die aktuellen Preise der Bird Island Lodge und andere Details finden Sie auf der offiziellen Webseite der Insel (Link siehe oben rechts unter "Weitere Informationen"). Die Bird Island Lodge Auf Bird Island gibt es nur eine Hotelanlage. In diesem Ökohotel werden die Gäste mit hohem Komfort verwöhnt. Aufgrund ihrer gut durchdachten Bauweise kommen die 25 Bungalows der Bird Island Lodge ohne Klimaanlage aus. Die Dächer sind lediglich über einige Stützpfeiler mit den Grundmauern der Häuser verbunden, sodass stets eine kühlende Brise durch die Bungalows weht. Vor nächtlichen Moskitoangriffen muss man sich dennoch nicht fürchten, weil sich die Betten mit Netzen verhängen lassen. Die Fenster enthalten keine Glasscheiben, auch durch sie kann die Luft ungehindert zirkulieren. Auf Wunsch können die Fensterläden geschlossen werden, um den Wind und allzu neugierige Vögel auszusperren. So mancher Urlaubsgast hat es bereits bitter bereut, die Fensterläden am späten Nachmittag nicht wie vom Hotelpersonal empfohlen geschlossen zu haben. Man mag es kaum glauben, aber einige Seevögel sind so neugierig, dass sie abends in die Bungalows kommen, sofern sie einen Eingang finden. Und sind sie erst einmal drin, ist bei einer solchen "Belagerung" an Schlaf nicht zu denken...
Weil es auf Bird Island nur ausgesprochen selten regnet, wird das Brauchwasser aus einer Süßwasserblase gewonnen, die sich unter dem Eiland befindet. Diese Blase schwimmt auf dem Meerwasser und ihr Wasser ist leicht salzig. Mittels spezieller Tanks, die im Freien aufgestellt sind, wird tagsüber das Wasser aus der Süßwasserblase von der Sonne klimaneutral aufgeheizt und gespeichert, sodass man rund um die Uhr heiß duschen kann. In großen Zisternen sammelt man bei den seltenen Regenfällen das vom Himmel herab fallende, sehr saubere Wasser, um es als Trinkwasser zu benutzen. Dieses Wasser steht den Gästen kostenlos zur Verfügung. In den Bungalows befinden sich Thermoskannen, die das Wasser angenehm kühl halten. Wer seine Kanne neu befüllen lassen möchte, kann dies zu bestimmten Zeiten an der Bar tun. Selbstverständlich sind dort viele weitere Getränke erhältlich, zum Beispiel frische Fruchtsäfte, Softdrinks und Bier. Diese Getränke werden den Hotelgästen jedoch in Rechnung gestellt. Bei einem Aufenthalt auf Bird Island ist die Verpflegung inklusive. Es gibt täglich drei Hauptmahlzeiten, die als Buffet gereicht werden. Schon bald nach der Ankunft auf der Insel beim ersten Kennenlern-Gespräch können Menschen mit speziellen Ernährungsgewohnheiten, also zum Beispiel Diabetiker oder Vegetarier, das Hotelpersonal darüber unterrichten, welche Nahrungsmittel für sie geeignet sind und welche nicht. Das Küchenteam berücksichtigt diese Vorgaben beim Kochen und zaubert sehr schmackhafte Gerichte. Neben den Hauptmahlzeiten gibt es am Nachmittag übrigens auch noch Kaffee oder Tee. In den Bungalows gibt es rund um die Uhr Strom. Allerdings gibt es auf der Insel entlang der Wege zwischen den Unterkünften und dem Restaurant keine fest installierten Lampen, um die Seevögel nachts nicht mit Kunstlicht zu belästigen. Stattdessen erhält jeder Bungalow eine LED-Taschenlampe, die nicht mit Batterien betrieben wird, sondern durch kräftige Schüttelbewegungen aufgeladen werden muss. Diese Taschenlampen leuchten hell genug, um damit abends oder nachts über die Insel spazieren zu können. Anders ist es in Vollmondnächten. Das Licht des Mondes reicht dann meist aus, um bei einem nächtlichen Spaziergang die Umgebung sehen zu können. Man kann dann im Mondlicht die vielen auch nachts noch lautstark rufenden Seevögel beim Rasten in den Bäumen und auf dem Boden beobachten. Fernseher und Telefone, mit denen man für abendliche Zerstreuung sorgen könnte, gibt es auf Bird Island nicht. Die Top-Sehenswürdigkeit auf Bird Island: die Rußseeschwalben-Brutkolonie Als Vogelliebhaber ist man auf Bird Island bestens aufgehoben. Während des gesamten Jahres trifft man dort auf brütende Seevögel. Manche Arten haben keine festen Brutperioden und können deshalb zu jeder Jahreszeit brütend oder mit Jungtieren angetroffen werden. Anders verhält es sich bei den Rußseeschwalben (Onychoprion fuscata nubilosus). Diese Vögel kommen im April/Mai zum Brüten nach Bird Island und bleiben dort bis etwa Oktober, dann sind die Jungtiere flügge. Während dieser Monate lassen sich auf der Insel viele hunderttausend Rußseeschwalben beobachten, ein Besuch der Brutkolonie ist ein unvergleichliches Erlebnis. Anfang bis Mitte Juni hockten die Weibchen im spärlichen, flachen Gras auf jeweils einem braun-rot gesprenkelten Ei. Pro Quadratmeter Boden gibt es bis zu fünf Nester, der Platz in der Brutkolonie wird somit bestens von den Vögeln ausgenutzt. Wer Jungvögel sehen möchte, sollte in der Zeit ab etwa Mitte bis Ende Juni nach Bird Island kommen, denn dann schlüpfen die Kleinen. Im September lassen sich oft ebenfalls noch verspätet geschlüpfte Küken beobachten, außerdem sind zu dieser Zeit bereits viele Jungtiere fast flügge und man kann ihnen dabei zusehen, wie sie am Strand oder mitten in der Kolonie ihre ersten Flugübungen absolvieren. Von einer Holzplattform aus kann man einen großen Teil der Brutkolonie optimal überblicken, am besten bringt man ein Fernglas oder Spektiv mit. Vom Strand aus kann man ebenfalls schöne Beobachtungen machen, zumal man sich den Vögeln bis auf wenige Meter nähern kann, sofern man sich umsichtig verhält und sich langsam bewegt. In der Brutkolonie herrscht aufgrund der dichten Besetzung des Bodens oft Gedränge. Landet ein Vogel nach der Rückkehr von einem Flug zur Nahrungsbeschaffung in der Nähe seines Nestes oder Jungtiers, kommt es häufig zu Auseinandersetzungen mit den Nachbarn. Sie mögen es nicht, wenn man ihnen zu nahe kommt, was beim Laden jedoch oft unweigerlich geschieht. Lautes Geschrei und kurze Gefechte mit den spitzen Schnäbeln sind dann an der Tagesordnung. Diese Szenen sowie die Fütterung der Jungtiere lassen sich sowohl von der Plattform als auch vom Strand aus bestens beobachten.
Der Bereich, in dem die Vögel brüten, ist für Menschen gesperrt. Er darf auf keinen Fall betreten werden, damit die Tiere nicht gestört werden. Schilder mit der Aufschrift "Birds Only" (auf Deutsch etwa "Zutritt nur für Vögel") machen dies unmissverständlich deutlich. Allein einigen Vogelforschern ist es vorbehalten, die Brutkolonie beispielsweise für Zählungen und Nestkontrollen zu betreten. Wer sich am späten Nachmittag ruhig an den Strand setzt, kann nicht nur die von der Nahrungssuche zurückkehrenden Rußseeschwalben wunderbar im Flug fotografieren, sondern auch einige Vögel, die sich am Rande der Kolonie ausruhen und deshalb ebenfalls an den Strand begeben. Mitunter braucht man nicht einmal ein Teleobjektiv, weil die Rußseeschwalben sich ruhig sitzenden Menschen nicht selten bis auf weniger als einen Meter nähern. Aber Achtung: Wer am Rande einer so großen Vogelkolonie fotografiert, muss immer damit rechnen, Kot abzubekommen. Es kann also nicht schaden, eine teure Kameraausrüstung mit einer Plastikhülle vor dem nassen Seevogelkot zu schützen. Interessante Pflanzen und Tiere allenthalben Außerhalb der Rußseeschwalben-Kolonie dürfen sich die Besucher auf Bird Island nahezu überall frei bewegen. Weil aber an vielen Stellen in den Gebüschen oder sogar am Boden einige Seevögel ihren Nachwuchs aufziehen, gibt es eine auf der gesamten Insel geltende Einschränkung: Nicht zu nah an brütende Vögel treten, da diese sonst im schlimmsten Fall ihr Gelege aufgeben oder aufgrund ihrer Angst sterben. Darüber hinaus sollte man im Umkreis von etwa 1,5 Meter um in den Sand gerammte Holzpfosten mit einer roten Spitze nicht herumlaufen. Die Pfosten markieren die Gelege von Meeresschildkröten. Diese urtümlichen Tiere gehören weltweit zu den bedrohten Arten und stehen deshalb auch auf den Seychellen unter besonderem Schutz. Auf Bird Island nisten mehrere Spezies, das heißt, die Weibchen kommen an Land, graben am Strand ein Loch und legen darin ihre Eier ab. Diese werden anschließend mit Sand bedeckt und dann von der Wärme der Sonne ausgebrütet, während die Weibchen schon längst wieder durch die Weiten des Meeres schwimmen. Wer sehr großes Glück hat, kann die winzigen Jungtiere beim Schlüpfen beobachten und ihnen dabei zusehen, wie sie auf ihren vier Schwimmflossen den Strand entlang kriechen, um so schnell wie möglich den Ozean zu erreichen. Ein bestimmter Riffbereich vor Bird Island ist außerdem dafür berühmt, dass man dort beim Schnorcheln häufig Meeresschildkröten begegnet. Schnorchelmaske und Schwimmflossen können auf der Insel ausgeliehen werden. Neben der artenreichen Unterwasserwelt bietet Bird Island an Land natürlich ebenfalls viele interessante Beobachtungsmöglichkeiten. Außer den bereits erwähnten Rußseeschwalben gibt es weitere Seevögel, die regelmäßig auf der Insel brüten. Weißschwanz-Tropikvögel (Phaethon lepturus lepturus) ziehen ihren Nachwuchs meist in Bodennestern zwischen den Wurzeln großer Bäume auf. Die Schlankschnabelnoddis (Anous tenuirostris) brüten in Bäumen oder Büschen. Ihre Nester bestehen aus Materialien wie Zweigen, welken Blättern und Seetang. "Zementiert" wird das Ganze mit Kot. Außerdem kann man die etwas größeren Noddiseeschwalben (Anous stolidus) auf der Insel beobachten, sie brüten dort ebenfalls. Sehr interessant ist das Brutverhalten der Feenseeschwalben (Gygis alba), die man ganzjährig auf Bird Island antreffen kann. Sie legen ein einzelnes, gesprenkeltes Ei auf einen kahlen Ast oder in eine Astgabel. Dabei achten die Vögel darauf, dass das Ei genügend Halt hat, weshalb sie beispielsweise gern Äste auswählen, in denen sich eine natürlich kleine Mulde befindet. Nistmaterial verwenden Feenseeschwalben nicht. Sie bebrüten das Ei so wie es auf dem Ast liegt während einer Zeitspanne von 35 Tagen, was bei starkem Wind durchaus sehr anspruchsvoll sein kann. Doch die Vögel haben dieses Kunststück perfektioniert und es fallen nur selten Eier aus dem "Nest". Eine große Gefahr gibt es für die Tiere jedoch: Tritt man zu nahe an ein brütendes Weibchen heran, fliegt das Tier unter Umständen auf, weil es sich gestört fühlt. Dabei kann das Ei versehentlich zu Boden gestoßen werden. Deshalb sollte man zu brütenden Feenseeschwalben immer einen ausreichend großen Sicherheitsabstand wahren, um ihren Bruterfolg nicht zu gefährden. Zwei bis drei Meter sollte man mindestens entfernt bleiben, auch wenn die Vögel entspannt zu bleiben scheint. Innerlich sind sie meist sehr aufgeregt und bereit zur überstürzten Flucht. Bereits unmittelbar nach dem Schlüpfen können sich die Nestlinge mit ihren überdurchschnittlich großen, kräftigen Füßen am Untergrund festkrallen, um nicht in die Tiefe zu stürzen. Fällt ein Nestling dennoch vom Ast, wird er nicht mehr von den Eltern gefüttert. Etliche starke Stürme haben schon ganze Generationen junger Feenseeschwalben buchstäblich zu Grunde gehen lassen. Auf Bird Island sind Stürme zum Glück nicht die Regel und dem Besucher bieten sich allerorten Einblicke in die spartanische Kinderstube der Feenseeschwalben. Sollte man Zeuge eines Absturzes werden, so sollte man den Jungvogel vorsichtig wieder zurück auf seinen Ast setzen. Obwohl es immer wieder heißt, dass man keine Wildtiere berühren sollte, ist dies in einem solchen Fall nicht schädlich. Die Eltern nehmen das Küken auch dann noch an, wenn man es berührt hat. Auf dem Boden wäre es verloren, auf dem Ast wird es hingegen normalerweise weiter gefüttert, als wenn nichts geschehen wäre. Kurz nach dem Schlüpfen sind junge Feenseeschwalben weiß mit einem braunen Muster. Nahezu ausgewachsene Jungtiere erkennt man an einigen braunen Stellen im ansonsten weiß gefärbten Gefieder; nur die Altvögel sind rein weiß gefärbt. Fast flügge gewordene junge Feenseeschwalben sitzen ruhig auf ihren Ästen und scheinen keine Furcht zu kennen, wenn man sich ihnen nähert. Aber auch bei ihnen gilt: Halten Sie einen Sicherheitsabstand ein, um die jungen Vögel nicht zu ängstigen. Sollte ein Jungtier aufgrund eines allzu aufdringlichen Beobachters vor Schreck vom Ast fallen, setzen Sie es bitte mit größter Vorsicht wieder an seinen ursprünglichen Platz, damit es weiter von seinen Eltern mit Nahrung versorgt wird. Rastende Altvögel sollten ebenfalls nicht bedrängt werden. Nähert man sich ihnen sehr vorsichtig und langsam, gelangt man meist so nah an sie heran, dass man die majestätischen Vögel mit einem Teleobjektiv perfekt in Szene setzen kann.
Am Abend finden sich auf den hohen Kasuarinen oft Rotfußtölpel (Sula sula) zum Übernachten ein. Neben diesen und den oben beschriebenen Vogelarten kommen auf Bird Island zudem Arielfregattvögel (Fregata ariel) und Bindenfregattvögel (Fregata minor) vor. Sie nutzen den Wind und ziehen am Tage über der Insel ihre Kreise. Mitunter stoßen sie herab und fangen Fische oder kleine Tintenfische. Darüber hinaus bedrängen manche Fregattvögel andere Seevögel, die von ihren Beuteflügen zurückkehren. Immer wieder stoßen die großen Fregattvögel auf die kleineren Vögel hinab oder verbeißen sich in deren Gefieder, um ihre wehrlosen Opfer dann durch die Luft oder gar ins Meer zu schleudern. Vor lauter Schreck lassen die Seevögel dann oft den zuvor erbeuteten Fisch fallen und die Fregattvögel brauchen diese nur noch von der Wasseroberfläche aufzusammeln. Die Fotos unter diesen Zeilen zeigen eine solche Attacke eines Arielfregattvogels (Fregata ariel) auf einen Noddi (Anous stolidus). Es ging alles so schnell, dass ich die Kamera und das schwere Teleobjektiv in der Kürze der Zeit nicht auf ein Stativ montieren konnte. Deshalb sind die Bilder leicht unscharf. Trotzdem zeigen sie eindrucksvoll, wie aggressiv Fregattvögel vorgehen. Dem Noddi ist übrigens glücklicherweise nichts Ernstes zugestoßen, er ist nach dem Angriff wohlbehalten davongeflogen.
Für viele Zugvögel ist Bird Island ein ideales Überwinterungsgebiet. Ab September/Oktober bis in den März hinein lassen sich verschiedene Watvögel am Strand beobachten, darunter beispielsweise Regenbrachvögel (Numenius phaeopus) oder Steinwälzer (Arenaria interpres interpres), siehe Foto rechts. Sie suchen entweder am Spülsaum oder mitunter auch auf den kurzen Grasflächen im Landesinneren nach Nahrung. Vor allem auf dem Rollfeld kann man sie beobachten. Am Strand begegnet man außerdem mit ein wenig Glück verschiedenen weißen Seeschwalbenarten. Ich habe zum Beispiel Eilseeschwalben (Thalasseus bergii) und Orientseeschwalben (Sternula saundersi) auf Bird Island gesehen. Selbstverständlich gibt es neben den Seevögeln auf der Vogelschutzinsel etliche Landvogelarten, darunter Hirtenmainas (Acridotheres tristis), Seychellennektarvögel (Nectarinia dussumieri), Madagaskartauben (Nesoenas picturata rostrata) und die zierlichen Sperbertäubchen (Geopelia striata). Vor allem die Sperbertäubchen sind überaus zutraulich. Im Speisesaal laufen sie auf den Tischen umher und klettern beim Frühstück gern in die Brotkörbe, um ein paar Krümel zu erhaschen oder ganz einfach um es sich darin gemütlich zu machen. Denn für eine Sperbertäubchen ist ein Brotkorb ideal bemessen, um ihn als "Nest" zu benutzen. Seit einigen Jahren gibt es außerdem einige Warzenfruchttauben (Alectroenas pulcherrima) auf Bird Island. Von grün bis bunt - Pflanzen, Reptilien und Insekten auf Bird Island Man würde einen großen Teil der Artenvielfalt von Bird Island verpassen, würde man sich nur den dort lebenden Vögeln widmen. Die Insel ist Heimat vieler schöner und teils endemischer Pflanzen, flink umher huschender Seychellen-Skinke (Trachylepis seychellensis) und auffällig gefärbter Taggeckos. Die Grundfärbung dieser Tiere ist leuchtend grün und sie tragen rötliche bis orange gefärbte Muster auf dem Rücken. Diese Muster sind von Tier zu Tier unterschiedlich, sodass man bei genauer Betrachtung einzelne Individuen anhand ihrer Fleckenmuster erkennen kann. Neben den knallig gefärbten Long-Island-Taggeckos (Phelsuma sundbergi longinsulae) kommen auf dem Eiland auch bräunlich bis beige gefärbte nachtaktive Hausgeckos (Gehyra mutilata) vor. Darüber hinaus gibt es auf Bird Island mehrere Aldabra-Riesenschildkröten (Dipsochelys dussumieri), unter ihnen Esmeralda, die wohl berühmteste Schildkröte ihrer Art. Über 150 Jahre soll der würdevoll schreitende Herr alt sein, der sein Gewicht von circa 300 Kilogramm ebenso gelassen trägt wie seinen weiblichen Namen. Immerhin hat er es mit seinem Gewicht im Jahre 1990 ins Guinnessbuch der Rekorde geschafft. Die Schildkröten laufen auf der Insel frei umher und lassen sich problemlos aus der Nähe beobachten. Obwohl die Versuchung groß ist, sollte man sich niemals auf ihren Panzer setzen und auf ihnen reiten. Denn man mag es kaum glauben, aber der Rückenpanzer dieser Tiere ist sehr berührungsempfindlich und es wäre möglich, dass die Schildkröten Schmerzen erleiden, wenn man sich auf sie setzt. Insekten sind auf der Insel ebenfalls heimisch, unter ihnen Bienen und Käfer in unterschiedlichen Größen und Farben. Im oberen Bereich des Strandes, wo die Vegetation beginnt, schwirren außerdem die hübschen Heliotropmotten (Utetheisa pulchelloides pulchelloides) von Blüte zu Blüte, und auch den einen oder anderen Kleinen Wanderbläuling (Leptotes pirithous) kann man auf der Insel entdecken. Die meisten Insekten zeigen sich während der Nacht. Sie sind in der Dunkelheit besser vor Fressfeinden geschützt und außerdem nicht der Tageshitze und der intensiven Sonnenstrahlung ausgesetzt. An den Blüten diverser Bäume lassen sich nachts beispielsweise viele Käfer beobachten und in den Gebüschen in Strandnähe halten sich verschiedene Grillen auf. Verunglückte Seevögel So schön die Natur auf der einsamen Insel auch anzuschauen sein mag, wir Touristen bringen manchen Tieren leider einen ebenso sinnlosen wie brutalen Tod. Bevor ich zum ersten Mal nach Bird Island geflogen bin, war ich mir des Problems nicht bewusst. Aber als ich in der Propellermaschine gesessen habe und sie zum Landeanflug angesetzt hat, ist mir augenblicklich klar geworden: Das Flugzeug passiert einen von Seevögeln stark frequentierten Bereich und es kann immer zu Unfällen kommen, bei denen eines der Tiere in einen Propeller gerät. Diese Erkenntnis hat mich wie ein Schlag getroffen und ich habe kaum noch zu atmen gewagt. Gleichzeitig habe ich ein stilles Stoßgebet gen Himmel geschickt, dass kein Vogel zu Schaden kommen möge. Wie durch ein Wunder scheint es erhört worden zu sein, während beider Reisen nach Bird Island ist durch die Flugzeuge, in denen ich gesessen habe, glücklicherweise kein Vogel ums Leben gekommen. Foto: Tödlich verunglückte Rußseeschwalbe auf dem Rollfeld, Juni 2000 Bedauerlicherweise geht es für die Tiere aber nicht immer so gut aus. Mitunter werden die Seevögel beim Landen und Starten der Propellermaschine in grauenhafte Unfälle verwickelt, die sie nicht überleben. Nichts Böses ahnend, geraten sie in die Propeller des Flugzeugs und werden in der Luft augenblicklich zerstückelt. Als ich während meines Inselaufenthaltes im Juni 2000 am späten Nachmittag über das Rollfeld spaziert bin und die zerfetzten Körper etlicher Seeschwalben gesehen habe, ist mir übel geworden und ich habe große Trauer empfunden. Obwohl ich meinen Aufenthalt auf der Insel sehr genossen habe und der Flug komfortabel gewesen ist, wäre es für die Vögel besser, wenn Bird Island per Schiff angelaufen würde. Aber bedauerlicherweise scheitert dies offenbar daran, dass es keine direkte Möglichkeit zum Anlanden gibt. Es müsste - wie zum Beispiel auf den Malediven üblich - ein Landungssteg errichtet werden, was wiederum einen starken Eingriff in das kostbare marine Ökosystem darstellen würde - eine einfache Lösung des Problems gibt es bedauerlicherweise nicht. Foto: Geköpfte Rußseeschwalbe auf dem Rollfeld, Juni 2000 Unfälle mit den Flugzeugen sind aber bei weitem nicht die einzige Bedrohung für die Vögel. Um zu überleben, müssen Seevögel unbedingt fliegen können, doch ihre rasanten Flüge bergen große Risiken. Als ich im Sand gesessen habe, um die Rußseeschwalben im Flug zu fotografieren, hat sich eine von ihnen hinkend und mit hängendem Flügel zu mir geschleppt und sich schließlich gegen mein ausgestrecktes Bein gelehnt. Der rechte Flügel dieser Rußseeschwalbe war gebrochen, vermutlich aufgrund eines schweren Kollisionsunfalls mit einem anderen Seevogel. Alles, was ich für diesen unglückseligen Vogel tun konnte, war ihn vorsichtig aus der Reichweite der Flut an den Rand der Kolonie zu tragen - so ist er wenigstens nicht mit dem Aufkommen der Flut ertrunken. Die folgende Nacht wird er jedoch sehr wahrscheinlich nicht überlebt haben, denn im Dunkeln kommen unzählige Krabben hervor, die sich von Aas ernähren oder schwer verletzte Seevögel gemeinsam töten. Manchmal versuchen die Krabben, ganze Seevogelkadaver in ihre Wohnhöhlen zu ziehen, was allerdings häufig nicht glückt (siehe Foto unten rechts). In den meisten Fällen fressen sie das Aas jedoch an dem Ort, an dem sie es finden. In der Natur wird eben nichts verschwendet und der Tod des einen sichert das Überleben des anderen. Foto oben: Rußseeschwalbe mit Flügelbruch, Juni 2000
|
Weitere
Informationen: |