Schmetterlinge oder Falter in Bulgarien - Teil 4
Holzbohrer (Cossid Millers, Cossidae)
Der Wissenschaft sind zurzeit mehr als 110 Gattungen
aus der Familie der Holzbohrer bekannt, fast 700 Arten gibt es laut dem
aktuellen Stand der Forschung. Etliche weitere Arten sind zwar schon
beobachtet, aber wissenschaftlich noch nicht erfasst und beschrieben
worden. In Europa kommen einige Vertreter dieser Falterfamilie vor. In
diesem Kapitel wird folgende Holzbohrer-Spezies vorgestellt:
· Zwiebelbohrer (Dyspessa ulula)
Zwiebelbohrer (Dyspessa ulula)
Die
Flügelspannweite der beiden Geschlechter des Zwiebelbohrers ist relativ
ähnlich. Weibchen haben eine Flügelspannweite von 18 bis 25 Millimeter,
bei ihren männlichen Artgenossen beträgt sie 19 bis 26 Millimeter. Recht
variabel ist die Färbung der Vorderflügel, sie können gelbbraun bis
gelbgrau gefärbt sein. Außerdem variiert auch die Stärke der weißlichen
Fleckenzeichnung auf der Oberseite der Vorderflügel von Individuum zu
Individuum. Der Rand der Vorderflügel trägt Fransen, die abwechselnd
weiß und graubraun gefärbt sind. Von hell ockergelb über gelbgrau bis
hin zu einem bräunlichen Farbton variiert die Färbung der Oberseite der
Hinterflügel. Sie weisen keine Zeichnung auf. Der Thorax ist dicht
graubraun bis ockerbraun behaart. Bei den Männchen sind die Fühler kurz
doppelt kammzähnig, bei den Weibchen sind sie verdickt und darüber
hinaus sehr kurz kammzähnig. Weibliche Individuen sind an ihrem relativ
langen Hinterleib und ihrer Legeröhre zu erkennen. Anzutreffen ist diese
Falterart auf Steppenheiden und sandigen Flächen. Männchen fliegen vor
allem am Vormittag und am späten Abend, während die Weibchen meist am
Boden sitzen. Von April bis Juli lassen sich Zwiebelbohrer in der Natur
beobachten. Foto: 10.05.2014, Nähe Dolno Cherkovishte
Langhornmotten (Fairy Longhorn Moths, Adelidae)
Etwa 50 Arten aus der Familie der Langhornmotten
kommen in Europa vor, etliche davon leben in Südosteuropa und somit in
Bulgarien. Die Falter sind tagaktiv und für sie sind die sehr langen
Fühler charakteristisch, die männliche Tiere tragen. Folgende Art aus
der Familie der Langhornmotten wird in diesem Kapitel vorgestellt:
· Adela australis
Adela australis
Nur
etwa 15 Millimeter beträgt die Flügelspannweite von Adela australis. Diese tagaktive Falterart hat auf der Oberseite der
Vorderflügel ein schmales, weißliches Querband, an dem sie gut zu
erkennen ist. Die Grundfarbe der Oberseite der Vorderflügel ist
kupferfarben, meist schimmern die Flügel rötlich bis purpurn. Die Fühler
männlicher Vertreter der Spezies sind sehr lang, die Fühler der Weibchen
sind deutlich kürzer als die ihrer männlichen Artgenossen. Bei den
Weibchen ist die untere Hälfte der Fühler schwarz, die obere Hälfte ist
weiß. Bei den Männchen ist etwa das untere Viertel schwarz, der Rest ist
weiß. Adela australis ist wärmeliebend und kommt in
Lebensräumen mit viel Sonne vor. Oft kann man die Männchen dabei
beobachten, wie sie gemeinsam Balzflüge in kleinen Schwärmen vorführen.
Dabei fliegen sie häufig schwingend auf und ab. Die Flugzeit dieser
Falterart fällt in den Frühling, sie dauert etwa von April bis Juni. Ein
deutscher Name ist mir für Adela australis nicht bekannt. Foto: 11.05.2014, Nähe Dolno Cherkovishte
Pfauenspinner (Saturniids, Saturniidae)
Rund 1.500 Arten aus der Familie der Pfauenspinner
gibt es weltweit. Einige davon kommen in Europa vor. Folgende
Pfauenspinner-Spezies wird in diesem Kapitel vorgestellt:
· Südliches Kleines Nachtpfauenauge (Saturnia pavoniella)
Südliches Kleines Nachtpfauenauge (Saturnia pavoniella)
Erst
seit dem Jahr 2003 gilt das Südliche Kleine Nachtpfauenauge als
eigenständige Art. Zuvor hatte man geglaubt, es gehöre innerhalb seiner
Gattung zum Kleinen Nachtpfauenauge (Saturnia pavonia). Das
Südliche Kleine Nachtpfauenauge ist ein Bewohner der alpinen Gebiete
Österreichs, Italiens, Tschechiens und der Slowakei. Darüber hinaus
kommt es in weiteren Ländern vor, darunter in Bulgarien. Anhand der
Flügelspannweite lassen sich die Geschlechter unterscheiden, sofern man
es mit den jeweiligen beiden Extremen zu tun hat: Bei den Männchen
beträgt sie 45 bis 70 Millimeter und bei den Weibchen 50 bis 95
Millimeter. Außerdem sind die Männchen häufig kräftiger rost- bis
weinrot gefärbt, wohingegen die Weibchen vor allem an den Hinterflügeln
oft eine rosa Bestäubung aufweisen. Typisch für die Art sind die
kräftigen Augenflecke auf den Vorder- und Hinterflügeln. Beispielfotos
sind in der
Bildersammlung des Lepiforums zu finden. Die Raupen werden 67 bis 88
Millimeter lang. Sie treten in verschiedenen Färbungen auf. Junge Raupen
sind noch recht klein und schwarz gefärbt, sie haben dichte Borsten.
Wachsen sie weiter, bilden sich orange Flecken. Nach der dritten Häutung
werden sie grünlich. Später sind sie leuchtend grün gefärbt und tragen
einige schwarze Flecken sowie gelbliche oder orange-gelbliche Bereiche,
aus denen einige Borsten entspringen. Von Februar bis Juni dauert die
Flugzeit der erwachsenen Falter, die Raupen lassen sich im Frühling
beobachten. Foto: 11.05.2014, Dnevni grablivi ptitzi bei Madzharovo
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Ritterfalter (Swallowtail Butterflies, Papilionidae)
Weltweit kommen etwa 550 Arten aus der Familie der
Ritterfalter vor. Der Großteil dieser Arten lebt in den Tropen, doch es
gibt auch einige in Europa. In diesem Kapitel werden folgende Spezies
aus der Familie der Ritterfalter in alphabetischer Reihenfolge
vorgestellt:
· Osterluzeifalter (Southern Festoon, Zerynthia polyxena)
· Segelfalter (Scarce Swallowtail, Iphiclides podalirius)
Osterluzeifalter (Southern Festoon, Zerynthia polyxena)
Zu
den prächtigsten Faltern Bulgariens gehörten die Osterluzeifalter. Sie
sind tagaktiv und leben an trockenen, warmen und offenen Stellen. Zu den
bevorzugten Lebensräumen gehören unter anderem felsige Gegenden,
Flussufer und Karstgelände. Die Flügelspannweite beläuft sich auf 52 bis
56 Millimeter. Weibliche Individuen sind meist ein wenig größer als ihre
männlichen Artgenossen. Gelb ist die Grundfarbe der Flügeloberseite.
Darauf befindet sich ein komplexes Muster, das aus schwarzen Bändern und
Flecken besteht. Ein typisches Merkmal ist der wellenförmig gezeichnete
Flügelrand. Die Hinterflügel sehen auf der Oberseite ähnlich aus, dort
finden sich außerdem rote und blaue Punkte auf der Innenseite der
Wellenzeichnung. Bei einigen Individuen können diese Punkte jedoch
fehlen. Bis zu 35 Millimeter werden die Raupen des Osterluzeifalters
lang. Sie sind silbergrau-grünliche bis hellbraun oder rötlich gefärbt.
Auf dieser Grundfärbung befinden sich schwarze Punkte Darüber hinaus
sind die Raupen dieser Spezies an ihren sechs Reihen fleischiger Dornen
zu erkennen, die an der Basis orange gefärbt sind und an der Spitze
schwarz. Foto: 11.05.2014, Nähe Dolno Cherkovishte
Segelfalter (Scarce Swallowtail, Iphiclides podalirius)
Segelfalter
sind sehr auffällige Erscheinungen, was einerseits an ihrer Färbung und
andererseits an ihrer Größe liegt. Diese Tiere haben eine
Flügelspannweite von 60 bis 80 Millimeter und sie werden bis zu 45
Millimeter lang. Bei diesen Faltern sind die Weibchen fast immer etwas
größer als die Männchen. Die Grundfärbung der Flügel ist cremeweiß bis
gelblichweiß. Auf den Vorder- und Hinterflügeln befindet sich ein
charakteristisches schwarzes Streifenmuster. Die Hinterflügel weisen
blau und schwarz gefärbte Fortsätze auf und tragen in der Nähe des
Hinterleibs orange gefärbte Bereiche. Bei dem rechts gezeigten Exemplar
haben diese farblich schönen Bereiche der Hinterflügel gefehlt.
Vermutlich ist das Tier zuvor von einem Fressfeind attackiert worden und
es hat dabei Teile seiner Hinterflügel eingebüßt. Jährlich gibt es in
Südosteuropa und in der Mittelmeerregion zwei bis drei Generationen
dieser Falterart; sie fliegen von März bis Oktober. Offene, warme
Landschaften, die durchaus mit Felsen durchsetzt sein dürfen, sind
beliebte Lebensräume der Segelfalter. Foto: 11.05.2014, Dnevni grablivi ptitzi bei Madzharovo
Rüsselzünsler (Grass Moths, Crambidae)
Rund um den Globus kommen circa 26.000 verschiedene
Spannerarten vor. Viele dieser Tiere leben in tropischen Regionen, aber
es kommen auch etliche Spezies in Europa vor. Neben nachtaktiven gibt es
auch einige tagaktive Spanner. In diesem Kapitel wird folgende
Spanner-Art vorgestellt:
· Wanderzünsler (Rush Veneer, Nomophila noctuella)
Wanderzünsler (Rush Veneer, Nomophila noctuella)
Das Verbreitungsgebiet des tag- und nachtaktiven Wanderzünslers ist sehr
groß. Er kommt beispielsweise in weiten Teilen Afrikas sowie in Europa
vor. Die im südlichen Europa geschlüpften Individuen wandern im Laufe
ihres Lebens in Richtung Norden und können dann oft in Deutschland
beobachtet werden. Etwa 26 bis 32 Millimeter beträgt die
Flügelspannweite dieser Falterart. Ruhen die Tiere, wirken sie länglich
und schmal. Auf der Oberseite sind ihre Vorderflügel mittelbraun gefärbt
und sie tragen ein Muster aus dunkelbraunen Flecken und gezackten
Linien. Dieses Muster ist nicht bei allen Individuen gleich stark
ausgeprägt, es kann sehr kontrastarm sein. Einfarbig hellbraun sind die
Hinterflügel gefärbt. Von Mai bis September oder Oktober dauert die
Flugzeit der Wanderzünsler. Sie halten sich bevorzugt in offenen
Landschaften auf, also beispielsweise auf Wiesen oder Feldern. Foto:
14.05.2014, Nähe Burgas
Spanner (Geometer Moths, Geometridae)
Rund um den Globus kommen circa 26.000 verschiedene
Spannerarten vor. Viele dieser Tiere leben in tropischen Regionen, aber
es kommen auch etliche Spezies in Europa vor. Neben nachtaktiven gibt es
auch einige tagaktive Spanner. In diesem Kapitel wird folgende
Spanner-Art vorgestellt:
· Gelber Küstenspanner (Yellow Belle, Aspitates ochrearia)
· Ockergelber Blattspanner (Yellow Shell, Camptogramma bilineata)
Gelber Küstenspanner (Yellow Belle, Aspitates ochrearia)
In einigen Teilen West-, Süd- und Südosteuropas kommt der Gelbe
Küstenspanner vor. Diese Schmetterlingsart hat eine Flügelspannweite von
25 bis 34 Millimeter. Es gibt normalerweise zwei Generationen pro Jahr.
Die erste fliegt von April bis Juni, die zweite ist von August bis
September zu finden. Auf der Oberseite sind die Vorderflügel meist hell
gelblichbraun bis ockerfarben und sie tragen eine mehr oder minder
kräftige Zeichnung aus zwei bräunlichen Linien sowie oft auch noch einen
kleinen bräunlichen Bogen zwischen den Linien. Hell ockerfarben sind
meist die Hinterflügel gefärbt. Weibchen haben fadenförmige Fühler, bei
den Männchen sind sie gekämmt. Zu finden sind diese Tiere vor allem auf
trockenen Magerwiesen.
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Foto: 14.05.2014,
Nähe Burgas |
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Foto: 18.05.2014,
Nähe Sveti Nikola |
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Ockergelber Blattspanner (Yellow Shell, Camptogramma bilineata)
Der
Ockergelbe Blattspanner gehört zu den tagaktiven Faltern. Er ist in
einige Teilen Bulgariens sehr häufig zu beobachten. In ihrer Färbung ist
diese Falterart ausgesprochen variabel. Es kommen Individuen vor, deren
Flügeloberseite ockergelb ist, doch es gibt auch braun bis graubraun
gefärbte Tiere. Typisch für die Spezies ist, dass sich auf den Flügeln
ein Muster mit gezackten und gewundenen Linien befindet; diese sind
hellbraun und dunkelbraun gefärbt. Zwischen 20 und 25 Millimeter beträgt
die Flügelspannweite der Ockergelben Blattspanner. Sie fliegen jährlich
in zwei Generationen von Mai bis August, manchmal bis September.
Foto: 14.05.2014, Nähe Burgas
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Foto: 17.05.2014,
Steppe bei Sveti Nikola |
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Foto: 18.05.2014,
Steppe bei Kamen Brjag |
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Weißlinge (Whites, Pieridae)
Innerhalb der Familie der Weißlinge, die vor allem in
Europa, Afrika und Asien beheimatet sind, kommen 76 Gattungen und circa
1.100 Arten vor. Einige dieser Spezies leben in Südosteuropa und damit
auch in Bulgarien. Sie sind jedoch keinesweigs alle rein weiß, wie es
der Name dieser Schmetterlingsfamilie vermuten lässt. Es gibt einige
leuchtend gelb oder orange gefärbte Vertreter dieser Familie. Folgende
Weißling-Arten werden in diesem Kapitel in alphabetischer Reihenfolge
vorgestellt:
· Baumweißling (Black-veined White, Aporia crataegi)
· Östlicher Gesprenkelter Weißling (Eastern Dappled White, Euchloe ausonia)
Baumweißling (Black-veined White, Aporia crataegi)
Der
tagaktive Baumweißling ist vergleichsweise groß. Seine Flügelspannweite
beläuft sich auf 51 bis 70 Millimeter. Auf der Ober- und Unterseite sind
seine beiden Flügelpaare gleich gefärbt: Ihre Grundfärbung ist weiß und
bei den Männchen bilden die schwarze Adern ein auffälliges Muster. Für
gewöhnlich ist der Kontrast zwischen der Grundfarbe und den schwarzen
Adern auf der Unterseite der Flügel jedoch stärker ausgeprägt als auf
der Oberseite. Bei den Männchen gibt es im mittleren Bereich der
Vorderflügel auf der Unterseite einen etwas verbreiterten Bereich einer
solchen Ader, den sogenannten Diskoidalfleck. Dieser fehlt den meisten
Weibchen, woran die Geschlechter recht gut zu unterscheiden sind. In
Bulgarien dauert die Flugzeit dieser Falterart etwa von Mitte April bis
in den Juli, Raupen sind ab August in der Natur zu finden. Da der
Baumweißling keine allzu hohen Ansprüche an seinen Lebensraum stellt,
ist er in vielen verschiedenen Habitaten zu finden. Besonders gern
scheint er sich aber in offenen Landschaften mit Distelbeständen
aufzuhalten. Foto: 11.05.2014, Dnevni grablivi ptitzi bei Madzharovo
Östlicher Gesprenkelter Weißling (Eastern Dappled White, Euchloe
ausonia)
Eine der in Bulgarien heimischen Weißlings-Arten ist der Östliche
Gesprenkelte Weißling. Diese Tiere haben einen Flügelspannweite von 36
bis 48 Millimeter. Ihre Vorderflügel sind auf der Oberseite weiß mit
schwarzen Spitzen und einem schwarzen Fleck. Schwarze und gelbe Schuppen
befinden sich auf der ansonsten weißen Unterseite der Vorderflügel. In
der Mischung wirken die farbigen Schuppen grünlich. Die Oberseite der
Hinterflügel ist überwiegend weiß, auf der Unterseite tragen sie ein
recht kräftiges Muster aus weißen Bereichen und schwarzen sowie gelben
Schuppen, die auch dort in der Kombination grünlich wirken. Meist sind
die Weibchen insgesamt ein wenig dunkler gefärbt als die Männchen. Recht
variabel ist die Färbung der Raupen dieser Falterart. Sie können
gelblich über grünlich bis bläulich gefärbt sein. Typisch sind helle
Seitenstreifen, außerdem sind die Rückenlinie und die Nebenrückenlinie
etwas dunkler als die Grundfärbung. An den Seiten tragen die Raupen
außerdem zahlreiche feine schwarze Punkte. Erwachsene Falter fliegen von
Anfang März bis Anfang Juli, Raupen sind im Frühling in der Natur zu
finden. Bevorzugte Lebensräume sind Felshänge, felsige Wiesen und
ähnliche Habitate. Die Tiere mögen es warm und sonnig.
Foto: 11.05.2014, Nähe Dolno Cherkovishte
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