Malediven

Startseite

· Malediven allgemein
· Kulinarisches
· Atolle
· Pflanzen
· Landtiere
· Meerestiere
  · Teil 1
  · Teil 2
  · Teil 3
  · Teil 4
  · Teil 5
  · Teil 6
  · Teil 7
  · Teil 8
· Ökosystem
  Korallenriff
· Schnorchelreviere
· Literatur & Linktipps


· Datenschutzerklärung

Ökosystem Korallenriff

Korallenbank vor DhigufinolhuDas, was die Malediven zu einem der begehrtesten Reiseziele für Taucher macht, ist vom Land aus lediglich zu erahnen. Die Farbe des Wassers reicht in der Lagune von hellem Türkis bis zu dunklem Schwarzblau, wo das offene Meer liegt. Dazwischen erstrecken sich Bereiche, die dunkelblau sind und sich deutlich von den sie umgebenden helleren Gebieten der Lagune abheben. An solchen Stellen sowie an den Abbruchkanten um die Inseln herum befinden sich Korallenbänke. Sie sind sehr artenreich und deshalb unter Wasser so etwas wie das Pendant zum tropischen Regenwald an Land. Die Abbildung in diesem Absatz zeigt einen solchen dunkleren Bereich mit Korallenbewuchs in der Lagune der Ferieninsel Dhigufinolhu. Rund um die Insel beträgt die Wassertiefe überall maximal etwa zwei Meter und der Boden der Lagune ist sandig. Der vordere, dunkle Bereich ist nicht tiefer, sondern lediglich mit Korallenstöcken bewachsen, deren wahre Farbenpracht man über Wasser zwar nicht erkennen kann, die jedoch die helle Untergrundfarbe des Sandes verdecken. Foto: Juni 1998, Dhigufinolhu

Riffe, wie man sie rund um die Malediveninseln bestaunen kann, werden von Korallen aufgebaut. Solche riffbildenden Korallenarten können nur in warmen, lichtdurchfluteten Gewässern gedeihen, weshalb man sie ausschließlich in den Tropen findet. Oft werden Korallen irrtümlich für Gestein gehalten. In Wirklichkeit handelt es sich bei der harten Substanz jedoch um die Skelette winziger Tiere, der Korallenpolypen. Generation für Generation leben diese Tiere auf den Überresten (dem Kalkskelett) ihrer Vorgänger und sie errichten so in mühevoller Kleinarbeit die filigranen Gebilde, die man am Riff beobachten kann.

Korallen und FischeDiese diesen sogenannten Hartkorallen bestehen aus massivem Kalziumkarbonat. Geweih- und Hirnkorallen sind Beispiele für Vertreter dieses Korallentypus. Hartkorallen werden auch als Riffbildner bezeichnet, ihre Wachstumsrate liegt je nach Art zwischen fünf bis 25 Millimeter pro Jahr. Daneben gibt es Weichkorallen an den Riffen der Malediven. Wie es ihr Name bereits vermuten lässt, sind sie von weicher Konsistenz und erinnern in ihrer äußeren Erscheinung oft an Pflanzen oder Bäume. Zu ihnen gehört unter anderem die Blasenkoralle. Im Unterschied zu den riffbildenden Hartkorallen sind die Weichkorallen vergängliche Wesen, die nicht zur dauerhaften Bildung eines Riffs beitragen. Zudem benötigen sie weniger Licht als die Hartkorallen und leben daher auch in dunkleren und kühleren Meeresregionen sowie in größerer Tiefe. Die Abbildung in diesem Absatz zeigt einige Hartkorallen sowie einen jungen weiblichen Dunkelkappen-Papageifisch (Scarus scaber, links) und einen Dreifleck-Preußenfisch (Dascyllus trimaculatus). Foto: Juni 1998, Dhigufinolhu

Als Nahrung dient den Korallenpolypen das Zooplankton, zu dem unter anderem Krebslarven gehören. Nachts stülpen sich die Polypen aus ihrem Skelett und strecken Tentakel aus, um das im Wasser driftende Zooplankton zu fangen. Viele Hartkorallen haben spezielle Ernährungsgewohnheiten entwickelt. In den Skeletten der harten Korallen leben neben den Polypen einzellige Algen, die sogenannten Zooxanthellen. Diese Algen nutzen das in das flache Wasser einfallende Sonnenlicht zur Photosynthese und versorgen dadurch die Korallenpolypen mit bis zu 90 Prozent ihres Nahrungsbedarfs. Sie liefern beispielsweise Zucker und Stärke. Auf diese Weise ist es Hartkorallen überhaupt möglich, in Meeresgebieten zu leben, die arm an Zooplankton sind.

Zum Seitenanfang ↑

Papageifisch frisst KorallenWo es Korallen gibt, siedeln sich Fische an. Die kleinsten von ihnen leben zwischen den Korallenarmen und verstecken sich dort vor größeren Fressfeinden, die man am Riff patrouillieren sehen kann. Einige Fischarten haben sich darauf spezialisiert, Algen von den Korallen abzuschaben. Darüber hinaus leben am Riff Korallenfresser wie die Papageifische (siehe Foto rechts), die mit ihrem mächtigen Gebiss Stücke aus Hartkorallen brechen, diese zermalmen und nach dem Verdauen der Algen und Polypen feinen Sand ausscheiden, der an Land gespült idyllische Sandstrände bildet. Viele der am und vom Riff lebenden Fischarten stehen auf dem Speiseplan größerer Raubfische wie Barrakudas. Diese wiederum ziehen Haie an, die man in den tropischen Meeren gelegentlich als Schnorchler und Taucher zu Gesicht bekommt. So hängen Großfische indirekt von Algen und Korallenpolypen ab. Am Hausriff von Dhigufinolhu, meinem Feriendomizil im Süd-Malé-Atoll im Jahr 1998, habe ich die typischen Riffbewohner beobachtet. Dabei haben mich die vielen Papageifische mit ihren starken "Schnäbeln" besonders beeindruckt. Da Wasser ein guter Schallleiter ist, habe ich das laute Knirschen beim Biss in eine Koralle und das anschließende Kauen der Papageifische deutlich vernehmen können. Foto: Juni 1998, Dhigufinolhu

Ausgebleichte KorallenDie Korallen auf den Malediven sind bei meinem Besuch im Juni 1998 zum Teil in einem erschreckend schlechten Zustand gewesen. Etliche Korallenblöcke nahe der Uferzone sind zerbrochen gewesen, weil Touristen sich mit den Schwimmflossen zuvor achtlos auf sie gestellt hatten. In den tieferen, gerade noch sichtbaren Bereichen der Riffkante hat man alte Ölfässer, Müllbeutel sowie verlorene Anker erkennen können. Auf den Malediven ist es bedauerlicherweise lange Zeit üblich gewesen, den Zivilisationsmüll einfach im Meer zu versenken. In dieser Hinsicht hat zwar längst ein Umdenken stattgefunden, was jedoch einen großen Teil der in den Gewässern um die Malediven heimischen Korallenwelt nicht vor einer anderen Gefahr bewahren kann: der Korallenbleiche, siehe Abbildung in diesem Absatz. Foto: Juni 1998, Dhigufinolhu

Korallenstock mit Dreibinden-Preußenfischen (Dascyllus aruanus)Als das Klimaphänomen El Niño 1998 in Erscheinung getreten ist, hat es sich mit bis dahin nie beobachteter Intensität ereignet. Die zerstörerischen Auswirkungen des wahrscheinlich durch den Einfluss des Menschen verstärkten natürlichen Klimaphänomens vor der Südamerikanischen Westküste sind selbst im fernen Indischen Ozean zu spüren gewesen. Das Oberflächenwasser hat sich stark auf geheizt und Wasserströmungen haben ihre Fließrichtung ein wenig geändert. Dadurch ist das Wasser an den Riffen der Malediven durchschnittlich ein Grad wärmer geworden. Die Abbildung in diesem Absatz zeigt einen Korallenstock mit Dreibinden-Preußenfischen (Dascyllus aruanus). Foto: Juli 2002, Sun Island

Zum Seitenanfang ↑

Teilweise ausgebleichte KoralleDie in den Korallen lebenden Algen haben aufgrund der höheren Außentemperatur aggressive Moleküle produziert, die den Korallenpolypen geschadet haben. Deshalb haben sie die Polypen abgestoßen. Daraufhin sind viele Korallen an Nahrungsmangel gestorben. Die Skelette der Korallen verlieren durch einen solchen Prozess im weiteren Verlauf ihre Farbe und werden weiß - daher rührt der Name der Korallenbleiche. In den geisterhaft weißen Korallenriffen verschwinden mit der Zeit einige Fische, weil ihre Nahrungsgrundlage nicht mehr existiert. Dies ist im Jahr 1998 auch auf den Malediven geschehen. Zur großen Verwunderung der Forscher sind die meisten Fischarten jedoch in der Nähe ihrer ehemaligen Nahrungsquellen geblieben und sie haben sich innerhalb kürzester Zeit nahrhafte Alternativen erschlossen, indem sie beispielsweise die Algen gefressen haben, die sich rasch auf den abgestorbenen Korallen gebildet hatten. Foto: Juni 1998, Dhigufinolhu

Kleiner Korallenblock in einer LaguneKurze Zeit später haben sich die Korallenriffe der Malediven ein wenig regeneriert. Dies ist schneller und umfangreicher geschehen, als die Wissenschaft dies für möglich gehalten hätte. Die Selbstheilungskräfte des Ökosystems Korallenriff scheinen enorm groß zu sein. Trotzdem wäre es leichtsinnig, diese Kräfte zu sehr zu strapazieren, indem man die Riffe in Zukunft noch stärker belastet. Noch ein derart starker El Niño würde vermutlich einen Großteil der Korallen für immer töten. Foto: Juli 2002, Sun Island

 

Zum Seitenanfang ↑