Meine Gruppenreise im Juli 2010
Vom
3. bis zum 10. Juli 2010 habe ich Schottland mit einer vogelbegeisterten
Reisegruppe erkundet; der Veranstalter ist
Birdingtours gewesen. Als deutschsprachiger Reiseleiter
hat uns Chris Engelhardt begleitet, ein sehr naturbegeisterter "Birdwatcher"
aus Lübeck. Außerdem ist der ebenso nette wie versierte Diplom-Biologe
Malcolm O'Rilley von
Speyside Wildlife als unser britischer Reiseleiter mit uns
herumgefahren. Innerhalb dieser Woche habe ich zahlreiche Einblicke in die vielfältige Natur des Landes erhalten. Einen großen
Teil der Bilderausbeute können Sie in diesem Naturreisebericht in den
angegliederten Kapiteln sehen. Auf dieser Seite
präsentiere ich eine Zusammenfassung der Etappen meiner einwöchigen Reise.
Durch das Anklicken der in der Beschreibung genannten Beobachtungsorte
gelangen Sie zu den jeweiligen Gebieten beim Portal
Naturgucker.de.
03.07.2010: Ankunft in Inverness, Fahrt nach Rhiconich
Gemeinsam ist
fast die gesamte Birdingtours-Gruppe von Düsseldorf aus am Morgen gegen 10.00
Uhr nach Inverness
geflogen. Diese Strecke ist innerhalb kurzer Zeit bewältigt gewesen, der Flug
hat nur rund 1,5 Stunden gedauert. Vom Flughafen aus haben wir den
ersten Beobachtungsausflug zum
Ardersier Beach unternommen, um die
Wartezeit zu überbrücken. Denn etwa zwei Stunden später sollte noch ein
Gruppenmitglied in Inverness ankommen; die Dame hatte zuvor eine Reise
auf den Shetland-Inseln unternommen. Am Ardersier Beach haben wir gleich
als Auftakt unserer Naturreise im Meer Große Tümmler (Tursiops truncatus)
gesehen - zwar in der Ferne, aber immerhin! Abgesehen davon haben sich
an dem Strandabschnitt einige Küsten- sowie Seevögel, darunter
Austernfischer (Haematopus ostralegus) und
Eiderenten (Somateria mollissima), aufgehalten.
Nachdem wir unsere Mitreisende am Flughafen aufgesammelt hatten, haben
wir die Fahrt in Richtung
Rhiconich angetreten. Nach einiger Fahrtzeit
auf der A835 haben wir uns am landschaftlich reizvollen
Loch Droma die
Beine vertreten. Das im Wind wiegende
Wollgras, die sanft geschwungenen
grünen Hügel und zwei auf dem See schwimmende
Prachttaucher (Gavia arctica)
haben diesen Stopp um schöne Natureindrücke bereichert. Darüber hinaus
sind dort unzählige Orchideen zu finden, Pflanzenfreunde kommen deshalb
in dieser Gegend auf ihre Kosten.
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Anschließend
ist die Fahrt weitergegangen und am frühen Abend haben wir an der
Scourie Bay
erneut eine kurze Pause eingelegt. Unser Reiseleiter Malcolm hat aus dem
Kofferraum große Körbe mit Bechern, Thermoskannen, Tee, Kaffee und
wundervollem schottischem Gebäck (Shortbread) hervorgezaubert. Bei
warmen Getränken und auf der Zunge zergehenden Keksen haben wir die
schöne Aussicht genossen und dabei unter anderem einen
Sterntaucher (Gavia stellata),
zwei
Krähenscharben (Gulosus aristotelis)
und verschiedene Möwenarten beobachtet. Danach ging es nur noch
vergleichsweise kurze Zeit weiter mit den Autos nach Rhiconich. Untergebracht hat man uns in dem hübschen,
kleinen "Rhiconich
Hotel", von dem aus man einen herrlichen Blick auf den Meeresarm
Loch Inchard hat.
04.07.2010: Ausflug von Rhiconich zur Balnakeil Bay bei Durness
Das liebe Wetter in Schottland... Es hat uns an unserem ersten vollen
Tag der Reise erst einmal übel mitgespielt. Dichte Wolken, starker Wind
und fieser Regen sind schon beim Frühstück vor dem Fenster zu sehen
gewesen. Dennoch hat es uns nach draußen gezogen, genau genommen zu der
zauberhaften Bucht Balnakeil Bay bei Durness ganz im Norden Schottlands.
Unterwegs haben wir einen kurzen Zwischenstopp an der
Straßenbrücke von Drochaid Mhòr
eingelegt, weil von dort aus ein herrlicher Blick auf einen Trupp
Uferschwalben (Riparia riparia) möglich gewesen ist, die über
dem kleinen Flüsschen auf der Jagd nach Insekten gewesen sind.
Unser nächster Halt an der
Kyle of Durness
hat im Regen stattgefunden. Wegen
des Windes und der von ihm waagerecht vor sich her getragenen
Regentropfen ist die Beobachtung von Vögeln schwierig gewesen. Schade,
denn die bei Niedrigwasser frei liegenden Schlickflächen sind
Anziehungspunkt für viele schöne Vögel, darunter Grünschenkel (Tringa nebularia),
Brandgänse (Tadorna tadorna), verschiedene Möwen und
Flussuferläufer (Actitis hypoleucos).
In der Ferne haben wir dann auch noch einen
Fischotter
(Lutra lutra) ausgemacht, was unser Reiseleiter Malcolm als
Glücksfall bezeichnet hat. Er hat zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnen
können, welch gigantisches Glück am selben Abend noch auf uns gewartet
hat. Doch davon später mehr.
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Im Regen sind wir weiter in Richtung Norden gefahren. Je näher wir
der Gegend um Durness gekommen sind, desto größer sind die Wolkenlücken
geworden - Hoffnung ist deshalb in uns aufgekeimt. Und wir sind nicht
enttäuscht worden: Nachdem wir uns kurz im hübschen
Balnakeil Craft Village umgesehen hatten (die dort verkaufte
Schokolade ist großartig!), hat immer mehr Sonnenschein zwischen den
wachsenden Wolkenlücken unseren Nachmittag gerettet. Der Spaziergang an
der malerischen
Balnakeil Bay gehört für mich persönlich mit zum Schönsten, was ich
in Schottland während der einwöchigen Reise erlebt habe. Die Landschaft
und das Spiel von Sonne, Wolken und Wind haben auf mich geradezu
überwältigend gewirkt. Noch dazu kann man in der großen Bucht viele
tolle Vogelarten beobachten, angefangen beim
Basstölpel (Morus bassanus)
über verschiedene Seeschwalben bis hin zu
Tordalken (Alca torda) und
Gryllteisten (Cepphus grylle).
Außerdem gibt es an der Balnakeil Bay einen Standort der seltenen
Schottischen Primel (Primula scotica).
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Vogelbeobachtung an der Balnakeil Bay |
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Malcolm erklärt etwas
über Pflanzen |
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Der
Nachmittag an der Balnakeil Bay hätte schöner kaum sein können. Nach der
Wanderung hat Malcolm uns noch einen weiteren, in der Nähe gelegenen
hübschen Küstenabschnitt zeigen wollen, bevor wir uns zurück auf den Weg
nach Rhiconich gemacht haben. Deshalb sind wir erst einmal zur
Bucht von Leirinmore gefahren, die uns mit einem besonderen
Naturschauspiel verwöhnt hat: einem sehr fotogenen Regenbogen über dem
Meer und den kleinen Inseln. Regenbögen sind die angenehme Seite
des wechselhaften schottischen Wetters. Und wer weiß? Vielleicht ist es
ja der Regenbogen gewesen, der uns Glück gebracht und dadurch zu
einer fantastischen Otterbeobachtung auf dem Rückweg verholfen hat. Als
wir an der Kyle of Durness vorbei gefahren sind, hat eine Mitreisende in
unmittelbarer Ufernähe, also nur wenige Meter von uns entfernt, im
Wasser einen
Fischotter entdeckt. Er hat sich nicht im Geringsten
an uns gestört und wir haben ihn deshalb minutenlang perfekt beobachten können.
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05.07.2010: Ausflug von Rhiconich nach Handa Island
Besonders
vielversprechend hat das Wetter an diesem Morgen wieder einmal nicht
ausgesehen, aber wir sind auf alles gefasst und zudem zu allem
entschlossen gewesen. Also auf nach Handa! Viele meiner Mitreisenden
sind genau wie ich unter anderem wegen der Aussicht auf reichhaltige
Seevogelbeobachtungsmöglichkeiten nach Schottland gekommen. Vom Regen
hat sich deshalb niemand von diesem Vorhaben abbringen lassen
wollen. Kurz nach unserer Ankunft auf Handa ist zum Glück die
Sonne hervorgekommen und sie hat uns für die nächsten Stunden, also bis zum
frühen Nachmittag, eine Verschnaufpause vom Regen gegönnt. Ein Naturschützer hat
uns zunächst einmal erklärt, was es wo auf Handa zu sehen gibt - und er
hat uns wegen des starken Windes zur Vorsicht gemahnt. Die steilen
Klippen sind nicht mit Zäunen gesichert, weshalb es nicht ratsam ist,
sich ihnen zu weit zu nähern.
Nach einem gut einstündigen Spaziergang zu den Klippen sind wir am Ziel
meiner Träume angekommen: Ich habe endlich
Papageitaucher (Fratercula arctica)
in freier Natur gesehen, genau genommen erstmals in meinem Leben. Diese
hübschen Gesellen sowie die unzähligen anderen gefiederten Klippenbewohner haben
mich begeistert und es ist ein großer Genuss gewesen, in der Nähe der
Klippen ein Picknick zu veranstalten. Das mitgebrachte Essen hat nach
der Wanderung sogar trotz des von der Seevogelkolonie beständig herüber
wehenden Guanogestanks gut geschmeckt. ;-)
Als wir unseren Rundweg später fortgesetzt haben, hat sich erneut
gezeigt, wie wichtig regensichere Kleidung in Schottland ist. Denn
leider haben starke Böen und Schauer eingesetzt, der Regen ist uns
waagerecht ins Gesicht geweht worden. Neben einer Regenjacke ist deshalb
eine Regenhose unter diesen Witterungsbedingungen
ein ausgesprochen sinnvolles Kleidungsstück. Wie es sich für begeisterte Vogelbeobachter und Naturfreunde
gehört, haben wir uns aber kein Stück weit vom Wetter abschrecken lassen
und einfach trotzdem weiter beobachtet. Neben schönen Seevogelsichtungen
hat uns diese Beharrlichkeit kurz vor der Rückfahrt zum Hotel auch noch die Sichtung einer im Wasser dösenden
Kegelrobbe (Halichoerus grypus) beschert.
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06.07.2010: Fahrt von Rhiconich ins Domizil in Glen Feshie
Nach dem Frühstück haben Kofferpacken und das Verladen des Gepäcks in
die Autos auf dem Plan gestanden, denn unser erster Teil der Reise ist
schon vorüber gewesen. Bei tief hängenden Wolken sind wir losgefahren in
Richtung Süden. Auf unserer Reise zum etwa 160 Kilometer (Luftlinie)
entfernten Zielpunkt haben wir diverse Zwischenstopps eingelegt, um
Tiere zu beobachten oder um in Ruhe unser Mittagessen im Freien zu uns
zu nehmen. Zuerst haben wir kurz an einem
Loch östlich Badcall
angehalten und dort unter anderem zwei
Prachttaucher (Gavia arctica)
bewundert. Am
Loch Duartmore,
siehe Foto in diesem Absatz, haben wir unseren einzigen Zwergtaucher (Tachybaptus ruficollis)
sowie unsere einzige Rohrammer (Emberiza schoeniclus) unserer
Schottlandreise gesehen.
In
Kylesku haben neben
Kegelrobben (Halichoerus grypus) die anderswo nirgends von uns beobachteten Türkentauben (Streptopelia decaocto)
zum Betrachten eingeladen. Im südlichen Teil von
Loch Assynt haben wir
einen kurzen Blick auf die Ruinen von Ardvreck Castle geworfen, siehe
Foto rechts. Zudem sind uns dort neben
einer Reihe von Vögeln auch
Rothirschen (Cervus elaphus)
ins Blickfeld gelaufen.
Die Tiere halten sich an den Hängen der umliegenden Hügel auf und man kann
sie mit dem Fernglas meist recht gut betrachten. Nach kleinen
Singvögeln und Greifvögeln sollte man bei dieser Gelegenheit ebenfalls Ausschau
halten.
Bei
Knockan ist ein Stopp wegen der herrlichen Landschaft ein Muss. Man
hat dort einen umwerfend schönen Blick auf die Zwillingsgipfel Creag nan Calman
und Cul Mòr. Außerdem ist von dort aus der Suilven zu sehen, das Foto in
diesem Absatz zeigt diesen sehr charakteristisch geformten Berg. Danach
haben wir in Ullapool kurz die Einkaufsmöglichkeiten genutzt
(Shortbread!). Der Ort
mag zwar klein wirken, doch für viele Schotten ist er ein wichtiger
Anlaufpunkt: Die Fähre, die Schottland mit der Isle of Lewis verbindet,
legt in Ullapool an, weshalb viele Inselbewohner dort ihre Einkäufe
erledigen.
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Nach
einer kurzen Weiterfahrt haben wir an der
Gruinard Bay
eine längere Mittagsrast eingelegt - leider bei sehr trübem Himmel, sodass der malerische Anblick des Meeres ein wenig grau gewirkt hat
- wie schön muss es dort erst bei Sonnenschein aussehen! Ein echter
Höhepunkt sind dort fünf
Eistaucher (Gavia immer)
gewesen, die wir im Meer beim Fangen von Fischen beobachtet haben.
Anschließend hat es nur noch eine sehr kurze Rast bei
Loch Maree
gegeben - kurz deshalb, weil es ziemlich heftig zu regnen angefangen hat. Schade, denn
die Landschaft ist dort sehr lieblich und es gibt eine Reihe
interessanter Pflanzen zu sehen.
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Einkaufsstraße in
Ullapool |
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Malerische Landschaft
bei Loch Maree |
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Als wir am
Abend in unserer neuen Unterkunft "The
Steading" in Glen Feshie angekommen sind, haben wir uns alle auf ein
gutes Abendessen (und es war überragend!) sowie eine ruhige Nacht gefreut.
Zu dieser Vorfreude hat sich die Begeisterung über die herrliche
Unterkunft gesellt. The Steading ist ein umgebautes Gutshaus, in dem
eine Menge Platz für die Urlauber ist. Neben den eigentlichen Zimmern
steht fast die komplette obere Etage zum Ausruhen oder zwanglosen
Beisammensein bereit. Dafür haben
die Betreiber dieses Gästehauses gemütliche Sofas und Sessel
aufgestellt, außerdem gibt es eine fantastische (englischsprachige)
Naturbibliothek. Und nicht zu vergessen: Die kulinarischen Genüsse, die
die Köche von "The Steading" zaubern, sind überwältigend!
Sogar Vegetarier wie ich können ausgiebig schlemmen.
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07.07.2010: Loch Insh und Abernethy Forest
In der Nähe von Glen Feshie befindet sich der See Loch Insh.
An seinem Ufer brüten Fischadler (Pandion haliaetus), wie uns unser Reiseleiter Malcolm mitgeteilt hat.
Das haben wir uns natürlich nicht entgehen lassen wollen, weshalb wir am
Morgen zu dem See gefahren sind. Sehr starker Wind hat die Oberfläche
des Gewässers gekräuselt, weshalb die tatsächlich anwesenden Fischadler
nicht jagen konnten. Gesehen haben wir sie aber trotzdemund auch ihre
Jungtiere im gut einsehbaren Horst erblickt. Auf dem See hat zudem eine
Schellente (Bucephala clangula) schwimmend ihre Kreise gezogen.
Anschließend haben wir
einige Stunden in dem Naturschutzgebiet "Abernethy Forest National Nature Reserve"
verbracht. In diesem Wald stehen einige sehr alte
Waldkiefern (Pinus sylvestris), die Vogelarten wie
Haubenmeisen (Lophophanes cristatus), Kreuzschnäbeln,
Waldbaumläufern (Certhia familiaris) und dem scheuen Auerhuhn
(Tetrao urogallus) ein Zuhause bieten. Auerhühner haben wir
leider nicht gesehen, dafür aber Spuren auf dem sandigen Boden, die
darauf hingedeutet haben, dass an dieser Stelle sehr wahrscheinlich kurz
zuvor ein Auerhuhn ein Sandbad genommen hat. Die in dem Wald
beheimateten Baummarder (Martes martes) haben sich ebenfalls nur indirekt gezeigt: Wir haben an zwei Stellen
ihren Kot entdeckt. Etwas Besonderes ist die Sichtung eines Schottischen
Kreuzschnabels (Loxia scotica) gewesen.
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Vogelbeobachter im Wald |
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Die Reisegruppe in einem
offenen Landschaftsteil |
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Auf der Rückfahrt zu unserer Unterkunft haben wir einen Stopp an einem
kleinen See namens
Avielochan in Strathspey eingelegt, an dem
sich laut unserem Reiseleiter Malcolm
Ohrentaucher (Podiceps auritus)
aufhalten sollten. Er hat uns nicht zu viel versprochen, wir haben die
Tiere beobachten können. Weil jedoch sehr starker Wind über die
Landschaft geweht hat, ist diese Beobachtung recht schwierig gewesen.
Dennoch hat sich der Abstecher zu dem See gelohnt, denn neben den
Ohrentauchern haben wir dort einen Graureiher (Ardea
cinerea), eine Krickente (Anas crecca) und einen
Flussuferläufer (Actitis hypoleucos)
entdeckt.
08.07.2010: Findhorn Valley und Tom Vaich Forest, abends An Eilein Forest Hide
Eigentlich hatten wir
an diesem Tag einen Berg in den Cairgorms besteigen und nach den dort
lebenden
Mornellregenpfeifern (Charadrius morinellus) Ausschau halten wollen.
Aber das noch immer sehr stürmische und regnerische Wetter hat uns
gründlich die Tour vermasselt. Aufgrund der starken Böen
wäre die Besteigung des Berges zu gefährlich gewesen, zumal wir durch
die tief hängenden Wolken in der Sicht eingeschränkt gewesen wären, hat
uns Malcolm erklärt. Also haben wir Plan B in die Tat umgesetzt und sind
in das weitläufige
Findhorn-Tal gefahren. Gern wären wir
in dieser hübschen Landschaft ein wenig
spazieren gegangen, doch starke Schauer haben uns immer wieder recht
schnell zu den
Autos zurückgetrieben - das ist Schottland! Mit diesem launischen Wetter
muss in dem Land jeder Urlauber rechnen. Sich zu ärgern, bringt nichts.
Trotzdem haben wir im Findhorn Valley einige Besonderheiten gesehen,
darunter
ein Steinadler (Aquila chrysaetos), ein Wanderfalke (Falco peregrinus)
und Wasseramseln (Cinclus cinclus).
Nach dem überwiegend in den Autos verbrachten Vormittag ist der Wunsch
aufgekommen, sich ein wenig zu bewegen und spazieren zu gehen. Deshalb
hat uns Malcolm zum
Tom Vaich Forest gebracht. Dieser Wald ist ihm
bestens
vertraut und er hat die Hoffnung gehegt, uns dort noch einmal den Schottischen
Kreuzschnabel (Loxia scotica) zeigen zu können. Die Vögel
hatten kein Einsehen mit uns, aber die kurze Wanderung durch den Wald
hat mir dennoch sehr gefallen. Überall gibt es dichte Moospolster und
kleine Rinnsale und Bächlein durchziehen den Untergrund. Umgestürzte
Bäume bieten Insekten mit ihrem verrottenden Holz einen Lebensraum.
Außerdem wachsen an vielen Stellen stattliche Farnwedel, die der
Landschaft einen Hauch von "Märchenwald" verleihen.
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Nach
dem Abendessen hat an diesem Abend ausnahmsweise keine Erholung auf dem
Plan gestanden, sondern ein mehrstündiger Aufenthalt in der
Beobachtungshütte "An
Eilein Forest Hide". Diese befindet sich nur einige Fahrminuten von
der Unterkunft "The Steading" entfernt und bietet die Möglichkeit,
scheue nachtaktive Waldbewohner aus nächster Nähe zu betrachten. In der geheizten
Holzhütte, die mit Stühlen ausgestattet ist,
haben wir bis weit nach Mitternacht ausgeharrt und insgesamt drei
Dachse (Meles
meles) gesehen. Für mich ist dies etwas ganz Besonderes
gewesen, denn diese Tierart habe ich bisher noch nirgendwo beobachten
können.
09.07.2010: Currwood, Dava Moor mit Lochindorb und Cairgorms
Was
die Beobachtung von Kreuzschnäbeln anbelangt, hat sich Malcolm noch
immer nicht geschlagen geben wollen. Deshalb hat er uns
am Morgen in einen Wald namens
Currwood geführt. Genau genommen ist dies an dem Morgen unser Plan
B (oder war es C oder D?) gewesen, denn die eigentlich erhoffte Besteigung des Berges in den
Cairgorms hat wegen des nach wie vor nicht dafür geeigneten Wetters
erneut ausfallen müssen. Im Currwood haben sich dann tatsächlich kurz
Kreuzschnäbel gezeigt, doch sie sind so schnell weitergezogen, dass wir
nicht ausmachen konnten, ob es sich um die seltenen Schottischen
Kreuzschnäbel oder eine andere Art gehandelt hat. Außerdem hat uns ein Regenschauer die
Beobachtung erschwert. Ich habe mir den Vormittag im Wald damit versüßt,
die vielen reifen
Heidelbeeren am Wegesrand als leckere Snacks zu nutzen.
Nach dem Besuch des Currwood sind wir zum
Dava Moor gefahren und
haben in dem Teilbereich zwischen Duthil und Ferness vom Weg aus nach
in den niedrigen Pflanzen versteckten
Schottischen Moorschneehühnern
(Lagopus lagopus scotica) gesucht. Die Tiere sind
ausgesprochen wachsam und halten Abstand zu Menschen, weil sie zu
manchen Jahreszeiten bejagt werden. Immer wieder recken sie ihre Hälse
empor und schauen über das Gras und die Heidepflanzen, dann kann man sie
in der Vegetation entdecken. Wir haben sogar einige Jungtiere in der
weitläufigen und meiner Ansicht nach atemberaubend schönen Landschaft
erspähen können.
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Am See
Lochindorb, der sich im Dava Moor befindet, haben wir anschließend
ebenfalls Vögel beobachtet. Zu sehen gewesen sind dort unter anderem
etliche
Graugänse (Anser anser), ein
Prachttaucher (Gavia arctica),
Rotschenkel (Tringa totanus), Goldregenpfeifer (Pluvialis apricaria) und ein junger
Kiebitz (Vanellus vanellus).
Just in dem Moment, als wir unser Mittagessen mit dem Blick auf die
schöne Landschaft einnehmen wollen, hat uns der inzwischen schon sehr
vertraute schottische Regen erneut heimgesucht. Ein Picknick im Wagen
hat auch etwas, haben wir daraufhin herausgefunden.
Wenn es schon mit der Besteigung des Berges nicht klappt, sollten wir
ihn wenigstens ein ganz klein wenig kennen lernen - dieser Ansicht ist
Malcolm gewesen und er hat uns deshalb am frühen Abend mit den Autos zur
Cairngorms Mountains Railway Station
auf 635 Meter Höhe
gebracht. Von dort aus hat man einen herrlichen Blick ins Tal des River
Spey. Der Berg, an dessen Flanke wir uns aufgehalten haben, heißt "Cairn
Gorm" und ist 1.245 Meter hoch. Sein Gipfel hat Anfang Juli noch immer
teilweise unter Schnee gelegen. Die Pflanzenwelt rund um die Station ist sehr
interessant, denn sie unterscheidet deutlich von derjenigen in tieferen Lagen.
Hübsch sind beispielsweise die auffällig gefärbten
Moltebeeren (Rubus chamaemorus)
anzusehen. Nach dem Ausflug auf den Berg haben wir den letzten Abend in
geselliger Runde in unserer gemütlichen Unterkunft verbracht.
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10.07.2010: Inshriach Forest, Rückflug nach Deutschland ab Inverness
Der letzte Morgen unserer Schottlandreise hat wie die vorangegangenen
Tage in der Unterkunft "The Steading" wieder mit einem sensationell
guten Frühstück angefangen. Da soll noch einmal jemand behaupten, die
britische Küche sei furchtbar! Derjenige kennt ganz gewiss die
fantastischen Köche von
Speyside Wildlife nicht! Weil wir noch eine gute Stunde Zeit als
Puffer hatten, sind wir in den ganz in der Nähe gelegenen
Inshriach Forest gegangen, um diesen schönen Wald bei einem
Kurzspaziergang zu erkunden. Die Atmosphäre hat mir dort ausgesprochen
gut gefallen,
denn zwischen den Bäumen liegen zahlreiche kleine Seen, deren
Oberflächen an windstillen Tagen den Himmel spiegeln. Wieder haben wir
die Kreuzschnäbel nur kurz vorbei huschen sehen - es sollte einfach
nicht sein. Dafür haben wir aber eine
Erdkröte (Bufo bufo)
entdeckt, Buchfinken (Fringilla coelebs) sowie Tannenmeisen (Periparus
ater)
beim Singen zugehört und ein
Eichhörnchen (Sciurus vulgaris) ziemlich schnell einen Baum
empor klettern sehen. Danach sind wir dann endgültig in Richtung
Flughafen aufgebrochen und am frühen Nachmittag in Richtung Deutschland
gestartet.
Fazit und Danksagung
Schon
seit langer Zeit hat mich Schottland als Reiseziel gereizt, obwohl ich
offen gestanden nicht gerade ein Freund kühlen Wetters bin. Aber die
Tierwelt und die Landschaft haben mich so neugierig gemacht, dass ich
meine Abneigung gegen ständigen Regen und kalten Wind überwunden habe -
und ich habe es nicht bereut, obwohl ich meine Regenkleidung am Ende der
Tour wirklich nicht mehr sehen konnte! Die Schottlandreise hat mir
insgesamt sehr gut gefallen. Ich kann jedoch jedem Naturbegeisterten nur
raten, sich auf ein teils langwieriges - und mitunter leider auch
erfolgloses - Suchen von Arten einzustellen. Ein rasches Abhaken von
Beobachtungslisten ist in Schottland meist nicht möglich. Die dortige
Natur ist etwas für geduldige Genießer. Ideal ist es, wenn man sich
nicht nur für eine Sache interessiert, zum Beispiel für Vögel. Denn sind
die gerade einmal nicht zu sehen, entschädigt die schottische Natur
Beobachter oft beispielsweise mit schönen Orchideen oder interessanten
Säugetieren.
Unseren beiden Reiseleitern Malcolm und Chris möchte ich ganz herzlich
für das geduldige Chauffieren und das Schleppen der Spektive danken. Da
ich selbst nur ein Fernglas dabei hatte, bin ich froh gewesen, durch
ihre Spektive schauen zu können. Malcolm ist ein Kenner der Gegend und
er hat uns an seinem großen Wissensschatz teilhaben lassen, wofür ich ihm
sehr dankbar bin. Auch sein Humor hat enorm zum Gelingen der Reise
beigetragen. Birdingtours möchte ich an dieser Stelle ebenfalls danken,
denn wäre die Reise nicht angeboten worden, so wäre mir meiner Ansicht
nach eine wunderbare Erfahrung entgangen. Meinen Mitreisenden möchte ich
für die angenehme Zeit danken, die ich mit ihnen verbringen durfte. Es
ist keineswegs immer so, dass man an eine durchweg ganz und gar nette
Gruppe gerät.
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