Startseite |
Tagesausflug nach Santorini (Santorin)Schon lange hatte ich davon geträumt, irgendwann die Insel Santorin zu besuchen, der man in der deutschen Sprache - offenbar zu faul, einen weiteren Buchstaben auszusprechen - das hintere "i" abgeschnitten hat. Im Sommer 2003 bin ich auf Kreta gewesen. Santorini - in Griechenland Santoríni geschrieben - liegt gerade einmal knapp einhundert Kilometer entfernt im herrlich blau leuchtenden Meer... Was hätte da also näher gelegen, als eine der vielen eintägigen Kreuzfahrten zu buchen, die für kleines Geld angeboten wurden? Ich hätte ja nicht ahnen können, dass mich der Ausflug nach Santorin ziemlich viele Nerven kosten würde, weil die Griechen mit der Abholung gestrandeter Touristen überfordert sein würden. Nach einigen Preisvergleichen vor Ort habe ich mich auf Kreta für einen Veranstalter einer solchen Tour nach Santorini entschieden. Schon bald sollte es losgehen, das Schiff hat den Namen HMS Atlantis getragen. Ich bin kein irrationaler Mensch, aber als ich an Bord gegangen bin, habe ich noch gedacht: "Das gleichnamige mythische Inselreich ist untergegangen, hoffentlich passiert dem Schiff nichts!" Und richtig: Die Fahrt hat bedauerlicherweise unter keinem guten Stern gestanden. Im Hafen von Santorin hat sie ein trauriges Ende genommen, denn es ist an Bord des Schiffes zu einem tödlichen Unfall gekommen, bei dem ein Besatzungsmitglied sein Leben verloren hat und 20 weitere verletzt worden sind. All dies ist geschehen, während wir Passagiere auf Santorini spazieren gegangen sind, sodass wir keine Sekunde in Gefahr gewesen sind. Dennoch ist die Situation für uns später unangenehm geworden, aber das ist eine andere, ziemlich frustrierende Geschichte. Kehren wir lieber zurück nach Santorini, der herrlichen Insel. Die Hauptstadt Santorinis ist Fira (oder Thira), sie liegt auf der Hauptinsel Thera. Firas Hafen "Skala Fira" befindet sich 270 Meter unterhalb des Ortes, der erhaben auf der steilen Kraterwand thront. Etwa 600 Stufen hat man zu bewältigen, wenn man nach oben gelangen möchte, zumindest theoretisch. Denn wie so ziemlich überall auf der Welt kann man es sich am winzigen Hafen leicht machen und ein Ticket für die Seilbahn kaufen. Oder man ist abenteuerlustig und lässt sich von einem der Esel nach oben schleppen. Die Minderheit der Besucher ist so verrückt wie ich und wählt die dritte Option: Das Erklimmen der Stufen aus eigener Muskelkraft. Mal ehrlich, es grenzt ohne Zweifel ein wenig an Verrücktheit, den Aufstieg nach Fira zu Fuß in der prallen Mittagshitze zu unternehmen, das weiß ich inzwischen aus eigener Erfahrung. Selten habe ich so sehr geschwitzt wie auf dieser Strecke! Und ganz nebenbei bemerkt liegt überall Eselskot herum, der seinen beißenden Duft verströmt, was das Treppensteigen nicht gerade einfacher macht. Eineinhalb Liter Mineralwasser und eine halbe Stunde später bin ich endlich oben gewesen - und ich war zugegebenermaßen stolz auf meine Kletterleistung an diesem an die 40 Grad heißen Sommertag. Andere Leute haben mich vermutlich für ein Opfer eines Sonnenstichs gehalten, weil ich mir diese Kletterpartie angetan habe. Doch die ständig wechselnde Aussicht auf die Caldera des Santorin-Archipels, die man beim Aufstieg genießen kann, macht alle Strapazen wett! Und Fira an sich ist meiner Meinung nach immer einen Besuch wert. Das Dorf mit seinen blendend weiß gestrichenen Häusern und unzähligen blauen Kirchendächern sowie -kuppeln ist einfach bezaubernd. Da mir - leider - nur wenige Stunden auf der Hauptinsel Thera zur Verfügung gestanden haben, habe ich mich nicht lange ausgeruht, als ich oben angekommen war. Zwar hätte ich es gern etwas ruhiger angehen lassen, aber das ist bei einem Tagesausflug nicht möglich, wenn man möglichst viel von der Insel sehen möchte. Nachdem ich mich in einem der kleinen Supermärkte mit einer neuen Flasche Mineralwasser versorgt hatte, bin ich gleich nach Norden in Richtung Merovigli, dem Nachbardorf von Fira, los spaziert. Unterwegs habe ich die vielen schönen Anblicke und Aussichten genossen, die sich mir allerorten geboten haben.
Viel zu schnell ist der Tag vorbei gewesen und es hieß Abschied nehmen von Santorini. Bevor ich mich auf den Weg hinunter zum Hafen begeben habe, hat jedoch noch ein Punkt auf meinem Ausflugsplan gestanden: Ich habe mich in eines der vielen Cafés, die in Fira direkt an den Hang des Kraterrandes gebaut worden sind, gesetzt und dort ein wenig die Aussicht genossen. Von dort aus kann man über die gesamte Caldera blicken und für viel Geld leckeren Kuchen sowie einheimische Süßigkeiten essen. Ich habe "Galaktobóureko" bestellt. Dies ist ein griechisches Dessert, das zwar extrem süß, aber gleichzeitig ausgesprochen schmackhaft ist. Doch kein Leckerbissen kann es mit der Aussicht auf das unbeschreiblich intensive Blau des Meeres im Archipel aufnehmen.
Frisch gestärkt habe ich mich nach diesem Caféaufenthalt auf den Weg zum Hafen gemacht - wieder zu Fuß. Der Abstieg ist nicht minder anstrengend als der Aufstieg gewesen. Die Stufen sind von den Hufen der Esel glatt poliert, sodass man auf den Steinen leicht ins Rutschen gerät. Oder aber man schlittert aufgrund des frischen Eselskots abwärts. Ich bin später jedenfalls froh gewesen, Schuhe mit einem griffigen Profil zu tragen und deshalb schließlich zum Glück unfallfrei den Hafen erreicht zu haben.
Die Abfahrt des Schiffes verzögerte sich aufgrund des weiter oben erwähnten Unfalls. Letztlich hat sich die Lage so entwickelt, dass die Tagesausflügler auf Santorini gestrandet sind, denn die Atlantis hat aufgrund des Unfalls an Bord nicht mehr auslaufen dürfen. Das lange Warten am Hafen ist zermürbend gewesen, aber es hat auch dazu geführt, einen fast schon kitschigen Sonnenuntergang hinter der Insel Thirassia bewundern zu können. Und ich habe eine der kleinen Tavernen ausprobieren können, die am Fuße der steilen Klippen von Thera am Meer liegen. Der Blick von dort unten auf die Caldera hat einen gänzlich anderen Charakter als die Aussicht von Fira aus, er ist aber nicht minder reizvoll. Letztlich habe ich bis zum nächsten Morgen mit etwa 1.100 anderen Touristen auf dem schmalen Streifen der Hafenmauer ausharren müssen, bis endlich ein Schiff aus Kreta gekommen ist, um uns abzuholen. Immerhin 300 Halbliter-Wasserflaschen und ebenso viele belegte Brötchen haben die griechischen Behörden an uns ausgegeben. Decken hat es nicht gegeben und auch haben die meisten Lokalbesitzer es uns verboten, ihre sanitären Einrichtungen zu benutzen. Zu allem Überfluss ist das erste aus Kreta kommende Schiff zu klein gewesen, um alle Touristen mitzunehmen. Das ist den Verantwortlichen jedoch erst vor Ort aufgefallen, sodass einige der Gestrandeten weitere fünf Stunden auf ein Schiff warten mussten. Dieses Krisenmanagement ist richtig schlecht gewesen. Zwar hat sich niemand in Lebensgefahr befunden. Doch selbst mit dieser vergleichsweise harmlosen Situation sind die griechischen Behörden seinerzeit offenkundig überfordert gewesen, sodass man gar nicht darüber nachdenken mag, wie die Dinge gelaufen wären, wenn es sich um eine wirklich bedrohliche Situation gehandelt hätte. Ich für meinen Teil hoffe, dass man inzwischen bessere Pläne zur Krisenbewältigung in der Schublade hat - das Ganze hat sich ja immerhin vor langer Zeit, also im Jahr 2003, ereignet. Reiseliteratur
Santorini
- Reisehandbuch mit vielen praktischen Tipps Interessante Links zum Thema Santorin
· Santorin bei der Wikipedia (Deutsch)
|