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Ímbros-Schlucht und Frangokástello
Kreta ist bergig und daher reich an Schluchten. Den meisten Urlaubern
ist nur die berühmte Samariá-Schlucht bekannt. Ihre kleine Schwester,
die Ímbros-Schlucht, ist den wenigsten ein Begriff. Das ist
ausgesprochen schade, denn sie ist landschaftlich mindestens genauso
beeindruckend. Vom südlichen Ende der Schlucht aus ist es nicht weit zu
einer verfallenden und dennoch eindrucksvollen venezianischen Festung
namens Frangokástello. Während meiner Kreta-Reise im Sommer 2003 habe
ich einen Ausflug zur Ímbros-Schlucht unternommen, an dem einige andere
Reisende teilgenommen haben. In der Schlucht konnte jeder sein eigenes
Tempo wählen, sodass man nicht dazu gezwungen war, immer in einer
großen Gruppe durch die Natur zu wandern.
Die
Ímbros-Schlucht gilt als leichter zu erwandern als die
Samariá-Schlucht. Dennoch sollte man nicht den Fehler begehen, die
Beschaffenheit des Weges zu unterschätzen. Zwar ist die Ímbros-Schlucht
mit ihrer Länge von 7 km erheblich kürzer als die Schlucht von Samariá.
Trotzdem wäre es töricht, mit losem Schuhwerk oder gar Strandlatschen
bekleidet die Wanderung anzutreten. Festes Schuhwerk, also im Idealfall
Wanderschuhe, sollten zur Grundausrüstung bei jeder Wanderung durch
diese Schlucht gehören. Entgegen vieler anders lautender Aussagen hat es
der Weg streckenweise nämlich in sich. Manche Abschnitte bestehen aus
losem Geröll, auf dem man rasch den Halt verlieren kann. Aus diesem
Grunde empfiehlt es sich, lange, stabile Hosen zu tragen, die bei einem
eventuellen Sturz die Beine vor Verletzungen schützen. Wer mag, kann
sich auch mit Wanderstöcken abstützen, was gerade die Abschnitte mit
viel losem Geröll leichter zu bewältigen macht.
Doch
kommen wir nun zur Beschreibung meines Ausflugs. Wie die meisten
Besucher der Ímbros-Schlucht bin auch ich über die Straße angereist, die
vom Dorf Vrísses aus in Richtung Süden führt. Bei der Anfahrt werden
rechter Hand die Gipfel des Bergmassivs "Lefka Óri" sichtbar. Übersetzt
bedeutet dieser Name "Weiße Berge" und der Name ist hier wahrlich
Programm. Das weiße Kalkgestein hebt sich an wolkenlosen Tagen
kontrastreich vom Himmel sowie von den im Vordergrund liegenden, mit
Pflanzen bewachsenen Hügeln ab.
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Blick auf die kleine Ortschaft
Karés mit den Lefka Óri im Hintergrund |
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Die Lefka Óri sind strahlend weiße Berge |
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In
der Nähe der Ortschaft Karés überquert man einen Pass und hat
anschließend eine atemberaubend schöne Aussicht auf die
Askífou-Hochebene, die in manchen Literaturquellen auch als
Askyfou-Ebene bezeichnet wird. Sie liegt in 700 Meter Höhe
über dem Meeresspiegel und beherbergt mehrere kleine Dörfer. Von einem
Aussichtspunkt aus, der sich am Rande der Straße befindet, kann man die
weite Landschaft bestens überblicken. Sogar während der heißen
Sommermonate ist es dort mit den küstennahen Bereichen Kretas relativ
kühl, sodass sich die Umgebung in sattem Grün und leuchtendem Gelb
präsentiert.
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Grüner Hügel bei der Ortschaft Karés |
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Blick über die zwischen Bergen
eingebettete Askífou-Hochebene |
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Folgt
man nach dem Umrunden der Askífou-Hochebene der Straße weiter nach
Süden, erreicht man bald ein kleines Dörfchen namens Ímbros, mitunter
auch als Ímpros bezeichnet. Nach diesem Dorf ist die schöne Schlucht
benannt, die sich bis zur Küste erstreckt. In der Nähe des Eingangs der
etwa acht Kilometer langen Schlucht befinden sich einige Tavernen, in
denen man sich vor der Wanderung noch einmal stärken beziehungsweise
deren Toiletten man benutzen kann. Einem steinernen Trampelpfad folgend,
gelangt man schließlich zum Kassenhäuschen am Eingang der Schlucht. Die
erworbene Eintrittskarte wird etwa auf halber Strecke in der Schlucht
von einem Verwalter kontrolliert. Übrigens: Vom Startpunkt in Ímbros bis
zum Meer nahe der Ortschaft Komitades sind circa 650 Meter hinabzusteigen.
Dabei werden verschiedene Klimazonen durchwandert.
Im oberen Abschnitt, also im nördlich gelegenen Teil, ist die Schlucht
teils dicht bewachsen. An den mehr oder minder steilen Hängen stehen
neben stark verzweigten Büschen auch einige Bäume, siehe Foto rechts.
Beeindruckend sind die direkt an den oberen Kanten der Felsabbrüche
wachsenden Zypressen, die man vielerorts bestaunen kann. Vor allem im
tiefer gelegenen Teil der Schlucht sind sie die dominierende Baumart,
weiter oben gibt es einige andere Bäume, darunter Nadelbäume, Eichen und
Platanen. Manche Bäume klammern sich mit ihren Wurzeln an steile Felsen,
was besonders beeindruckend aussieht.
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Bäume im oberen Teil der Ímbros-Schlucht |
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Manche Bäume krallen sich mit
ihren Wurzeln am nackten Fels fest |
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Hat
man etwa ein Viertel des Weges zurückgelegt, ändert sich die Umgebung
langsam ein wenig. Das anfangs offene, weite Tal wird zunehmend enger,
wobei die dichte Vegetation nach wie vor vorhanden ist. Schattige,
schmale Durchgänge sind nun die Regel. Man hört hier praktisch keine
Zivilisationsgeräusche, was die Wanderung für Erholungssuchende zu einem
wahren Genuss macht. An manchen Tagen weht ein starker Wind, so auch an
jenem, als ich durch die Schlucht gewandert bin. In den Zweigen der
Bäume heulte er beeindruckend laut.
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Folgt
man dem Weg einige hundert Meter weiter bergab, ragen plötzlich hohe
Felswände links und rechts des Pfades empor. Kaum ein Sonnenstrahl
berührt an jener Stelle den Boden der Schlucht. Geräusche klingen
zwischen den engen Felswänden auf sonderbare Weise nach und viele
Pflanzen, die an diesen besonderen Lebensraum angepasst sind, klammern
sich mit ihren Wurzeln ins Gestein. Ist es windig, wehen die Böen unter
lautem Dröhnen durch die schmalen Durchgänge. Dabei kann es vorkommen,
dass man von besonders starken Böen fast umgeworfen wird, weil der Wind
mit unbändiger Kraft durch die engen Schluchtabschnitte weht. Man sollte
es nicht versäumen, zwischen den engen Felsspalten stehend nach oben zu
blicken. Die Perspektive ist bemerkenswert.
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Bäume überragen eine
enge Stelle |
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Licht und Schatten in
der Ímbros-Schlucht |
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Hat
man die erste Hälfte des Wanderweges bewältigt, erreicht man die kleine
Holzhütte der Verwalter. Dort kann man sich im Schatten ausladender
Bäume ausruhen und ein kaltes Getränk genießen. Gekühlt werden die
Softdrinks und das Bier von den Verwaltern in einem Brunnen, dessen
Wasser sehr kalt ist. Als Souvenir kann man bei den Verwaltern schöne
Bergkristalle kaufen, die aus der Schlucht stammen. Vor der Hütte liegt
ein weitläufiger, mit losem Geröll bedeckter Platz in der Schlucht, auf
dem sogar einige kleine Bäume stehen.
Je
weiter man in den südlichen, tiefer gelegenen Teil der Schlucht
vordringt, desto mehr ändert sich die Landschaft. Der Boden ist mit
vielen etwa faustgroßen Steinen übersät, was das Vorankommen teils etwas
beschwerlich gestaltet. Diese Steine liegen lose übereinander und haben
die unangenehme Angewohnheit, zuweilen ohne jede Vorwarnung unter einem
ins Rutschen zu geraten. Spätestens hier wird man froh sein, festes
Schuhwerk zu tragen! Die Vegetation unterscheidet sich stark von der im
höher gelegenen Teil der Schlucht. Büsche finden sich kaum noch, dafür
gedeihen in diesem Abschnitt der Schlucht mehr Bäume.
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Links und rechts ragen die Felsen nach etwa drei Vierteln der Wegstrecke
wieder höher und sehr steil empor. In den Felswänden brüten die
zierlichen, in Deutschland nicht beheimateten
Felsenschwalben (Ptyonoprogne rupestris). Meist hört man sie leise
zwitschern, bevor man sie
sieht. Artistisch ziehen sie ihre Bahnen entlang der Felsen und spielen
regelrecht mit dem Wind - sogar dann, wenn dieser in starken Böen weht.
Interessant sind auch die verschiedenen Formen der Felsen. Die Elemente Luft und Wasser haben die
Felswände im Laufe vieler Jahrtausende unaufhörlich geformt. Sie haben
auffällige Formationen entstehen lassen; besonders imposant ist der in diesem
Absatz abgebildete Felsbogen.
Hat
man das südliche Ende der Schlucht erreicht, wird das Tal zusehends
breiter und man hat einen atemberaubend schönen Blick auf das strahlend
blaue Libysche Meer. Nach dieser Wanderung, die je nachdem, wie schnell
man gelaufen ist, zwischen zwei und mehr Stunden gedauert hat, sollte
man sich die Zeit nehmen und von der Veranda einer der Tavernen aus bei
einer kleinen Erfrischung die Aussicht auf das Meer genießen. Wer es
nicht touristisch mag, der sollte die ersten Tavernen am Ende der
Schlucht hinter sich lassen und einige Schritte weiter zum rechts
gelegenen Dorf Chóra Sfakion gehen.
Frangokástello
Unvergleichlich
einsam liegt an der Südküste in der Nähe der Ímbros-Schlucht ein klobig
wirkendes, weithin sichtbares venezianisches Kastell. Erbaut worden ist
es im Jahr 1371. Es erhebt sich
direkt am Meer wie eine Trutzburg über das vom Wind gepeitschte Land.
Hinter ihm ragen die Kryoneritis-Berge steil empor, dieser Anblick ist
atemberaubend. Wie viele andere Orte Kretas war auch dieses Kastell
namens Frangokástello, nach dem das umliegende Dorf benannt worden ist,
während der Befreiungskriege gegen die osmanische Besatzung Schauplatz
eines Blutbades. Nach einer hoffnungslosen Schlacht von etwa 600
Griechen unter dem Kommando von Chatzimichális Daliánnis, bei der
innerhalb kürzester Zeit 200 Männer ums Leben gekommen waren, sind die
verbliebenen Aufständischen in das verlassene Kastell geflüchtet.
Tagelang ist es ihnen gelungen, sich gegen die sie belagernden Osmanen zu
verteidigen. Doch letztlich sind sie doch hingerichtet worden.
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Blick auf den
Nordwestturm |
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Innenhof des Kastells in Frangokástello |
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Im Sand der Küste vor der Festung liegen die in dieser Schlacht
gefallenen Griechen begraben. Einer Legende zufolge ziehen ihre Seelen
Anfang Juni in der Morgendämmerung langsam am Kastell vorbei. Diese
geisterhafte Erscheinung trägt den Namen "Drosoulítes", was auf Deutsch
"Seelen des Taus" bedeutet. Wissenschaftlich betrachtet scheinen hinter
diesem Phänomen Luftspiegelungen von der libyschen Küste zu stecken, da
die Geisterbilder nur bei hoher Luftfeuchtigkeit und extremer Windstille
in Erscheinung treten. Diese Witterungsbedingungen treten oft im
genannten Zeitraum im Juni auf.
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Das venezianische
Wappen,
der Löwe von San Marco |
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Berge hinter Frangokástello |
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