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Lassíthi-Hochebene
Im zentralen Bereich Kretas erhebt sich das Díkti-Bergmassiv. Die
schroffen Berge sind von grau-brauner Farbe und der höchste Gipfel des
Massivs, der Díkti, ragt bis auf 2.148 Meter empor. Ihm benachbart
liegen der 2.085 Meter hohe Lázaros und der Aféndis Christós, der 2.141
Meter hoch ist. Das Gebirge umschließt ein landschaftliches Kleinod
Kretas: die Lassíthi-Hochebene, mitunter auch Lasíthi oder Lasithi
geschrieben. Dieses fast kreisrunde Plateau liegt
etwa 800 Meter über dem Meeresspiegel. Auf Griechisch heißt diese Region
"Oropédio Lassithíou".
Allein schon die Anfahrt von Liménas Chersonísou aus ist ein Erlebnis
für sich. Die Straße verläuft zunächst durch eine wunderschöne
Landschaft und führt durch den Ort Potamiés. Bis dort und zu dem darauf
folgenden Ort Avdoú verläuft die Straße größtenteils geradeaus. Man
fährt direkt auf das Díkti-Massiv zu und vollführt plötzlich einen
Schlenker nach links. Von dort an wird die Straße zur
Serpentinenstrecke. Sie klettert an den Bergen empor, bis schließlich
der 1.050 Meter hoch gelegene Pass von Ambélos erreicht ist.
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Der Ambélos-Pass liegt
1.050 Meter über dem Meeresspiegel |
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Serpentinen winden sich am Ambélos-Pass |
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Einige Meter oberhalb der Straße erheben sich am Pass die Ruinen
einiger Getreidemühlen, die einst von noch viel weiter entfernt
auszumachen gewesen sind, als sie noch ihre Bespannung getragen
haben. Heute werden sie nicht mehr benötigt und man überlässt
sie dem Verfall. Vom Aussichtspunkt am Pass aus hat man während
der Zugzeiten der Vögel, also im Frühling und Herbst, sehr gute
Möglichkeiten, mächtige Greifvögel zu beobachten. Aber auch im
Sommer kann man von dort aus mit ein wenig Glück Luftbewohner
wie den Gänsegeier (Gyps fulvus) majestätisch
am Himmel gleiten sehen.
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Folgt
man weiter der Straße, verliert diese wieder an Höhe, bis man
schließlich die Ebene erreicht hat. Hält man sich links, kommt man bald
im Hauptort Tzermiádon an, der aufgrund der blumengeschmückten Balkone
und der vielen üppigen Weinranken zauberhaft schön ist. In den Tavernen
des Ortes kann man für die Hochebene typische Spezialitäten wie mit
Dill-Reis gefüllte Zucchiniblüten schlemmen. Auch ein Besuch der am
westlichen Ortsausgang gelegenen Konditorei lohnt sich, denn dort werden
klebrig-süße Naschereien verkauft, die zum Beispiel bei einem
Spaziergang über die Ebene herrlich schmecken.
Als ich im Sommer in und um Tzermiádon spazieren ging, wimmelte es dort
geradezu von
Rauchschwalben (Hirundo rustica rustica). Die Jungtiere der vorangegangenen Brut lernten das
Fliegen und trainierten ihre Selbständigkeit. So ganz wollten sie aber
offenbar noch nicht von der Gewohnheit lassen, sich nahrhafte Insekten
von ihren Eltern in den noch leuchtend gelb umrandeten Schnabel stopfen
zu lassen. Sie hockten auf den Telegrafenleitungen, hielte sich mit
ihren kurzen Zehen daran fest und propellerten mit den Flügeln, um die
Flugmuskulatur zu kräftigen. Wann immer sich ihnen ein Elternteil
näherte, wurden sie unruhig, rissen den Schnabel auf und bettelten
lautstark um eine Portion Futter. Manche Altvögel flogen ungerührt
vorüber, was bei den Jungschwalben zu wüsten Schimpftiraden führte.
Aufgrund des fruchtbaren Bodens wird die Lassíthi-Hochebene seit
Tausenden von Jahren durch die einheimische Bevölkerung Kretas
landwirtschaftlich genutzt. Heute bedecken unzählige Obstbäume sowie
Gemüsepflanzen die Ebene, sie versorgen die Kreter und auch die
Touristen mit frischen Lebensmitteln. Früher standen auf der Hochebene
weit über 10.000 weiß bespannte Windräder, die Wasser gefördert haben.
Es sammelt sich in Hohlräumen im unterirdischen Kalkgestein, das sich
unterhalb der Ebene befindet. Da der Wind als Antrieb für die
Bewässerung der Felder jedoch nicht immer ausreichend verlässlich ist,
sind viele Landwirte in den vergangenen Jahrzehnten auf mit Diesel
betriebene Pumpen umgestiegen. Obwohl sie schön anzusehen sind, gehören
die umweltfreundlichen Windräder somit leider einer "aussterbenden Art"
an.
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Typisches Lassíthi-Windrad |
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Mit den alten Windrädern wird
Wasser aus dem Untergrund gepumpt |
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Ganz
anders als an der nördlich gelegenen Küste Kretas, die fest in der Hand
unzähliger Touristen ist, herrschen auf der Hochebene Ruhe und
Beschaulichkeit vor. Hektik ist dort ein Fremdwort und die Natur lädt zu
ausgedehnten Spaziergängen ein. Als ich vom Dorf Psichró aus auf einem
der Wege in die Ebene hinein schlenderte, hörte ich nach wenigen Minuten
keine Zivilisationsgeräusche mehr. Um mich herum war nur noch das
Rauschen des Windes in den Bäumen, das Quaken von Fröschen und das
Gezwitscher unglaublich vieler Vögel zu vernehmen. Eine solche Idylle
habe ich nirgendwo sonst auf Kreta vorgefunden.
Am
Rande des Dorfes Psichró liegt eine Sehenswürdigkeit, die von vielen
Besuchern aufgesucht wird: Diktéon Ándron, die sagenumwobene
Geburtshöhle des Zeus. Vom am Fuße des Höhleneingangs gelegenen
Parkplatz aus hätte man einen wunderbaren Blick über die Ebene, stünde
dort nicht ein hoher, engmaschiger Zaun im Weg. Allein von den Veranden
der Tavernen (Achtung, hohe Preise!) aus hat man freie Sicht. Aber man
muss sich dort nicht bei einem überteuerten Kaffee aufhalten, um die
Aussicht genießen zu dürfen. Direkt rechts vom Parkplatz geht ein
kleiner Trampelpfad an der Betonplattform vorbei, er mündet in einem
Fußweg, den die Einheimischen mit ihren Eseln benutzen, um von Psichró
aus zur Höhle zu gelangen. Von diesem Weg aus bietet sich ein
spektakulär schöner Ausblick auf die Ebene.
An
manchen Tagen hängen nur wenige Wolken über der Ebene. Man kann dann
ihre Schatten bei der Wanderung über die Berge verfolgen, wie es in der
nebenstehenden Abbildung zu sehen ist. Für den Besuch der
Lassíthi-Hochebene sollte man auf alle Fälle mindestens einen Tag
einplanen. Es gibt für Naturfreunde so viel zu entdecken, dass die
wenigen Stunden, die man mit einer Reisegruppe dort verbringen würde,
einfach nicht ausreichen. Am besten erreicht man die Hochebene mit einem
Mietwagen, auch ein öffentlicher Bus fährt von Iráklio aus dorthin.
Allerdings nur einmal täglich, sodass man über Nacht bleiben muss.
Selbstverständlich kann man ebenso mit dem Taxi hinauf fahren, was
jedoch teuer ist. Organisierte Bustouren sind nicht ideal, aber man kann
das Beste daraus machen und sich nicht von Taverne zu Taverne scheuchen
lassen. Während die Mitreisenden sich die Bäuche voll schlagen, hat man
in aller Regel genügend Zeit für kleine Erkundungen der Umgebung der
jeweiligen Zwischenstationen.
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